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Koch wird neuer Chef von Bilfinger Berger

29. Oktober 2010

Seit seinem 14. Lebensjahr ist er in der Politik, elf Jahre war er hessischer Ministerpräsident. Nun wechselt Roland Koch die Fronten und geht in die Wirtschaft: Als Chef des zweitgrößten deutschen Baukonzerns.

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Hessens ehemaliger Ministerpräsident und neuer Chef von Bilfinger Berger, Roland Koch (Foto: AP)
Bild: AP

Dass ehemalige Politiker gerne in die Wirtschaft gehen, ist keine Seltenheit in Deutschland. Ein prominentes Beispiel ist der Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, der nach seiner aktiven politischen Karriere heute Vorsitzender des Aktionärsausschusses einer russischen Pipelinegesellschaft ist. Der ehemalige Außenminister Joschka Fischer wiederum vertritt die Interessen von Siemens, BMW und der Nabucco-Pipeline aus Zentralasien. Jüngster Fall ist Roland Koch. Erst Ende Mai dieses Jahres zog er sich überraschend von allen politischen Ämtern zurück. Der Seitenwechsel führte ihn nun an die Spitze des zweitgrößten deutschen Baukonzerns Bilfinger Berger.

Gelobt sei der Koch

Bernhard Walter, Aufsichtsvorsitzender der Bilfinger Berger AG (Foto: picture alliance)
Bernhard Walter, Aufsichtsvorsitzender der Bilfinger Berger AGBild: picture alliance

Er freue sich sehr auf seine künftige Aufgabe, erklärte Koch am Freitag (29.10.2010). Bilfinger Berger sei eine "erste Adresse der deutschen Wirtschaft und zugleich eines der spannendsten Unternehmen, das ich kenne." Der Aufsichtsratsvorsitzende Bernhard Walter erklärte, die "immer wieder bewiesene Führungskraft" Kochs sei die beste Voraussetzung dafür, die "sehr erfolgreiche Entwicklung" des Konzerns fortzusetzen. Dass sich der 52-jährige Jurist in der Wirtschaft erfolgreich bewähren wird, das glauben viele.

Schon in der Politik galt er als Fachmann für Wirtschaft und Finanzen. Und als Krisenmanager hat sich Koch erst recht vielfach bewiesen. Diese Fähigkeiten wird er jetzt brauchen, denn er tritt ein schwieriges Erbe an: Der frühere hessische Regierungschef muss sich um die Aufklärung des Einsturzes der Kölner U-Bahn kümmern, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen. Kochs Vorgänger Herbert Bodner war vorgeworfen worden, er sei dabei anfangs zu zögerlich gewesen.

"Abkühlphase" für ehemalige Politiker

Die Firmenzentrale des Baukonzerns Bilfinger Berger (Foto: dpa)
Die Firmenzentrale des Baukonzerns Bilfinger BergerBild: picture-alliance/dpa

Die Oppositionsparteien im hessischen Landtag und die Anti-Korruptionsorganisation Transparency International kritisieren, dass Koch sehr schnell nach Ende seiner Amtszeit ausgerechnet zu einem Unternehmen wechselt, dass unter seiner Ägide millionenschwere Aufträge vom Land Hessen bekommen hat. So ist Bilfinger Berger am Bau der Nordwestlandebahn des Frankfurter Flughafens beteiligt, für die sich das Land in Kochs Regierungszeit immer stark gemacht hat.

Organisationen wie Transparency International oder LobbyControl fordern schon lange eine gesetzlich vorgeschriebene Auszeit zwischen dem Ende der politischen Amtszeit und dem Beginn der Lobbyarbeit. Bislang jedoch ohne Erfolg. LobbyControl fordert eine gesetzlich verankerte dreijährige "Abkühlphase", wonach deutschen Beamten bis zu fünf Jahre nach ihren Ausscheiden eine bestimmte Tätigkeit wegen Interessenkonflikten verboten werden kann.

Autorin: Rayna Breuer (dpa, afp, dapd)
Redaktion: Martin Muno