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Kommentar: Der Preis für den Titel

Tobias Oelmaier14. Dezember 2014

Kaum ein Weltmeister in Normalform, viele fallen aus. Der Terminplan im Profifußball ist zu voll. Die Verbände sollten daraus lernen, kommentiert DW-Sportredakteur Tobias Oelmaier.

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Fußball WM Finale Argentinien Deutschland
Bild: Reuters

Fünf Monate ist der grandiose WM-Titel von Rio nun her, fünf Monate, in denen viel gefeiert, viel analysiert und viel geschwelgt wurde. Inzwischen allerdings ist längst der Alltag eingekehrt im deutschen Profi-Fußball. Erfolg, Ruhm im Leistungssport ist schnelllebig, flüchtig. Das gilt auch die Weltmeister. Gerade mal zehn von ihnen standen an diesem Wochenenden in den Anfangsformationen ihrer Teams bei den Ligaspielen. Zehn von 23!

Die Liste der Verletzten, Rekonvaleszenten, Kranken, Formschwachen und Schonungsbedürftigen ist lang. Weidenfeller, Lahm, Ginter, Großkreutz, Durm, Khedira, Draxler, Müller, Götze, Schürrle, Özil, Podolski, Klose. Sie alle verbrachten den Spieltag auf Tribüne, Bank oder Krankenbett, ein paar von ihnen wurden immerhin eingewechselt. Und von denen, die von Anfang an auflaufen durften, zeigte kaum einer eine Topleistung. Schweinsteiger einmal ausgenommen, aber der hatte zuvor vier Monate pausiert.

Die Spieler, die Vereine, bezahlen jetzt für den WM-Titel. Viele Experten hatten das vorhergesagt. Aber dass es tatsächlich so dicke kommen würde, wollten die wenigsten glauben. Wer von den Klubs keinen großen Kader hat wie Real Madrid oder der FC Bayern, muss jetzt bluten. Allen voran Borussia Dortmund, dessen Weltmeister seit der Rückkehr aus Brasilien meist unterirdische Leistungen bieten. Zwei, drei Wochen Urlaub reichen einfach nicht zur Regenation.

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DW-Redakteur Tobias OelmaierBild: DW / Christel Becker-Rau

Und dann kommt einem die WM in Katar in den Kopf. Klar, es ist noch lange hin bis zum Jahr 2022. Aber die Anforderungen an die Profis werden nicht sinken. Egal, ob sie dann nun im November, Dezember, Januar oder Februar stattfinden wird - für die Spieler wird das eine unerträglich lange Saison. Das Argument "Die werden doch gut bezahlt" zählt dabei nicht. Körper, auch die von Hochleistungssportlern, sind nur begrenzt belastbar. Egal, wie viel monatlich auf dem Bankkonto landet. Und selbst wenn es dann wieder mit dem Titel klappen sollte - die Gesundheit ist auf Dauer das höchste Gut. Und das wird durch den vollen Terminplan im Profifußball leichtfertig aufs Spiel gesetzt!