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Mutige Medien investieren weiter

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Tobias Oelmaier
22. Juni 2020

Trotz der Corona-Krise müssen die Fußball-Bundesligen nur einen geringen Abschlag bei den TV-Rechten hinnehmen. Auch wenn Einsparungen nötig sind, hat man jetzt wenigsten Planungssicherheit, meint Tobias Oelmaier.

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Deutschland Bundesliga VFL Wolfsburg gegen Eintracht Frankfurt
Bild: Getty Images/AFP/S. Pförtner

Der große Paukenschlag ist ausgeblieben. Die Fußball-Bundesligen werden auch in den kommenden Jahren nicht am Hungertuch nagen müssen. Durchschnittlich knapp 1,1 Milliarden Euro pro Spielzeit hat die Auktion der verschiedenen deutschsprachigen Rechtepakete für TV- und Audio-Übertragungen eingebracht. Trotz Corona-Krise bedeutet das für die Jahre 2021 bis 2025 lediglich eine Mindereinnahme von rund fünf Prozent gegenüber den bisher bestehenden Verträgen. Aber eben auch 20 Prozent weniger als man noch vor der Krise für die kommende Vertragsperiode erhofft hatte.

DFL-Chef Christian Seifert war die Erleichterung bei der Pressekonferenz nach der Mitgliederversammlung der 36 Profiklubs deutlich anzumerken: "Ich bin durchaus zufrieden", kommentierte Seifert das Ergebnis. Dabei bringt das momentan bestehende Paket noch 1,16 Milliarden Euro pro Saison. Bei der Vergabe im Jahre 2016 waren die Preise im Vergleich zum zuvor geltenden Vertrag um 80 Prozent in die Höhe geschnellt. Aber das waren noch andere Zeiten.

Investition gegen den Trend

Die Corona-Pandemie hat nicht nur zu einer Unterbrechung des Bundesliga-Spielbetriebs von über zwei Monaten geführt. Den Sponsoren sind die Umsätze weggebrochen, den Fernsehsendern die Werbeeinnahmen - eine Erholung ist nicht in Sicht. Und der Profi-Fußball musste viel Kritik einstecken in einer Phase, in der über Systemrelevanz diskutiert wurde, über Ethik und die Abkehr von Gigantismus und Kommerz. Nicht umsonst sprachen sich im Mai rund die Hälfte der Menschen in Deutschland gegen die Wiederaufnahme der Saison aus.

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DW-Redakteur Tobias Oelmaier

Vor diesem Hintergrund ist die Investitionsbereitschaft der Medienanbieter mutig. Denn niemand weiß, wie sich der Profi-Fußball national wie global entwickeln wird - nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich. Kann er seinen oft als überhöht kritisierten Stellenwert angesichts nicht absehbarer finanzieller Corona-Auswirkungen verteidigen? Wird sich die Ökonomie so weit erholen, dass Geld da ist für das Freizeit- und Luxusgut Fußball? Zumal sich die Vorturner bisher ja nicht gerade in jener Bescheidenheit geübt haben, die nun den Konsumenten droht.

Zumal auch im Fußball noch keine Normalisierung in Sicht ist. "Die nächste Saison, die normal durchgeführt werden kann, wird die Saison 2021/22 sein", prognostiziert Seifert. Der kommende Sommer werde hart. Er warnt vor Einbrüchen bei den Transfererlösen, vor Schwierigkeiten bei Verhandlungen mit Sponsoren. Und mahnt eine Risikovorsorge der Vereine an. Einen Punkt, der in der Vergangenheit von vielen Klubs sträflich vernachlässigt wurde.

Alle müssen den Gürtel enger schnallen

Rund 20 Prozent weniger als erwartet sind ein harter Einschnitt, auch wenn es sich in diesen Größenordnungen im Milliardenbereich nach gar nicht so viel anhört. "Das wird für einige bedeuten", sagt Seifert, "dass man den Gürtel enger schnallt. Das gilt für Clubs, für Spieler, für Berater."

Und doch ist man bei der DFL froh. Das sollte man auch sein. Vor allem mit Blick auf das europäische Ausland, wo die Verhandlungen mit den TV-Sendern erst im kommenden Jahr anstehen und wo sich die Krise noch viel stärker auswirken könnte. Wie sagte Seifert doch: "Jetzt hat man Planungssicherheit bis 2025." Und diese Planungssicherheit ist ein hohes Gut in diesen unsicheren Zeiten.