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Politik

Für die USA ist die Hoffnung weiblich

Kommentarbild Christina Bergmann PROVISORISCH
Christina Bergmann
30. Dezember 2018

2018 war in den USA das Jahr der starken Frauen. Sie haben sich der konservativen Agenda der Regierung von US-Präsident Donald Trump entgegengestellt. Und das lässt auch für die Zukunft hoffen, meint Christina Bergmann.

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USA Cambridge Massachusetts - Frau trägt pinken "Pussyhat" beim Women's March
Der "Pussyhat" ist das Erkennungszeichen der Frauen, die gegen Donald Trump demonstrierenBild: Reuters/B. Snyder

Für Anhänger einer sozialen und liberalen Politik in den USA war 2018  ein schwieriges Jahr: Umweltschutzgesetze wurden gelockert, die staatliche Krankenversicherung  ausgehöhlt, das Einwanderungsrecht verschärft. Der Twitter-Finger von US-Präsident Donald Trump sorgte für kleine und große Krisen, und dafür, dass seine Anhänger die Medien nun als "Staatsfeinde" betrachten.

Doch es gibt auch positive Nachrichten, und die sind vor allem starken Frauen zu verdanken.

Emma Gonzalez

Die 19-jährige Emma Gonzalez ist eine von ihnen. Sie gehört zu den Schülerinnen und Schülern, die den Amoklauf in den Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida, überlebten. 17 Menschen wurden dort am Valentinstag ermordet, darunter 14 Jugendliche. Emma Gonzalez und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler hatten danach genug von heuchlerischen Betroffenheitsbekundungen, mit denen Politiker in den USA reflexartig auf die erschreckend häufigen Massaker durch Amokläufer reagieren. Die Jugendlichen nahmen es mit der mächtigen US-Waffenlobby NRA  auf.

Mit ihren Twitter-Stürmen und einer der größten Massendemonstrationen der Geschichte von Washington, D.C. erreichten sie unter anderem, dass sich viele große Unternehmen wie Hotelketten, Autovermietungen und Versicherungen öffentlich gegen die NRA wandten. Deren Macht beginnt Risse zu bekommen. In Florida wurden die Waffengesetze verschärft. Der Weg zu vernünftigen Regelungen im ganzen Land ist zwar noch weit, aber Emma Gonzalez und ihre Mitstreiter haben gezeigt, dass der Kampf sich lohnt.

Christine Blasey Ford

Kommentarbild Christina Bergmann PROVISORISCH
DW-Redakteurin Christina Bergmann

Auch die Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford hat sich in diesem Jahr entschieden, zu kämpfen. Als Präsident Trump den konservativen Richter Brett Kavanaugh für den Obersten Gerichtshof nominierte, ging Blasey Ford im September an die Öffentlichkeit. Geduldig und entschlossen wiederholte sie bei einer Anhörung im US-Senat ihren Vorwurf, Kavanaugh habe sie während der gemeinsamen High-School-Zeit sexuell angegriffen. Auszusagen sei ihre "Bürgerpflicht" gewesen, sagt Blasey Ford, und macht damit Frauen Mut, sexuelle Übergriffe künftig nicht mehr zu verschweigen.

Brett Kavanaugh, der die Vorwürfe bestreitet, wurde zwar für das Amt bestätigt - aber nur sehr knapp. Er ist vielleicht nach dieser Debatte vorsichtiger bei Entscheidungen, in denen es um die Gesundheit und die Rechte von Frauen geht. In einem Fall um den unter Konservativen verhassten Gesundheitsdienst Planned Parenthood, der neben Krebsvorsorge und Schwangerschaftsverhütung auch Abtreibungen anbietet, schlug er sich überraschend auf die Seite der liberalen Richter des Obersten Gerichtshofes.

Alexandria Ocasio-Cortez

Zu den starken Frauen 2018 gehört auch eine Politikerin: die 29-jährige Alexandria Ocasio-Cortez. Sie ist die jüngste Frau, die je in den Kongress gewählt wurde. Gemeinsam mit mehr als 100 Kolleginnen wird sie am 3. Januar 2019 ihre Arbeit im Abgeordnetenhaus antreten - eine Rekordzahl.

Geboren wurde Ocasio-Cortez in eine Arbeiterfamilie in der Bronx, ihre Vorfahren kommen aus Puerto Rico. Sie hat ihren Wahlkampf mit einer Grassroots-Kampagne finanziert, weil sie nicht von reichen Geldgebern abhängig sein will. Und sie ist Mitglied der "Demokratischen Sozialisten Amerikas". Damit repräsentiert sie also das genaue Gegenteil von Donald Trump und ist trotzdem - oder gerade deswegen - erfolgreich. Das Kunststück, in New York einen alteingesessenen demokratischen Amtsinhaber bei den Vorwahlen zu entthronen und dann die Wahlen mit 78 Prozent der Stimmen zu gewinnen, ist ihr gleich im ersten Anlauf gelungen. Was ihr Erfolg aber auch zeigt, ist,  dass die Demokratische Partei neue Wege gehen muss, wenn sie Wahlerfolge erzielen und dem Sozialabbau der Republikaner etwas entgegensetzen will.

Alexandria Ocasio-Cortez hat, genauso wie Emma Gonzalez und Christine Blasey Ford 2018 Geschichte geschrieben. Diese Frauen haben sich für soziale Gerechtigkeit, vernünftige Waffengesetze und Frauenrechte eingesetzt. Ihr Einfluss wird weit über das abgelaufene Jahr hinausreichen. Ein Lichtblick in der sonst eher düsteren Nachrichtenwelt. Und er ist weiblich.