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Kommentar: "Kreislauf der Gewalt"

Peter Philipp18. April 2006

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilt den Selbstmordanschlag von Tel Aviv, doch die Hamas-Regierung spricht von einem "Akt der Selbstverteidigung".

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Opfer der GewaltspiraleBild: AP

Solche Rechtfertigung wird den Kreislauf der Gewalt sicher erneut mit voller Macht antreiben. Die israelische Regierung berät angeblich noch über eine geeignete Antwort, aber schon Stunden nach der Tat machten israelische Truppen im Westjordanland Jagd auf Anhänger der radikalen Organisation Islamischer Dschihad, der Gazastreifen wurde beschossen und neue Angriffe auf Gaza dürften nur noch eine Frage der Zeit sein. Solche Angriffe werden den Konflikt nur erneut verschärfen. Denn jeder Unschuldige, der dabei zu Schaden kommt, wird zum Kronzeugen bei der Rechtfertigung neuen Terrors gegen Unschuldige auf der Gegenseite. Ein Teufelskreis, dem sich beide Seiten anscheinend nicht entziehen können.

Hamas Regierung in Palästina Ramallah
Hamas-Regierung: "Akt der Selbstverteidigung"Bild: AP

Sie wollen ihn offensichtlich auch nicht verhindern: Israel hat nach Terroranschlägen immer mit Gewalt reagiert. Und das wird auch die Regierung Olmert tun. Schon allein, um die Koalitionsverhandlungen nicht zu gefährden. Und diese Regierung wird dadurch einen härteren Kurs einschlagen, noch bevor sie sich offiziell konstituiert. Sie tappt damit folgerichtig in die Falle, die die Gegenseite ihr gestellt hat: Auf palästinensischer Seite nämlich suchen Gruppen wie der "Islamische Jihad" aktiv die Konfrontation: Sie sind gegen Israel und glauben an den Kampf, den die PLO vor über zehn Jahren bereits als sinnlos und vergebens ansah. Und daraufhin die Osloer Verträge mit Israel abschloss.

Lösung immer unwahrscheinlicher

Verwundete Israelis werden nach einem Bombenattentat in Tel Aviv ärztlich behandelt Israel Selbstmordaschlag
Verwundete IsraelisBild: AP

Die radikale Palästinenserorganisation Hamas hat zwar vor einem Jahr einen Waffenstillstand verkündet, ideologisch aber unterscheidet sie sich kaum von der palästinensische Organisation Islamischer Dschihad. Was ihr die breite Isolation durch den Westen eingebracht hat. Eine Isolation, unter der nicht in erster Linie die Hamas zu leiden hat, sondern die palästinensische Bevölkerung. Und die sieht nicht Ursache und Wirkung, sondern sie wird den Radikalen glauben, dass der Westen sich eben doch gegen die Palästinenser verschworen hat. Und sie wird sich denen zuwenden, die heute Hilfe anbieten. Vor allem Iran und Russland.

UN-Generalsekretär Kofi Annan will Anfang Mai das Nahost-Quartett zusammenrufen, um die Situation zu diskutieren. Man sollte schneller aktiv werden, denn mit jeder neuen Runde von Gewalt wird eine Lösung schwieriger und unwahrscheinlicher.