1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kleine Koalas brüllen sich groß

29. September 2011

Koalamännchen brüllen, um in der Paarungszeit die Weibchen zu beeindrucken. Forscher haben die Töne analysiert und erstaunt festgestellt: Die kleinen Beuteltiere machen Geräusche, als wären sie riesige Bisons.

https://p.dw.com/p/12hDK
Ein erwachsener Koala am Baum (Foto: Federico Gambarini dpa/lnw)
Koala - Meister der tiefen StimmeBild: picture-alliance/dpa

In der Paarungszeit der Koalas - im November und Dezember - wird es laut in den Eukalyptuswäldern Australiens: Dann beginnen die Koalamännchen zu brüllen, um Weibchen anzulocken und anderen Männchen das Fürchten zu lehren. Eigentlich ist es mehr ein heiseres Röcheln - aber nicht weniger beeindruckend. Wenn das Koalamännchen seinen Lockruf ausstößt, klingt es, als würde ein wütender Stier seinen Angriff ankündigen. Diese Laute passen eigentlich gar nicht zu den putzigen kleinen Fellknäueln. Wie kommen sie nur dazu?

Die Natur schummelt

Je größer ein Tier, desto länger ist sein Stimmapparat - und desto tiefer sind die Geräusche, die es erzeugen kann. Das ist wie bei den Orgelpfeifen: Die großen langen Pfeifen machen besonders tiefe Töne. Ein tiefes Brüllen heißt in der Sprache der Koalabären demnach: "Bist Du ein Konkurrent, dann verschwinde! Ich bin größer und stärker als du."

Ein Koala am Baum (Foto: Federico Gambarini dpa)
Der Koala lebt auf Bäumen und kommt nur in Australien vor. Wegen seines knuffigen Aussehens wird er auch "Koalabär" genannt, obwohl er nicht zu den Bären gehört: Er ist ein Beuteltier.Bild: picture-alliance/dpa

Zu dumm nur, dass Koalas maximal 85 Zentimeter groß werden. Aber kein Problem: Die Evolution hat ihnen dabei geholfen, etwas zu mogeln. Wie Benjamin Charlton von der Universität Wien und seine Forscherkollegen herausgefunden haben, ist der Kehlkopf bei Koalas abgesenkt. Er sitzt in Höhe des dritten oder vierten Halswirbels anstatt weit oben im Hals, schreibt der Wissenschaftler im Fachblatt "Journal of Experimental Biology".

Dadurch wird der Stimmapparat der Beuteltiere länger. Und nicht nur das: Der Muskel, der den Kehlkopf ans Brustbein bindet, hat bei den Koalas seinen Ursprung tief unten im Brustkorb - die Forscher vermuten, dass er den Kehlkopf dadurch noch weiter nach unten zieht. So können die Tiere Laute von sich geben, die viel tiefer sind als eigentlich möglich wäre.

Auch der Computer schätzt die Koalas auf Stiergröße

Charlton vermutet, dass die Koalas noch einen weiteren Trick anwenden: Sie nutzen gleichzeitig die Resonanzen von Mund- und Nasenraum, um dadurch größer zu wirken als sie eigentlich sind.

Charlton nahm rund um das australische Brisbane die Rufe von insgesamt 20 erwachsenen Koalamännchen auf und analysierte im Labor die akustischen Spektren der Töne. Und siehe da: Demnach müssten die Koalas eigentlich 50 Zentimeter lange Stimmapparate haben - was ganz unmöglich ist. Die zierlichen Tiere klingen laut Computer sogar größer als Bisons.

Autorin: Brigitte Osterath
Redaktion: Judith Hartl