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Effizientes Wirtschaften

29. November 2010

An einen Erfolg beim Klimagipfel im mexikanischen Cancún glaubt nicht einmal die Chefin des UN-Klimasekretariats. Doch während die Politik festgefahren ist, brechen einige Unternehmer auf zum Klimaschutz.

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Ein Windrad dreht sich vor den Kühltürmen des Kraftwerkes der Vattenfall-Kraftwerke Europe AG im brandenburgischen Jänschwalde (Foto: DPA)
Noch haben sich nicht alle Unternehmer dem Klimaschutz verpflichtetBild: picture-alliance/ ZB

Keinen großen Wurf in Cancún, das erwartet auch Niklas Höhne, Direktor für Energie und Klimapolitik bei der Beratungsfirma Ecofys in Köln, denn die Probleme, die Kopenhagen zum Scheitern geführt haben, seien nicht aus der Welt: Das Ziel, das sich die USA auferlegt hätten, würde den Entwicklungsländern nicht ausreichen. Anders ausgedrückt: Seit der Niederlage der Demokraten bei den Kongresswahlen im November gelten Barack Obamas Klimaschutz-Bemühungen endgültig als gescheitert, denn den USA fehlt das Mandat, in Cancún verbindliche Obergrenzen für Treibhausemissionen einzubringen.

Dr. Niklas Höhne, Direktor für Energie und Klimapolitik bei der Beratungsfirma Ecofys (Foto: Ecofys)
Dr. Niklas Höhne, Direktor für Energie und Klimapolitik bei EcofysBild: Ecofys

Die politische Entwicklung seit Kopenhagen empfindet Höhne als frustrierend. Nicht nur in den USA, sondern auch in der Europäischen Union steckt man fest: So konnte sich die EU bisher nicht dazu durchringen, das Reduktionsziel bei der Treibhausemission bis 2020 von 20 auf 30 Prozent zu erhöhen. "Dies ist eine wichtige Diskussion, die zeigen wird, ob die EU weiterhin ein Vorreiter sein will in der Klimapolitik oder nicht", ist Höhne überzeugt

Weniger CO2, dafür mehr Atom

Deutschland möchte deshalb nicht mehr auf die großen Partner warten und setzt sich eigene Ziele: Bis 2020 will die Bundesregierung die CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent reduzieren. Dafür will sie allerdings die Laufzeit der Atomkraftwerke verlängern. Höhne hält die Verlängerung allerdings für kontraproduktiv, da sie relativ günstigen Strom zur Verfügung stellt: "Günstiger Strom verhindert aber, dass man Energieeffizienzmaßnahmen durchführt", ist Höhe überzeugt. Außerdem verhindere sie Investitionen in erneuerbare Energien.

Neuer Markt: Klimaschutz

UN-Klimaschutzkonferenz auf Bali (Foto: AP)
Weniger CO2 für längere Laufzeiten - für viele kein guter DealBild: picture-alliance/dpa

Während die Politik feststeckt, haben ganze Wirtschaftsbranchen das Thema Klimaschutz als Chance ergriffen, meint Catharina Beyer, die bei Ecofys Unternehmen berät. Klimaschutz eröffne neue Märkte. "Die kann man durchaus kreativ nutzen", sagt sie. Und profitabel obendrein. Denn dazu seien Unternehmen schließlich da - um zu wirtschaften und Profit zu machen.

Beispiel Siemens: Der Technologiekonzern glänzt im abgelaufenen Geschäftsjahr mit einem Rekordergebnis. Sein Erfolgsrezept lautet: grüne Technik. Bald will der Münchner Konzern die Hälfte seines Umsatzes mit Umwelttechnologien erzielen.

Druck von außen

Investitionen in den Klimaschutz sind für Unternehmen jedoch auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Emittieren sie weniger Treibhausgase, ist es nicht nur gut für das Klima, sondern auch fürs Unternehmen. Denn es spart Energie und damit Geld.

UN-Klimaschutzkonferenz auf Bali (Foto: AP)
Gescheiterte Gipfel: Bali, Kopenhagen - und nun Cancún?Bild: AP

Und oft haben Unternehmer überhaupt keine Wahl. Sie müssen sich um den Klimaschutz kümmern, denn der Druck auf die Wirtschaft komme von allen Seiten, sagt Catharina Beyer - von Kunden, Investoren und Nichtregierungsorganisationen. So ist auch zu erklären, warum sich Unternehmer freiwillig der Climate-Savers-Kampagne des World Wide Fonds (WWF) anschließen und sich damit verpflichten, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren - unter Aufsicht. Denn die Firmen handeln mit dem WWF nicht nur Reduktionsziele aus, sondern sie müssten auch jedes Jahr ihre Fortschritte nachweisen, sagt Beyer.

Prominente Unternehmen wie Johnson & Johnson, IBM, Nike, Sony, Nokia, oder Volvo haben sich bereits zu festen Reduktionszielen verpflichtet.

Trotz Niederlagen weiter machen

Es hat ein Wandel in der Gesellschaft stattgefunden. Dazu haben auch Klimagipfel wie der in Kopenhagen beigetragen, glaubt Niklas Höhne. Deshalb hält er Verhandlungen zum Klimaschutz auf globaler Ebene für notwendig, auch wenn sie sehr zäh sein können: "Das Kyoto-Protokoll hat eindeutige Auswirkungen auf die gesamte politische Landschaft gehabt", sagt Höhne, denn das EU-Emissionshandelssystem wäre ohne das Protokoll überhaupt nicht in Kraft getreten.

So gesehen wäre Cancún ein notwendiger Schritt - hin zum ganz großen Ziel.

Autorin: Zhang Danhong
Redaktion: Jutta Wasserrab