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Koalition uneins über Griechenland-Hilfe

27. Februar 2012

Wieder einmal stimmt der Bundestag an diesem Montag über Hilfen für Griechenland ab. Eine Mehrheit ist zwar sicher, aber die Meinungen in der Koalition gehen weit auseinander. Die CSU will Athen aus der Eurozone drängen.

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ARCHIV - Illustration - Euro-Geldscheine fallen am 26.01.2012 auf eine griechische Fahne. In Athen wird intensiv nach Wegen zur Rettung Griechenlands vom finanziellen Untergang gesucht. Die Bundesregierung hat von Griechenland verbindliche und rasche Zusagen zum umstrittenen Sparprogramm gefordert. «Griechenland muss handeln, und Europa wartet auf griechische Entscheidungen», sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Finanzministerium, Kampeter (CDU), am Donnerstag (09.02.2012) in Berlin im Bundestag. «Der Fortschritt in den letzten Wochen auf griechischer Seite war unzureichend.» Foto: Oliver Berg dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Symbolbild Griechenland Athen Schuldenkrise EuroBild: picture-alliance/dpa

Vor allem aus München sind vermehrt Stimmen zu hören, die für einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone sind. Mit Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) ist darunter erstmals auch ein Mitglied des Bundeskabinetts.

Westerwelle: "Verstehe die Spekulationen nicht"

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) beantwortet am Mittwoch (08.02.2012) vor der Bundespressekonferenz in Berlin Fragen von Journalisten. Der Politiker stellt die "Bund-Länder-Kommission Rechtsterrorismus" zur Aufarbeitung der Neonazi-Morde vor, die zuvor im Bundeskabinett beschlossen wurde. Foto: Wolfgang Kumm dpa/lbn +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU)Bild: picture-alliance/dpa

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) bemühten sich darum, den Ball flach zu halten. "Ich verstehe die politischen Spekulationen über ein Griechenland außerhalb der Eurozone nicht", sagte Westerwelle der Zeitung "Die Welt". Was ausgehandelt und vereinbart sei, solle für alle Seiten gelten. Das Hilfspaket habe nur dann eine Chance, verlorenes Vertrauen wiederherzustellen, wenn es nicht sofort wieder zerredet werde.

Fraktionschef Kauder betonte in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin", er sei der Auffassung, "dass wir selber keinen Beitrag dazu leisten sollten, irgendein Mitglied aus der Eurozone heraus zu drängen". Kauder sprach von einem ganz falschen Signal.

Ein falsches Signal?

Dieses Signal hatte Bundesinnenminister Friedrich im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" gesetzt. Der CSU-Politiker sprach sich dafür aus, den Griechen "Anreize für einen Austritt" aus der Euro-Zone zu schaffen. Friedrich blieb mit dieser Position in den eigenen Reihen nicht lange allein. Auch der bayerische Finanzminister Markus Söder und CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt kritisierten den Rettungskurs der Bundesregierung. "Griechenland ist und bleibt ein Pleitekandidat", sagte Dobrindt der "Bild"-Zeitung.

SPD und Grüne wollen zustimmen

Berlin/ Der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Carsten Schneider, spricht am Dienstag (06.12.11) in Berlin beim Bundesparteitag der SPD. Die SPD will den Spitzensteuersatz auf 49 Prozent erhoehen und die Vermoegenssteuer wieder einfuehren. Der Berliner SPD-Parteitag beschloss dafuer am Dienstag einstimmig ein Steuerkonzept. (zu dapd-Text) Foto: Steffi Loos/dapd
Carsten Schneider, haushaltspolitischer Sprecher der SPDBild: dapd

Trotz dieser Stimmen scheint die Zustimmung im Bundestag für das Griechenland-Rettungspaket nicht fraglich. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Union, Peter Altmaier, sagte im ARD-Morgenmagazin, er gehe von einer breiten Mehrheit für den Kurs der Bundesregierung aus. Das steht auch deshalb außer Zweifel, weil SPD und Grüne ihre Zustimmung signalisiert haben. Der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider, stellte dessen ungeachtet fest, die Regierung wisse nicht, was sie wolle. Und: "Für welche Beträge Deutschland genau haftet, ist nicht klar erkennbar", sagte Schneider der "Passauer Neuen Presse".

Das Rettungspaket, das im Bundestag zur Abstimmung steht, umfasst weitere Hilfen für Athen in Höhe von 130 Milliarden Euro. Spannend ist, wie viele Abgeordnete der Regierungskoalition diesem Paket die Zustimmung verweigern.

ml/as (afp, rtr, dapd)