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Kommentar: Filmförderung nicht kappen!

Jochen Kürten3. November 2014

Wenn Til Schweiger und Michael Haneke an einem Strang ziehen, muss schon etwas Besonderes vorliegen. Das Geld für den Filmförderfonds soll gekürzt werden. Ein fatales Signal, meint Jochen Kürten.

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Kino Innenansicht (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Zugegeben, die Filmförderung in Deutschland ist ein dichter und kaum zu durchschauender Dschungel. Die Geldtöpfe, aus denen der heimische Film und der Produktionsstandort Deutschland gespeist werden, sind vielfältig. Und so mancher Produzent und Regisseur ist in den letzten Jahren schon in den Wahnsinn getrieben worden beim Versuch ein Projekt zu finanzieren.

Da gibt es zum einen staatliche Förderung wie durch den besagten Filmförderfonds, der jetzt von 60 auf 50 Millionen Euro heruntergefahren werden soll. Da gibt es die diversen Förderetats der Bundesländer, die alle ihr eigenes Süppchen kochen wollen. Und da gibt es schließlich die Fernsehanstalten, die jeweils auch noch kräftig mitmischen - kaum ein Kino-Film in Deutschland entsteht ohne Fernsehgelder.

Kreativität statt Bürokratie gefordert

Da täte eine Strukturreform gut. Sie würde es den Produzenten und Regisseuren erlauben, mehr Zeit in kreative Prozesse zu investieren als in das Studieren von Richtlinien und Paragrafen. Doch mag man an eine Änderung der bestehenden Verhältnisse kaum glauben. Die alle Jahre wieder aufkommende Debatte über eine Verringerung der Anzahl der Bundesländer ist gerade erst wieder ohne Ergebnis verdampft. Wenn die föderalen Strukturen der Republik so bleiben wie sie sind, wird sich auch an der föderalen Förder-Struktur kaum etwas ändern.

Doch immerhin gibt es ja noch den Filmförderfonds. Der wurde 2007 vom damaligen filmbegeisterten Kulturstaatsminister Bernd Neumann ins Leben gerufen. Jährlich wurden 60 Millionen Euro ausgeschüttet. Im vergangenen Jahr sogar 70 Millionen. Das soll in den kommenden Jahren heruntergefahren werden, erst war von 30 Millionen die Rede, inzwischen stehen 50 Millionen zur Debatte. Bei den Haushaltberatungen wird darüber jetzt abgestimmt.

Jochen Kürten (Foto: DW)
Jochen KürtenBild: DW/P. Henriksen

Protest bei Angela Merkel

Über den Fonds wurden auch große US-Produktionen wie "Monuments Men" oder "Grand Budapest Hotel", die teilweise in Deutschland entstanden, finanziert. Das hat nicht allen gefallen. Hollywoodfilme mit deutschen Steuergeldern auszustatten, muss ja auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Gegen die drohende Kürzung hat jetzt aber die gesamte deutschsprachige Filmwirtschaft protestiert, unter anderem mit einem Brief an Kanzlerin Angela Merkel. Unterschrieben wurde er von so unterschiedlichen Filmgrößen wie dem populären Schauspieler Til Schweiger und Starregisseur Michael Haneke.

Kulturförderung in Zeiten stark schrumpfender Etats zu kürzen ist falsch, aber zumindest nachvollziehbar. Sie in Zeiten, in denen man in Berlin eine "schwarze Null" im Haushalt anstrebt, abzusenken, ist hingegen völlig unverständlich. Jeder Euro des Fonds, der in die deutsche Filmwirtschaft fließt, kommt mehrfach zurück. Das hat sogar ein renommierter Unternehmensberater jüngst dezidiert nachgewiesen. Filmförderung ist also auch Wirtschafts- und Strukturförderung.

Kulturnation sollte bei der Kultur nicht sparen

Die Filmförderung in Deutschland sollte reformiert werden. Weniger Bürokratie und übersichtlichere Strukturen sind von Nöten. Auch kann man darüber diskutieren, die Förderung des Fonds anders zu gewichten, weniger Hollywood, mehr deutschsprachiges Kino. Nur eines sollte man nicht machen: Das Geld, dass sich die Kulturnation Deutschland leistet für Theater und Museen, für Bibliotheken und das Kino, einsparen. Denn anders als in Hollywood ist der Film hierzulande keine Geldmaschine, sondern ein zu förderndes Kulturgut.