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Klose, der nette Rekordjäger

Thomas Klein16. Oktober 2012

Dem Rekord ganz nah: Der 34-jährige Angreifer der deutschen Nationalelf ist dank seiner beiden Tore gegen Schweden nur noch einen Treffer von Gerd Müllers Bestmarke entfernt. Und bleibt dennoch bescheiden.

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Miroslav Klose bestreitet gegen Schweden sein 126. Länderspiel. (Foto: AP)
Fußball Deutschland Türkei EM QualifikationBild: AP

Jetzt fehlt ihm nur noch eins: Ein Tor und Miroslav Klose trägt sich in die Geschichtsbücher des deutschen Fußballs ein. Mit seinen Länderspieltoren 66 und 67 im Spiel gegen Schweden am Dienstag (16.10.2012) rückte der Stürmer ganz nah an Rekordhalter Gerd Müller heran. Trifft Klose noch einmal, steht er mit dem 66-jährigen Müller auf einer Stufe - auch wenn er das selbst ganz anders sieht.

Vor gut einem Jahr schien die Karriere von Miroslav Klose bereits beendet zu sein. Beim FC Bayern München war der Stürmer nur noch zweite Wahl und musste meistens auf der Ersatzbank Platz nehmen. Doch Klose wollte es noch einmal wissen und wechselte 2011 zum italienischen Traditionsklub Lazio Rom. Sein Mut wurde belohnt: In der Serie A erzielte der Nationalspieler bisher 17 Treffer in 34 Spielen. Durch seine Tore hat er sich in kürzester Zeit in die Herzen der Fans, der "Tifosi" gespielt und zuletzt sogar reichlich Anerkennung für ein Tor geerntet, das gar nicht zählte.

"Er ist ein absolutes Vorbild"

Beim Ligaspiel gegen den SSC Neapel hatte Klose zwar zum vermeintlichen 1:0 getroffen, den Ball aber zuvor mit der Hand gespielt. "Der Schiedsrichter fragte mich, ob der Ball an der Hand war. Und ich habe ja gesagt. Das war für mich selbstverständlich", schildert der 34-Jährige den Vorfall. Für dieses vorbildliche Verhalten wurde Klose vor dem Länderspiel gegen Schweden von Verbandspräsident Wolfgang Niersbach mit der DFB-Medaille "Fair ist mehr" ausgezeichnet. "Ich weiß, wie viele Kinder zuschauen. Wir haben eine Vorbildfunktion. Das ist ein bisschen verloren gegangen. Die Fairness sollte vorangehen", erinnert der zweifache Vater Klose auch seine Fußball-Kollegen noch einmal an den Fairness-Gedanken.

Klose auf den Spuren von Gerd Müller

Im Spätherbst seiner Karriere scheint es ihm erstaunlich leicht zu fallen, im jungen deutschen Nationalteam auch mit 34 noch ein Mann mit WM-Perspektive zu sein. "Wenn ich fit bin und von Verletzungen verschont bleibe, würde ich bei der WM in Brasilien gerne noch spielen. Das ist mein Ziel", sagt Klose. Er wäre dann 36 Jahre alt – für Bundestrainer Joachim Löw ist das aber kein Problem. "Jeder Trainer kann froh sein, wenn er einen Miroslav Klose in den eigenen Reihen hat. Er ist ein absolutes Vorbild im Fußball und auch im Verhalten in der Mannschaft."

Ohne Salto zur WM

Doch Klose ist nicht nur ein fairer Sportsmann mit Vorbildfunktion, er ist auch Rekordjäger: Noch ein Treffer fehlt ihm, um mit dem deutschen Rekordschützen Gerd Müller gleichzuziehen. Müller erzielte 68 Tore in 62 Länderspielen, Klose hat bisher 67 Mal getroffen, allerdings benötigte er dafür 127 Partien. "Ich würde mich nie mit Gerd Müller vergleichen. Was er an Toren gemacht hat, ist einzigartig. Ich habe ihm das auch persönlich gesagt", betont Klose. Auch die in einem Spiegel-Interview geäußerte Kritik von Bayern-Präsident Uli Hoeneß, Klose habe "80 Prozent seiner Tore gegen Liechtenstein und Co. erzielt", interessiert ihn nicht: "Es macht mich müde." Nächste Gelegenheit für Klose ist wohl das Länderspiel der Deutschen am 14. November gegen den WM-Finalisten Niederlande - ein Gegner, der selbst Uli Hoeneß genügen dürfte.

Miroslav Klose (r.) zeigt immer vollen Einsatz. Sein Ziel ist die WM in Brasilien. (Foto: dpa)
Miroslav Klose (r.) zeigt immer vollen Einsatz. Sein Ziel ist die WM in BrasilienBild: picture-alliance/dpa

Bei dem Versuch, Gerd Müllers nationalen Tor-Rekord einzustellen, könnte Miroslav Klose noch über eine andere, eine internationale Bestleistung stolpern: Mit 14 WM-Treffern belegt der Angreifer aktuell den zweiten Rang hinter dem Brasilianer Ronaldo (15 Tore). Ausgerechnet in Ronaldos Heimatland könnte Klose diesen Rekord brechen. "Wenn es einmal so weit ist, dass ich meine Fußballschuhe an den Nagel hänge, würden mich die Rekorde stolz machen. Aber so weit ist es noch nicht", sagt der Torjäger. Damit seine Teilnahme an der WM in Brasilien nicht durch eine Verletzung in Gefahr gerät, verzichtet Klose in Zukunft sogar auf sein Markenzeichen, seinen Salto beim Jubeln nach Toren. "Der Salto würde schon noch gehen. Aber ich will es nicht riskieren. Ich will 2014 dabei sein", sagt der Rekordjäger und lächelt verschmitzt.