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Kommentar: Am Ende bekommt man das, was man verdient

Kommentarbild Thomas Mandlmeier
Thomas Mandlmeier
2. Mai 2017

Einige Länder Afrikas kaufen den Europäern keinen "schmutzigen" Diesel mehr ab. Statt die Verantwortung bei den Lieferanten zu suchen, sollten die Regierungen ihre Umwelt ernst nehmen, meint Thomas Mandlmeier.

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Benzin Afrika
Bild: picture-alliance/ dpa

Jetzt ist also der Schwefelgehalt des Diesels dran und wieder sind die Europäer Schuld. Genau wie am Elektroschrott oder dem Billigfleisch oder allem was nach Afrika geschickt wird, um gute und schnelle Geschäfte zu machen. Natürlich tun wir das und natürlich geht es auch anders. Doch wie immer gibt es wirtschaftliche Interessen auf beiden Seiten und andererseits ist da eine nachlässige Umweltpolitik der afrikanischen Staaten.

Nichts ist so wichtig wie Treibstoff

Wer jemals versucht hat, sich außerhalb der Metropolen im Inneren eines afrikanischen Landes zu bewegen - egal ob als Tourist oder um zu arbeiten - der weiß, wie verzweifelt die Suche nach ein paar Tropfen Diesel sein kann. Diesel ist der Treibstoff für die Entwicklung in Afrika. Jeder afrikanischer Staat, der seine Geschäfte selbst in die Hand nehmen will, braucht diesen kostbaren Stoff. Damit geht es zum nächstgelegenen Markt, um die Waren zu verkaufen, damit läuft der hoteleigene Dieselgenerator, weil das Stromnetz dauernd zusammenbricht und auch der kleine Sprithändler am Straßenrand macht noch seinen Schnitt.

Wer will es den Ländern also verübeln, wenn sie "gepantschten" Treibstoff kaufen oder herstellen, gerade weil er eben besser für das Budget ist als die veredelte Version.

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DW-Redakteur Thomas Mandlmeier

Auch Geld verdienen hat Grenzen

Wer will andererseits den europäischen Wirtschaftsunternehmen, die den Treibstoff liefern, vorhalten, sie dürften ihren Gewinn nicht maximieren, indem sie die aktuellen Bestimmungen der jeweiligen Länder nutzen? Es sind  Organisationen wie Public Eye. Die Schweizer Nichtregierungsorganisation, die die Kraftstoffe untersucht hat und auf die gesundheitlichen Schäden hinweist, richtet den Appell zu Recht an die europäischen Treibstoffhändler. Die Luftverschmutzung in Afrika ist eine tickende Zeitbombe. Kein Geschäft der Welt darf den Tod von Menschen billigend in Kauf nehmen - über 30.000 könnten auf dem Kontinent in den nächsten 15 Jahren vorzeitig sterben, wenn der Schwefelgehalt im Treibstoff nicht gesenkt wird.

Afrikas Umweltpolitik ist gefragt

Noch wichtiger als der Appell an die moralische Verantwortung der Geschäftemacher ist der Weckruf an die afrikanischen Staaten, ihre Umwelt ernst zu nehmen. Umweltstandards dort sind vielerorts gar nicht definiert und wenn, werden sie nicht beachtet oder in letzter Konsequenz juristisch belangt. An Togos Küste zum Beispiel  werden täglich hunderte von Tonnen Sand aus dem Meer geholt, sehr zum Schaden für die Bewohner und die Strände. Doch meist kommen die Bauunternehmer ungeschoren davon.

Die afrikanischen Staaten haben es selbst in der Hand, ihre Umweltgesetzgebung zum Wohle ihrer Menschen und der Natur auszurichten. Europäische Treibstoffhändler müssten sich dann auch daran orientieren. Wer glaubt, dass die nicht an der Preisschraube drehen und den sauberen Sprit dann viel teurer verkaufen werden, der irrt. Kleinunternehmer und private Haushalte werden darunter am meisten zu leiden haben, der wirtschaftliche Schwung dürfte an einigen Stellen empfindlich gebremst werden. 

Beide Seiten müssen handeln

Die Staaten müssen ihre Bevölkerung über die  Wirkungen von "schmutzigem Diesel" aufklären und den Versuch unternehmen, umweltfreundlicheren Treibstoff zu finanzieren.

Ostafrikanische Staaten haben es vorgemacht, Ghana ist erst kürzlich gefolgt. Alle haben die gesetzlich vorgeschriebene Schwefelmenge im Diesel um ein Vielfaches gesenkt und wollen die Preise an den Tankstellen stabil halten.

Aber glaube keiner, dass sich viele afrikanische Länder das leisten können. Public Eye wird darauf hoffen müssen, einen politischen Prozess auf beiden Seiten, in Europa wie in Afrika, in Gang gesetzt zu haben. Sonst werden die Realpolitik und die finanzielle Ausbeute auf beiden Seiten siegen. Denn das wiegt am Ende schwerer als Moral und Empörung.

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