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Nur ein kleiner Trost

29. April 2017

Bayern ist Meister. Wieder einmal. Angesichts des Scheiterns in Champions League und DFB-Pokal wird der Jubel von Wolfsburg bald vergessen sein, glaubt DW-Sportredakteur Stefan Nestler.

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Carlo Ancelotti
Saison-Ziel "Triple" verfehlt: Bayern-Coach Carlo AncelottiBild: Reuters/F. Bimmer

Zunächst einmal: Glückwunsch, FC Bayern, gut gemacht! Mit einem souveränen 6:0-Kantersieg in Wolfsburg machen die Bayern den historischen fünften Bundesliga-Titel in Serie perfekt, den 27. insgesamt, und das bereits am viertletzten Bundesliga-Spieltag. Damit ist auch in Zahlen dokumentiert, was kaum einer in Zweifel ziehen dürfte: Die Münchener sind aktuell mit Abstand die beste Fußballmannschaft Deutschlands.

Leipzig, Dortmund und Hoffenheim rücken näher

Einiges deutet allerdings darauf hin, dass dieser Abstand in den nächsten Spielzeiten geringer werden könnte. Entwickelt sich RB Leipzig so rasant weiter wie bisher, dürfte aus dem Verein, den viele immer noch als Plastikklub verfluchen, ein wirklich ernsthafter Konkurrent um den Meistertitel erwachsen. Gleiches gilt auch für die Dortmunder Borussia, die ihr großes Potential Mitte der Woche mit dem Pokal-Coup in München eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Und wer weiß, vielleicht gesellt sich ja auch noch 1899 Hoffenheim dazu. Die Mannschaft des jüngsten Bundesliga-Trainers Julian Nagelsmann hat in dieser Saison nicht nur mit dem Heimsieg gegen die Bayern demonstriert, dass sie das Zeug hat, die Münchener zu ärgern. Spielerisch brauchen sich diese Teams nicht vor dem Rekordmeister zu verstecken - Leipzig, Dortmund und Hoffenheim verfügen über Talente en masse. Einzig die Konstanz der Bayern fehlt ihnen noch.

Traum vom Triple geplatzt

Dennoch ist ein enges Titelrennen, das der Bundesliga so gut tun würde, noch Zukunftsmusik. Trotz einiger weniger kleinerer Hänger haben die Bayern die Saison dominiert und souverän die Schale geholt. Doch die Münchener sind erfolgsverwöhnt. Der Meistertitel Nr. 27 reicht eben nicht, die Ansprüche waren höher. Nach dem Weggang von Trainer Pep Guardiola hofften die Verantwortlichen des Rekordmeisters, dass Nachfolger Carlo Ancelotti den FC Bayern wieder zum Gewinn der Champions League führen würde. Viele träumten sogar vom neuerlichen Triple, wie 2013 unter Trainer Jupp Heynckes. Doch innerhalb von acht Tagen scheiterten die Bayern erst im Champions-League-Viertelfinale an Real Madrid und dann auch noch im DFB-Pokal-Halbfinale.

Ancelotti unter Druck

Die vorzeitige Meisterschaft ist da nur ein kleiner Trost. Viele Bayern-Fans fragen sich: Wie geht es weiter, wenn Schlüsselspieler wie Philipp Lahm oder Xabi Alonso nach der Saison ihre Karrieren beenden? Ist Carlo Ancelotti wirklich der richtige Mann, einen neuen, noch schlagkräftigeren FC Bayern aufzubauen? Einen deutschen Rekordmeister, der sich in der Champions League wieder gegen die spanischen Top-Klubs behauptet. Und wer füllt das Vakuum, das nach dem Weggang von Sportdirektor Matthias Sammer entstanden ist? Wer sorgt für einen jüngeren FC Bayern, der auch ohne Lahm, Alonso und vielleicht bald auch Franck Ribery und Arjen Robben auskommt? Die Latte liegt in München extrem hoch. Das ist nun einmal das Schicksal von Seriensiegern. Der Jubel von Wolfsburg fiel relativ verhalten aus - und wird schnell vergessen sein. 

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DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter