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BER - Die Schande Berlins

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Henrik Böhme
30. Juli 2019

Am künftigen Berliner Flughafen wurde jetzt Richtfest für ein neues Terminal gefeiert. Wie bitte? Und der TÜV hat mit einem Großtest aller Anlagen begonnen. Henrik Böhme bleibt trotzdem skeptisch.

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Berlin | Unfertiger Flughafen BER
Hier sind weder Passagiere noch Flugzeuge in Sicht - am Flughafen BER sprießt längst das UnkrautBild: Getty Images/AFP/T. Schwarz

Ganz bestimmt wird der neue Flughafen von Berlin nochmal umbenannt. Von Willy-Brandt-Airport zu einem (nach seinem Selbstverständnis) noch viel berühmteren Sozialdemokraten namens Klaus Wowereit. Der war mal Regierender Bürgermeister von Berlin und wurde berühmt durch drei Sätze: Erstens: "Ich bin schwul und das ist gut so."  Zweitens: "Berlin ist arm, aber sexy." Drittens: "Ich baue den Flughafen zu Ende."

Für erstens verdient er Respekt. Für zweitens ein Lächeln. Für drittens aber sollte man ihn teeren und federn. Denn hätte er, der zwar Berliner (und Brandenburger) mit einem neuen Flughafen beglücken wollte, die Finger davon und Profis rangelassen, dann wäre erstens der Airport längst im Betrieb, zweitens in einem beherrschbaren Kostenrahmen geblieben und drittens das Image Berlins dramatisch weniger beschädigt.

Von Rolltreppen und Rauchanlagen

Wenn dieser Flughafen, auf dem bis heute keine Linienmaschinen starten und landen, irgendetwas ist, dann eine Schande: Er steht für politisches Versagen, für Vertuschung, Mauscheleien, für Sündenböcke, für Verschwendung. Vor allem muss er ein Mahnmal sein für die Ewigkeit: Lasst sowas nie wieder einen Politiker machen! Einer wie Wowereit hat Berlin, ja Deutschland, der Lächerlichkeit preisgeben. Über einen wie Wowereit lacht vielleicht nur Berlin. Aber über den Fail-Airport lacht inzwischen die ganze Welt. 

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Henrik Böhme, DW-Wirtschaftsredaktion

Erste Überlegungen stammen aus dem letzten Jahrtausend - okay 1995: Das klingt positiver. Die Eröffnung war geplant vor 2831 Tagen, für den 30. Oktober 2011. Es folgte die erste von mittlerweile sechs Verschiebungen des Termins. Für den zweiten Eröffnungsversuch am 24. Mai 2012 waren schon 40.000 (!!!) Gäste geladen, und es gibt Kollegen, die schon Tickets hatten für Flüge zum BER am 3. Juni 2012, da sollten erste Flugzeuge landen. Die Absage kam dann drei Wochen vorher.

Die Mängellisten dürften ausgedruckt auf Papier das Ende für einen mittelgroßen deutschen Wald bedeuten. All die anderen Papiere wie Gutachten, Beraterverträge und Kündigungen, Prozessakten auch. Und was das für Mängel waren (und sind) - mal abgesehen von der Entrauchungsanlage (in Fachkreisen nur "das Monster" genannt, mit der das ganze Elend anfing): Da waren Rolltreppen einige Stufen zu kurz. Da floss je nach Windrichtung Regenwasser von Fassaden in die Öffnungen des Lüftungssystems. Da wurden die falschen (nicht feuersicheren) Dübel verbaut. Rohrstücke der Unterflurbetankung auf dem Flugfeld passten nicht ineinander. An manchen Treppengeländern fehlten etliche Meter, es gab keine Datenverbindung zur Feuerwehr, und Achtung: Über 1000 Bäume wurden falsch gepflanzt!

Und Willy Brandt?

Man könnte das lustig finden, aber es ist einfach nur traurig. Das mag mancher Politiker in seinem Größenwahn anders gesehen haben, denn schließlich sind es ja nur die Steuerzahler, die die Rechnung irgendwann begleichen müssen: Und die wird gigantisch ausfallen. Von einst 1,7 Milliarden Euro sind die Kosten mittlerweile auf 7,3 Milliarden Euro geklettert. Stand jetzt. Eröffnet ist ja noch nicht.

Da ist es sicher gut, nun schon mal einen neuen Terminal zu bauen. Wäre lustig, wenn der eher fertig würde als der Rest des Flughafens. Der, sollte er tatsächlich im kommenden Jahr eröffnet werden (Wetten, dass nicht?) müsste dann direkt unter Denkmalschutz gestellt werden - bei soviel inzwischen veralteter Technik, die da verbaut ist. Immerhin: Im vergangenen Jahr wurden schon mal 750 Monitore ausgetauscht. Die alten Dinger hatten sechs Jahre lang einfach so vor sich hin geflimmert und waren am Ende ihrer Lebenszeit angelangt. Kosten: eine halbe Million Euro. Who cares, baby?    

Im Übrigen sollte man die Nachfahren von Willy Brandt nochmal fragen, ob der Flughafen wirklich nach ihm benannt werden darf. Das hat der alte Sozi wirklich nicht verdient.

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Henrik Böhme Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Auto- und Finanzbranche@Henrik58