1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Chance vertan!

Olivia Fritz1. Dezember 2013

Schalke verweigert dem ZDF Interviews, weil der Fernsehsender sich beim nächsten Champions-League-Spiel für die Partie der Dortmunder entscheidet. Das ist nicht clever, findet DW-Reporterin Olivia Fritz.

https://p.dw.com/p/1ARJZ

Der Stein des Anstoßes: Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) hatte die Wahl, am letzten Gruppenspieltag der Champions League (Mittwoch, 11.12.) das "Endspiel" von Borussia Dortmund bei Olympique Marseille zu zeigen oder den Schalker Auftritt in dem nicht minder spannenden "Finale" gegen den FC Basel. Es entschied sich für Borussia Dortmund, das sich zuletzt mit einem leidenschaftlichen 3:1 gegen den SSC Neapel im Wettbewerb gehalten hatte und gegen Schalke, das mit einem - nennen wir es beim Namen - Grottenkick bei Steaua Bukarest seinen zweiten Tabellenplatz in der Gruppe verspielte.

In beiden Champions-League-Spielen geht es also um ziemlich viel. Gern hätte das ZDF bestimmt beide Spiele gezeigt, aber sie finden nun einmal zeitgleich statt. Da musste eben eine Entscheidung her und die fiel zugunsten des diesjährigen Champions-League-Finalisten aus. Es wäre ja auch vorstellbar, dass das ZDF die Wahl gehabt hätte zwischen einem Schalker Endspiel und - sagen wir mal - einer bedeutungslosen Partie zwischen dem FC Bayern und dem FC Barcelona. Fraglich, ob man dann die Schalker favorisiert hätte. Nur mal so als Gedanke. Die Bayern werden nämlich immer am liebsten gezeigt. (Bayer Leverkusen hätte sich das vielleicht in der vergangenen Woche beim 0:5 gegen Manchester United auch gewünscht - aber das nur am Rande).

Inhalt: Portraitfoto Olivia Fritz (DW) (Foto: Michael Palm, Palm-Pictures)
DW-Sportreporterin Olivia FritzBild: Michael Palm

"Nicht attraktiv genug"

Die Begründung des ZDF, Dortmund spiele attraktiver und die Partie des BVB interessiere bundesweit mehr Zuschauer als das Schalker Spiel, stieß auf Unverständnis und rief jedenfalls bei Schalke heftigste Reaktionen hervor: Sportvorstand Horst Held befahl Spielern und Verantwortlichen, dem ZDF nach dem 3:0-Erfolg über den VFB Stuttgart einfach mal keine Interviews zu geben und erklärte diese Aktion mit dem ziemlich kindischen Satz: "Wir fanden es nicht attraktiv genug, uns ihnen in Interviews zu stellen." Und das, obwohl der Sender mit seinem "Aktuellen Sportstudio" bei dem Bundesligaspiel am Samstagsabend Erstrechteverwerter ist, also besonders ausführlich über genau dieses Spiel berichten darf.

Schalke hatte mühelos gewonnen, es war ein souveräner Sieg und man hätte ihn angemessen würdigen können. Vielleicht auch mit dem kleinen Seitenhieb, dass es sich auch in Zukunft lohnen könne, Schalker Spiele zu zeigen. Man hätte die Sympathien auf seiner Seite gehabt. Chance vertan! Statt einigermaßen exklusiv mit einem Bundesliga-Erfolg im deutschen Fernsehen präsent zu sein, verweigerte Schalke alles, selbst das Studiogespräch. Das Studio blieb leer, das ZDF zeigte es trotzdem mit zwei verwaisten Mikrofonen auf dem Tisch und der Anmerkung "Die Schalker fühlen sich ungerecht behandelt!" Die Schalker wollten mit dieser Aktion angeblich "ein Zeichen setzen". Stattdessen wirken sie beleidigt, vielleicht sogar ein wenig vermessen und vor allem unsouverän. Und so lachen sich nicht nur die Fans von Borussia Dortmund kaputt.