Kolumbien: Herausforderung Lokaljournalismus | Lateinamerika | DW | 12.07.2012
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Lateinamerika

Kolumbien: Herausforderung Lokaljournalismus

Lina Fuenmayor ist als Gewinnerin des Investiga-Journalistenpreises nach Deutschland gekommen. Die Journalistin wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für lokale Themen in den kolumbianischen Medien.


Wie kam es dazu, dass sie an dem Wettbewerb teilnahmen, den die DW Akademie mit der Universidad del Norte in Barranquilla vergibt?

Einige Kollegen haben die mich auf den Preis aufmerksam gemacht. Ich habe dann einen Beitrag über 'die Legende aus Guajira' eingereicht. Es geht darin um den Musiker Francisco el Hombre, der weder lesen noch schreiben konnte. Von seinem Vater hatte er gelernt, wie man das Akkordeon spielt. Er nutzte es jedoch nicht, um Lieder über seine Freundin, die Natur oder Freunde zu komponieren, sondern er interessierte sich dafür, was um ihn herum geschah. Er verarbeitete das, was in den Dörfern passierte. Zu der Zeit gab es dort noch kein Radio und kein Fernsehen. Er war also selbst wie ein Kommunikationsmedium, indem er die Nachrichten im Dorf verbreitete: wer ein Kind erwartete, wer verstorben war, wer in seinem Haus überfallen wurde, ob es geregnet hatte oder nicht, oder ob die Ernte gut ausgefallen war - alles, was von Interesse für die Bewohner war. Diese Neuigkeiten trug er in Form von Liedern weiter, wenn er auf dem Esel oder zu Fuß in andere Dörfer und Gemeinden zog. Dort warteten die Menschen auf den Plätzen und Straßenecken auf ihn, um zu hören, was es Neues gab.

Mein Beitrag zeigt, wie wichtig ein Medium der Kommunikation ist, vor allem, wenn es um die tagtäglichen Dinge geht. Doch in den kolumbianischen Medien hat die Kriminalität immer Vorrang, durch die Berichterstattung wird die Kriminalität im Land sogar noch hervorgehoben, finde ich. Im Gegensatz dazu hat Francisco el Hombre Geschichten erzählt, die dem Journalisten von heute nicht mehr wichtig erscheinen. Doch für die Bürger sind diese Geschichten sehr wichtig - sie wollen über Traditionen und Bräuche Bescheid wissen und Dinge lernen, die oft in Vergessenheit geraten, weil die Medien nur den Themen Vorrang geben, die dem Land dauerhaft nicht gut tun.


Kehren Sie aus Deutschland mit neuen Anregungen für ihre journalistische Arbeit zurück?

Selbstverständlich. Journalismus sollte immer den Blick auf sozialen Themen richten. Auf dem Global Media Forum der Deutschen Welle habe ich viele Panels zum Thema Menschenrechte, Frieden, und Entwicklungszusammenarbeit besucht. Diese Schwerpunkte im sozialen Bereich haben mir gezeigt, was ich als Journalistin beitragen kann, und was meine Verantwortung als Journalistin ist. Die Arbeit besteht nicht nur aus dem Hervorbringen von Informationen, sondern auch in der Vertiefung. Vor allem geht es für mich darum, dass das, was ich schreibe, dazu beiträgt, zu helfen und Lösungen auf Probleme zu finden.

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