1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Anstand gibt es nicht mehr

31. Januar 2018

Pierre-Emerick Aubameyang hat mit wochenlangen Querelen seinen Wechsel vom BVB zum FC Arsenal erzwungen. Fast schon Alltag im heutigen Profifußball. Den Vereinen sind die Hände gebunden, kommentiert Arne Lichtenberg.

https://p.dw.com/p/2rLzR
1. Bundesliga 15. Spieltag | Borussia Dortmund - Werder Bremen | Pierre-Emerick Aubameyang
Bild: Reuters/T. Schmuelgen

Nun ist das Theater um Pierre-Emerick Aubameyang endlich beendet. Der Gabuner in Diensten von Borussia Dortmund bekommt seinen Willen und wechselt zum FC Arsenal nach London. Es ist gut, dass dieses Schmierenstück ein für alle Mal vorbei ist. Was hatten wir uns alle im August aufgeregt, als Ousmane Dembélé seinen Abgang aus Dortmund zum FC Barcelona erstreikte. Der junge Franzose blieb dem Training fern. Der BVB suspendierte ihn, am Ende wurde Dembele zu Barca transferiert.

Für Fußball-Nostalgiker war es ein Stich ins Herz. Aber es war gekommen, wie es kommen musste. Jetzt setzt sich mit Aubameyang der nächste durch. Schöne neue Fußball-Welt. Es ist zum Heulen.  

Die Klubs schauen dem Treiben machtlos zu  

Vorbei sind die Zeiten, als ein Uwe Seeler seine gesamte Karriere beim Hamburger SV verbrachte. Oder Fritz Walter, trotz extrem lukrativer Angebote von Atletico Madrid und Inter Mailand, dem 1. FC Kaiserslautern treu blieb. Ebenso ein Paolo Maldini. Von 1984 bis 2009 nur beim AC Mailand.

Aber Vereinstreue ist in diesem Fall nicht das Entscheidende. Es ist legitim, dass ein Spieler den Klub wechselt. Ja, auch um mehr Geld zu verdienen und nicht allein der besseren sportlichen Perspektive wegen. Jeder normale Arbeitnehmer wird genau überlegen, den Job zu wechseln, wenn er die Möglichkeit hat, sich bei einer anderen Firma finanziell zu verbessern.

Verträge sind nichts mehr wert

Das Schlimme ist, dass Spielerverträge im modernen Profifußball nichts mehr wert sind. Anstand, Ehrlichkeit und Moral sind verloren gegangen. Die Macht liegt bei den Akteuren auf dem Rasen und ihren Beratern. Die Klubs müssen dem Treiben machtlos zuschauen.  

Die explodierenden Einnahmen, vor allem bei den TV-Rechten, werden zum Brandbeschleuniger. Die Vereine sitzen dabei am kürzeren Hebel, Langzeitverträge sind wirkungslos. Die Klubs machen sich erpressbar - und das nutzen vor allem Spielerberater gnadenlos aus. In den vergangenen vier Jahren verdienten die Agenten 1,27 Milliarden Euro mit Transfers. Durchschnittlich flossen 12,6 Prozent der Ablösesumme in die Taschen der Berater. In Deutschland waren es sogar 15 Prozent.

Spielerstreiks werden zur Regel 

Und das System der streikenden Profis macht Schule. Vor Aubameyang und Dembélé meuterte sich auch schon der Dortmunder Henrikh Mkhitaryan erfolgreich zu neuen Klubs. Auch der frühere Kölner Anthony Modeste und jüngst der Ex-Liverpooler Philippe Coutinho forcierten mit ihrem Fehlverhalten lukrative Wechsel.

Dass etwas faul im Staate ist, hat auch die UEFA erkannt: "Wir müssen die reichsten Klubs der Welt davon abhalten, dass sie all die besten Spieler kaufen", sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin. Der Slowene hat schon vor Monaten kritisiert, dass nur noch wenige Vereine imstande sind, die Champions League zu gewinnen. Einen Außenseitersieg wie 1986, als Steaua Bukarest den Europapokal der Landesmeister gewann, ist heute nicht mehr möglich.

Eine globale Lösung muss her 

Ceferin brachte eine Luxussteuer für die reichsten Vereine und faire Transferregeln ins Spiel. Aber er blieb vage. Konkrete Maßnahmen gibt es nicht. Was kann also helfen? Streikende Fußballer vom Weltverband für alle Wettbewerbe zu sperren? Damit würde vor allem der arbeitgebende Verein massiv geschädigt. Denn seinen besten Spieler kann er möglicherweise nicht mehr aufstellen und damit die eigene Mannschaft schwächen.

Kaum ein Klub kann es sich finanziell leisten, einen streikenden Spieler für lange Zeit zu suspendieren. Es ist definitiv eine globale Lösung nötig. Geld regiert die Welt. Das hat der Fall Aubameyang mal wieder eindeutig bewiesen.

Die größte Gefahr für den Fußball ist, so sagen Experten der Branche immer wieder, wenn sich das Spiel auf dem Rasen immer weiter von den Fans auf den Rängen entfernt. Auf diesem Weg ist der Fußball wieder ein gutes Stück vorangekommen.

Sie können unterhalb dieses Artikels einen themenbezogenen Kommentar abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Meinungsäußerung!