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Erfolg gekauft - Erfolg verkauft

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Tobias Oelmaier
25. April 2016

Dass der VfL Wolfsburg zur grauen Maus verkommt, liegt am Verkauf des Schlüsselspielers vor der Saison, meint DW-Sportredakteur Tobias Oelmaier.

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Bundesliga Augsburg Wolfsburg
Bild: picture-alliance/dpa/P.Steffen

Nein, der VfL Wolfsburg hat im deutschen Fußball wenige Freunde. Keine Tradition - auch wenn der Klub älter ist als beispielsweise der 1. FC Köln, kaum echte Fans, eine Stadt mit wenig Charme, Volkswagen als Geldgeber und alleinigem Gesellschafter. Fußball-Romantik sieht anders aus.

Dennoch hatte der VfL vor rund einem Jahr einen gehörigen Stamm an - sagen wir: "Sympathisanten". Das lag daran, dass man drauf und dran war, dem Monopolisten FC Bayern Paroli zu bieten. So, wie das schon einmal gelungen war, 2009, mit den legendären Grafite und Edin Dzeko im Sturm, dem noch legendäreren 5:1 im direkten Duell und dem Meistertitel am Ende.

In der Saison 2014/15 waren die Wolfsburger zumindest das Team, das den Münchenern am nächsten kam. Vizemeister, immerhin. Und mit Kevin de Bruyne hatte man sogar den Fußballer des Jahres in den eigenen Reihen. Fußball-Deutschland hatte angesichts zu dieser Zeit schwächelnder Dortmunder einen Hoffnungsträger im Kampf gegen die Monotonie. Besser Wolfsburg, als gar keinen Bayern-Konkurrenten.

Doch der Erfolg wurde auch international zur Kenntnis genommen. De Bruyne war plötzlich einer der begehrtesten Spieler Europas. Und die Verantwortlichen beim VfL Wolfsburg mussten abwägen: 75 Millionen kassieren und den Star gehen lassen oder auf Vertragserfüllung pochen und weiter an einer großen Mannschaft bauen? Man entschied sich, De Bruyne nach Manchester ziehen zu lassen. Und Ivan Perisic für 16 Millionen Euro nach Mailand.

Vernunft statt großer Träume

Wirtschaftlich mag das die richtige Entscheidung gewesen sein. Als hätte man den Abgasskandal bei VW schon geahnt. Aber die Wolfsburger haben es verpasst, ein Zeichen zu setzen, der Welt zu zeigen: "Hey, wir sind der VfL, wir sind ein Topklub, wir bestimmen, ob ein Spieler uns verlässt!" Ein Zeichen, das der FC Bayern einst gesetzt hatte, als Franck Ribery aus Spanien heiß umworben war. Das führte zu einem Paradigmenwechsel. Fortan war Bayern kein Verkaufsverein mehr, sondern einer, der kauft. Und seitdem hat man sich in Europas Spitze etabliert.

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DW-Sportredakteur Tobias Oelmaier

Beim VfL Wolfsburg scheint es, als habe der Verkauf De Bruynes der Mannschaft das Genick gebrochen. Die Körpersprache ist anders, die Spielweise auch. Die (teuren) Neuzugänge Julian Draxler oder Max Kruse konnten die Lücke nie füllen. Dem tollen 2:0 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid folgte das Aus im Bernabeu-Stadion. Und jetzt das 0:2 gegen Abstiegskandidat Augsburg. Europa ist fast schon außer Reichweite. Und Wolfsburg auf dem Weg zur grauen Maus. Die Frage wird sein, wie sie aus dieser Rolle wieder herauskommen, wenn die VW-Millionen weniger werden. Aber im Zweifel steht mit RB Leipzig der nächste Bayern-Herausforderer schon in den Startlöchern! Na Bravo!