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Going the distance

Christina Bergmann14. Mai 2008

Hillary Clinton hat die Vorwahlen in West-Virginia mit großem Vorsprung gewonnen. Und sie will weitermachen. Damit könnte sie Barack Obama einen guten Dienst erweisen, meint Christina Bergmann in ihrem Kommentar.

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Bild: DW

Der Sieg in West-Virginia gibt Hillary Clinton die Legitimation, weiter im Rennen zu bleiben. Sie hat Recht, wenn sie sagt, dass auch die restlichen Wählerinnen und Wähler eine Chance haben sollen, ihre Stimme abzugeben. Noch hat keiner der beiden Kontrahenten die Mehrheit der Stimmen. Und der Wahlkampf mobilisiert Anhänger in großer Zahl.

Im Moment kämpfen sie für Barack Obama oder Hillary Clinton – und stehen sich unversöhnlich gegenüber. Aber die Chancen stehen nicht schlecht, dass sich die meisten von ihnen hinter denjenigen stellen, der im November gegen den Republikaner John McCain antritt.

Keine Spaltung der Demokraten

Fernschreiber Christina Bergmann

Hillary Clinton hat in ihrer Rede in West Virginia gezeigt, dass sie die Demokraten nicht spalten will. Sie sprach von ihrer Bewunderung für Barack Obama und ihrem gemeinsamen Einsatz dafür, dem Land eine neue Führung zu bringen. Indem sie betont, auch für Barack Obama kämpfen zu wollen, bereitet sie sich den Weg für einen würdevollen Abgang. Der wird vermutlich erst kommen, wenn die letzten Stimmen gezählt sind.

Darauf deutet hin, dass sie die Latte für den Gewinner plötzlich höher gelegt hat und auch die Delegierten aus Florida und Michigan mitzählt. Ob und wie diese auf dem Nominierungsparteitag stimmen dürfen, wird in der Demokratischen Partei erst am 31. Mai entschieden. Barack Obama sollte ihr dieses Zahlenspiel durchgehen lassen. Da seine Frau Michelle für ihn in Puerto Rico Wahlkampf macht, lässt vermuten, dass er es vorhat. In Puerto Rico wird am 1. Juni gewählt.

Unterschiedliche Zielgruppen

Und Hillary Clinton hat auch Recht, wenn sie darauf hinweist, dass Obama bei einer großen Bevölkerungsschicht ein Problem hat. Er spricht die jungen Wähler an, die Studenten, die Besserverdienenden - und natürlich die Schwarzen. Aber weiße, weniger gebildete Wähler haben sich bisher in großer Zahl für Hillary Clinton entschieden.

Auch, weil ihr Konkurrent eine andere Hautfarbe hat. Es hilft nichts, die Augen vor der Tatsache zu verschließen, dass es in diesem Land Menschen gibt, die einen Kandidaten nicht wählen, weil er schwarz ist. Dabei ist es nicht Rassismus, das Problem anzusprechen. Rassismus ist es, wenn die Wahlkämpfer von Barack Obama – und zwar weiße wie schwarze – mit entsprechenden Ausdrücken beschimpft werden. Das passiert offenbar öfter, als es den Demokraten lieb sein kann.

Präsident für alle Amerikaner

Obama muss also zeigen, dass er ein Präsident für alle Amerikaner sein will. Auch für ältere Frauen, die fest zu Clinton stehen, und auch für jene, die er als "verbittert" bezeichnet hat, und die seiner Ansicht nach aus Frustration über ihre schlechte wirtschaftliche Lage an Waffen und Religion festhalten.

Er wurde daraufhin als "elitär" bezeichnet. Nicht ganz zu unrecht. Dass die Wählerinnen und Wähler noch immer in großer Zahl für Hillary Clinton stimmen, ist ein klares Signal an Barack Obama, dass er noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten hat, dass ihm nicht alle Herzen zufliegen. Für die Wahl im November ist das eine gute Lehre.