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Schwarzer Tag für den Videobeweis

25. April 2019

Ein umstrittener Foulelfmeter entscheidet das packende DFB-Pokal-Halbfinale in Bremen zugunsten des FC Bayern. Dem Schiedsrichter und seinen Videoassistenten fehlte es an Fingerspitzengefühl, meint Stefan Nestler.

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Symbolbild Videobeweis im Fußball
Bild: picture-alliance/Fotostand/Ellerbrake

Um das mal vorneweg klarzustellen: Der FC Bayern hat das DFB-Pokal-Halbfinale in Bremen verdient gewonnen. Der Spitzenreiter der Bundesliga war, über 90 Minuten gesehen, die bessere Mannschaft, spielte - bis auf jene anderthalb Minuten, in denen die zwei Bremer Treffer fielen - konzentriert und hatte nicht nur mehr, sondern auch die besseren Chancen. Und doch redet nun alle Welt von einem glücklichen Sieg der Münchener, weil eben der letzte und damit spielentscheidende Treffer durch jenen umstrittenen Foulelfmeter fiel.

Früher, als es noch keinen Videobeweis gab, hätte man gesagt: Okay, Theodor Gebre Selassie hat Kingsley Coman im Strafraum angerempelt, der Franzose fiel, Schiedsrichter Daniel Siebert musste spontan entscheiden und gab eben Elfmeter. Eine harte Entscheidung, aber der Körperkontakt war da - man muss diesen Strafstoß nicht geben, aber eine glasklare Fehlentscheidung war es auch nicht. Schließlich konnte sich der Schiri die Szene ja nicht zweimal ansehen.

Gute Idee, schlecht umgesetzt

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler, DW Sport

Doch diese Zeiten sind vorbei. Auch im DFB-Pokal gibt es den Videobeweis. Und da stellt sich nun die Frage: Warum um alles in der Welt haben die Videoassistenten in Köln Daniel Siebert nicht geraten, sich die Szene noch einmal in Ruhe auf dem Bildschirm anzusehen? In diesem Fall hätte er höchstwahrscheinlich gesehen, dass es sich um einen Zweikampf im Strafraum handelte, wie er sich in einem Spiel dutzende Male ereignet. Und dass man diesen Elfmeter in einer Partie, die Spitz auf Knopf steht und bei der es um nicht weniger als den Einzug ins Finale des DFB-Pokals geht, eher nicht geben sollte. Und auch, dass es deshalb keineswegs die eigene Ehre verletzen, sondern von Fingerspitzengefühl zeugen würde, die Entscheidung zurückzunehmen.

Doch Daniel Siebert schaute sich die umstrittene Szene nicht einmal an. Er sprach ganz kurz mit Köln - und dann? Nichts weiter. Das verstehe, wer will. Der Zuschauer jedenfalls nicht, die Bremer Spieler schon gar nicht, selbst die Bayern äußerten sich sehr zurückhaltend. Der Videobeweis sollte für mehr Gerechtigkeit sorgen. An diesem Pokalabend in Bremen jedoch wirkte er so willkürlich wie manche Schiedsrichterentscheidung in früheren Zeiten. Ein schwarzer Tag für eine eigentlich gute Idee. Doch was hilft es, wenn sie schlecht und ohne klare Linie umgesetzt wird?

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter