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Kommentar: Der Lehrling muss nachlegen

29. Mai 2016

Nach wenigen Monaten als Coach von Real Madrid darf sich Zinedine Zidane bereits Champions-League-Sieger nennen. Ein toller Erfolg - seine Hausaufgaben muss Zidane aber woanders machen, meint Andreas Sten-Ziemons.

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Fußball Champions League Real Madrid Vfl Wolfsburg
Bild: Reuters/S. Perez

Zinedine Zidane hat in seiner Karriere als Fußballprofi nicht viele entscheidende Spiele verloren. Schon als aktiver Spieler durfte er 2002 im Trikot von Real Madrid den "Henkelpott" für den Sieg in der Champions League in die Höhe strecken - nun ist ihm der Erfolg in der Königsklasse auch als Trainer geglückt. Nachdem er erst im Januar als Nachfolger des glücklosen Rafael Benitez das Ruder bei Real Madrid übernahm, steht er noch nicht einmal fünf Monate später ganz oben. Die "Undecima", der elfte Erfolg im wichtigsten Europapokal-Wettbewerb, wäre ohne den Wechsel auf der Bank wohl nicht geglückt. Zuvor trainierte Zidane, der aufgrund seines Namens und seiner Erfolge als Spieler so manchen Topklub hätte übernehmen können, zwei Jahre lang die zweite Mannschaft von Real in der zweiten spanischen Liga. Zuvor saß er unter Neu-Bayern-Trainer Carlo Ancelotti beim letzten Erfolg der "Königlichen" im Jahr 2014 als Co-Trainer auf der Bank. Nun ist er der Chef - ganz bescheiden spricht er von sich selbst aber immer noch als Lehrling.

Damit hat der Franzose wohl Recht. Denn außer der Champions League hat er noch nichts vorzuweisen. Das ist zwar mehr als manch anderer von sich behaupten kann, doch sind Titel aus der Vorsaison bei den anspruchsvollen "Königlichen" schon wenige Wochen später nichts mehr wert. Große Vorgänger Zidanes wie Jupp Heynckes und Vicente del Bosque mussten das schmerzhaft erfahren. Vor allem in der Meisterschaft ist Zidane nun zum Siegen verdammt. Sollte Real wie bereits in den vier vergangenen Jahren erneut ohne den wichtigsten nationalen Titel bleiben, während die Konkurrenz aus Barcelona oder dem Madrider Süden feiert, wäre das eine Schmach, die wohl auch eine Real-Lichtgestalt wie Zidane nicht unbeschadet überstehen würde.

Andreas Sten-Ziemons (Foto: DW)
Andreas Sten-Ziemons

Der Sieg in der Champions League ist ein toller Start in die Profitrainer-Karriere des Zinedine Zidane. Aus Real-Sicht war der Titel aber - insbesondere in Anbetracht des Gegners Atletico - nicht mehr als eine Pflichtaufgabe. Champions-League-Titel sind schön für den Augenblick, gewonnene "Clasicos" gegen den FC Barcelona und errungene Meisterschaften vor den Erzrivalen Barca und Atletico sichern die Zukunft des Trainers. An diesem Anspruch muss sich auch Zinedine Zidane in der kommenden Saison messen lassen.

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