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Kommentar: Acapulco ist nicht Iguala

Claudia Herrera-Pahl (glh)5. Dezember 2014

Bis heute ist Mexikos Präsident nicht in die Stadt Iguala gereist, wo kürzlich 43 Studenten entführt und wahrscheinlich ermordet wurden. Diesen Besuch ist er den Mexikanern noch schuldig, meint Claudia Herrera-Pahl.

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Pena Nieto Acapulco. (Foto: Pedro PARDO/AFP/Getty Images)
Mexikos Präsident Peña Nieto am 4.12.2014 in der Stadt Acapulco im Bundesstaat GuerreroBild: Getty Images/Afp/Pedro Pardo

Die Luftlinie zwischen Iguala und Acapulco beträgt lediglich 170 Kilometer. Beide Städte liegen im mexikanischen Bundesstaat Guerrero. Doch für den mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto scheinen 170 Kilometer eine unüberwindbare Entfernung zu sein.

Am 1. Dezember kündigte Neto an, in die Stadt Iguala zu kommen. Das wäre sein erster Besuch seit dem Verschwinden der 43 Lehramtsstudenten vor mehr als zwei Monaten gewesen. Nach Angaben mexikanischer Medien wollte er bei diesem Besuch neue Sicherheitsmaßnahmen vorstellen. Doch kurz bevor es dazu kam, wurde der Termin ohne weitere Erklärung wieder abgesagt.

Wollte er damit gewaltsame Auseinandersetzungen als Reaktion auf seinen Besuch verhindern oder ist das etwa sein Beitrag zur "Überwindung des Schmerzes" den Iguala verspürt? Die Antworten auf diese Fragen kennen nur er und seine Berater.

Nicht nach Iguala, sondern nach Acapulco

Statt nach Iguala reiste Peña Nieto also nach Acapulco. Dort stellte er seine Projekte zur Verbesserung der Sicherheit und der Infrastruktur vor. Wahrscheinlich deswegen, weil diese legendäre Küstenstadt näher an seinen wirtschaftlichen Projekten liegt. Vor seinem versammelten Kabinett machte er dort klar, dass die wirtschaftliche Reaktivierung dieses mexikanischen Tourismuszentrums Priorität habe. "Um Frieden zu sichern, muss der Fortschritt gesichert sein", bekräftigte er seine Aussage. Ohne Zweifel hat er mit diesen Worten Recht: In Guerrero, einer der ärmsten Regionen Mexikos, ist der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Doch ein kurzer Zwischenstopp in Iguala vor seinem Besuch in Acapulco wäre ein wichtiges Zeichen der Versöhnung gewesen.

Claudia Herrera Pahl Porträt (Foto: DW)
Claudia Herrera-Pahl, Redakteurin bei DW-SpanischBild: privat

Die mexikanische Regierung plant, die Sicherheit der Stadt Acapulco mithilfe des Militärs zu gewähren. Mehr als 900 Bundespolizisten sind nun auf den Straßen Acapulcos im Einsatz. Sie sollen dazu beitragen, den Tourismus aus Ländern wie Kanada, den USA oder Südamerika wiederzubeleben. Die Küstenstadt verwandelt sich somit in das Mekka der ersten Umsetzung von Peña Nietos Zehn-Punkte-Plan zur Bekämpfung des organisierten Verbrechen und der Straflosigkeit in Mexiko, den er vor einer Woche vorgestellt hat.

Seit dem 3. Dezember wird der Wiederaufbau der örtlichen Polizeiapparate und die Entfernung von nicht vertrauenswürdigen Beamten sowie die Rekrutierung neuer Polizeikräfte in der ganzen Region von Tierras Caliente, die drei der südlichen Bundesstaaten Mexikos umfasst, umgesetzt. Des Weiteren sind dort Mitglieder der nationalen Streitkräfte im Einsatz.

Dies ist allem Anschein nach aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. In dieser Region, in der kriminelle Gruppen wie die "Los Rojos" und die "Guerreros Unidos" blutige Kämpfe um die Kontrolle über die Drogenrouten austragen, braucht es mehr als die bisherigen 900 Polizisten für die 790.000-Einwohnerstadt Acapulco. Und die 2000 weiteren Polizisten für die anderen 34 Gemeinden gehen wahrscheinlich genauso unter wie die berühmte Nadel im Heuhaufen.

Mexiko muss sich beweisen

Seit 2008, also schon unter der Regierung des Vorgängerpräsidenten Felipe Calderón, wurden immer wieder Mittel dahin umgeschichtet, wo es größere Sicherheitsprobleme gab, um ein neues Polizeimodell einzuführen. In den letzten sieben Jahren hat Mexiko dafür einen Betrag in Höhe von insgesamt über 2 Milliarden Dollar ausgegeben. Diese Milliardeninvestitionen in den Polizeikörper haben die Sicherheit in Mexiko nicht verbessert und korrupte Polizeibeamte konnten nicht entfernt werden. So zeigt es auch der Fall Iguala.

Jetzt, nachdem über 20.000 Menschen seit seinem Amtsantritt 2012 umgebracht worden sind, beginnt Peña Nieto, mit der Auflösung der kommunalen Polizeibehörden. Aber wird mit diesem Projekt wirklich den Entführungen, dem Morden und den Erpressungen Einhalt geboten? In Acapulco hat nun die Probezeit, die Peña Nieto durch seinen Zehn-Punkte-Plan bekommen hat, begonnen. Zeit, die allem Anschein nach schnell ablaufen wird.