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'Kleinvieh macht auch Mist' – Biogasprojekte in Vietnam

5. September 2008

Die Vorteile sind offensichtlich: Vietnamesische Kleinbauern, die Biogasanlagen betreiben, schonen Umwelt, den eigenen Geldbeutel und leben gesünder.

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Vietnamesin entzündet Holz für die Kochstelle in ihrer Hütte
Noch befeuern die meisten ländlichen Privathaushalte ihre Kochstellen mit HolzBild: DW / Silke Bartlick
Schweine ruhen in einem Stall in Vietnam
Schweine - "Lieferanten" von Tierdung für BiogasanlagenBild: DW / Silke Bartlick

Auf dem Land, dort also, wo rund Dreiviertel der vietnamesischen Bevölkerung zu Hause ist, finden Biogasanlagen immer mehr Abnehmer.

Kein Wunder, denn um Energie aus Biogas zu gewinnen, braucht man gerade mal vier oder fünf Schweine. Anzeigen in den Zeitungen und Clips in Radio und Fernsehen machen vietnamesische Bauern regelmäßig darauf aufmerksam. Und farbige Faltblätter illustrieren, dass sich stinkende Schweinehaufen und dampfende Kuhfladen in einem Fäulnisbehälter schnell in saubere Energie und kostbaren Dünger verwandeln.

Biogasanlagen voll im Trend

Kochstelle in einem ländliche Haushalt in Vietnam, betrieben mit Biogas
Umweltfreundlich kochen mit BiogasBild: DW / Silke Bartlick

Mitte der 1990er Jahre hatte die niederländische Regierung einer Reihe von Entwicklungsländern – darunter auch Vietnam - Unterstützung beim Aufbau von Projekten angeboten, die zur Reduzierung von Treibhausgasen führen sollten.

In Vietnam haben Ministerien und NGO’s seinerzeit entschieden, die von den Niederländern zur Verfügung gestellten Mittel für die Entwicklung von Biogasanlagen zu nutzen. Zum einen, weil auch heute noch mehrere Millionen Familien keinen Zugang zur nationalen Energieversorgung haben, zum anderen, um das wachsende Problem ‚Tierdung‘ in den Griff zu bekommen. Ziel war, die Lebensqualität der ländlichen Bevölkerung zu verbessern.

Bislang verläuft das Projekt überaus erfolgreich. Bauern, die regionale Wirtschaft und die Umwelt profitieren davon.

Neue Wege der Energieversorgung

Motoradfahrer prägen das Bild der Strassen in vietnamesischen Städten
Steigendes Wirtschaftswachstum bedingt steigenden EnergiebedarfBild: DW / Silke Bartlick

Bislang nutzt Vietnam primär fossile Brennstoffe und Wasserkraftwerke für die Energieversorgung des Landes. Der absehbar steigende Energiebedarf bei gleichzeitig abnehmenden nationalen Ressourcen zwingt zu einer Umorientierung. Bis zum Jahre 2040 will die Regierung in Hanoi den Anteil erneuerbarer Energien von jetzt einem auf zehn Prozent ausbauen. Allerdings soll auf den Bau von Atomkraftwerken auch nicht verzichtet werden.

Politisches Umdenken heißt auch energiepolitisches Umdenken

Für die nächsten Jahre formulierte die Regierung ehrgeizige Ziele: bessere Lebensbedingungen für die Bevölkerung und den Aufstieg Vietnams in die Gruppe der Länder mittleren Einkommens. Mit diesem Vorhaben knüpft Vietnam an Entwicklungen Mitte der 1980er Jahre an, als die sozialistische Regierung Vietnams einen Wandel von der Plan- zur Marktwirtschaft einleitete. Dieser Kurswechsel wurde unter dem Namen ‚Doi Moi‘ („Erneuerung“) bekannt. Eine Erneuerung, die mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von rund acht Prozent Vietnam zu eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt machte. Nun muss das Land versuchen, Ökonomie und Ökologie in Gleichklang zu bringen.

Autorin: Silke Bartlick

Redaktion: Peter Koppen