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Kleine Forscher, der Nachwuchs von morgen

9. Juni 2011

Die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" fördert Naturwissenschaften und Technik schon im Kindergarten, denn der Wirtschaft fehlen Fachkräfte. Den 9. Juni hat sie deshalb offiziell zum Tag der kleinen Forscher ernannt.

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Der kleine Forscher 'Dr. Teufel' in der Kita Ferrenberg in Bergisch Gladbach (Foto: DW/ Elisabeth Jahn)
Bild: DW

Haben Spinnen ein Herz? Wieso ist Blut in den Adern nicht rot, sondern blau? Und warum bildet Wasser Perlen? Kinder stellen viele Fragen, und nicht immer haben Erwachsene sofort eine plausible Antwort parat. "Das müssen sie auch gar nicht", findet Birgit Schmitz, Erzieherin in der Caritas-Kindertagesstätte Ferrenberg in Bergisch Gladbach bei Köln. Hier dürfen die Kleinen den Antworten auf ihre Fragen selbst auf die Spur gehen.

Seit 2008 nimmt die Kita Ferrenberg am bundesweiten Projekt "Kleine Forscher" teil und gehört damit zu aktuell 17.000 Einrichtungen in ganz Deutschland. Auch rund um den 9. Juni, den Tag der kleinen Forscher, sind verschiedene Veranstaltungen geplant. So wird beim großen Sommerfest das diesjährige Thema Gesundheit in einem Forscherpark aufgegriffen. Besonders aber freuen sich Kinder und Erzieher auf einen weiteren Termin, sagt Birgit Schmitz: "Wir werden zusammen mit Sternekoch Nils Henkel ein gesundes Essen kochen."

Kinder dürfen eigene Theorien entwickeln

Die kleinen Forscher 'Dr. Sklett' und 'Dr. Schmetterling' testen die Eigenschaften von Wasser in ihrer Kita Ferrenberg in Bergisch-Gladbach (Foto: DW/ Elisabeth Jahn)
In ihrem Element: "Dr. Sklett" und "Dr. Schmetterling"Bild: DW

Einmal pro Woche treffen sich außerdem zwei Gruppen Drei- bis Sechsjähriger. Ungeduldig sitzen sie bereits an einem Tisch und warten darauf, dass es losgeht: Dr. Schmetterling, Dr. Teufel, Dr. Lilly und Dr. Sklett. So zumindest nennen sich Zoe, Lukas, Lilly und Felix, wenn sie wieder einmal naturwissenschaftliche Phänomene untersuchen - zum Beispiel die Eigenschaften von Wasser.

Mit kleinen Plastikpipetten saugen die Kinder ein paar Tropfen an und geben sie dann auf ein Stück Backpapier. Das Wasser bildet kleine Perlen. Dr. Sklett legt eine Centmünze darauf und hebt das Papier seitlich an. Die Münze bleibt kleben. "Nein, die klebt doch nicht", sagt der kleine Forscher energisch. "Die ist magnetisch!" Das habe er in seinem Forscherbuch gelesen. Tatsächlich hat Wasser die Eigenschaft, sich an anderen Materialien festzuhalten. Die anderen Kinder sind begeistert.

Freude am Experiment

Die offizielle Plakette der Stiftung 'Haus der kleinen Forscher' (Foto: DW/ Elisabeth Jahn)
Wer ein Zertifikat hat, bekommt diese PlaketteBild: DW

Dass Forschen so viel Spaß machen kann, hätte Erzieherin Birgit Schmitz früher nicht für möglich gehalten: "In der Schule habe ich Naturwissenschaften gehasst und fand das immer furchtbar langweilig und trocken." Inzwischen leitet sie die beiden Forschergruppen und ist überzeugt, dass es genau das richtige für die Kinder ist. "Sie können mit ihren Sinnen eigene Erfahrungen machen und sind nicht auf unsere Erklärungen angewiesen", sagt Birgit Schmitz. Die Theorien, die die Kinder dabei entwickeln, nehmen die Erzieherinnen sehr ernst. Und oft seien sie erstaunt, was sich die Kleinen alles selbst herleiten können.

Um ihre eigenen naturwissenschaftlichen Kenntnisse aufzufrischen, hat Birgit Schmitz zu Beginn des Projekts an einer dreitägigen Schulung teilgenommen. Darin wurde auch das pädagogische Konzept erklärt, das die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" entwickelt hat. Um die Schulungen zu finanzieren, müssen sich allerdings lokale Vertreter des Stiftungsnetzwerks nach Geldgebern umsehen. In diesem Fall ist der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln verantwortlich.

Wirtschaft fördert potentielle Fachkräfte

Markus Linden-Lützenkirchen, Koordinator des lokalen Stiftungsnetzwerkes "Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln" in seinem Büro in Köln (Foto: DW/ Elisabeth Jahn)
Markus Linden-Lützenkirchen vom Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum KölnBild: DW

Markus Linden-Lützenkirchen koordiniert diese Schnittstelle zwischen der Stiftung in Berlin und den Einrichtungen in der Region. Hat ein Kindergarten über zwei Jahre nachweislich naturwissenschaftliche Versuche mit den Kindern durchgeführt und Erzieher schulen lassen, darf er ihm die Plakette mit der Aufschrift "Haus der kleinen Forscher" überreichen. "Für den Kindergarten ist das eine gute Werbung", sagt Markus Linden-Lützenkirchen. "Auch wenn es eigentlich nicht Aufgabe der Wirtschaft ist, über die pädagogischen Inhalte unserer Kindergärten zu bestimmen", fügt er kritisch hinzu.

Hinter der Stiftung stehen die Wirtschafts- und Forschungsunternehmen Helmholtz-Gemeinschaft, Siemens AG, McKinsey und die Dietmar-Hopp-Stiftung. Auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das Projekt. Sie alle erhoffen sich, wieder mehr Nachwuchs in die sogenannten MINT-Fächer zu locken, das heißt die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Dort herrscht derzeit ein großer Fachkräftemangel. Laut MINT-Trendreport 2011 fehlen Deutschland mehr als 117.000 solcher qualifizierter Personen.

Eine gute Werbung für den Kindergarten

'Dr. Teufel' nimmt einen Wassertropfen genau unter die Lupe (Foto: DW/ Elisabeth Jahn)
"Dr. Teufel" nimmt einen Wassertropfen unter die LupeBild: DW

Ob das Projekt der kleinen Forscher langfristig dazu beitragen wird, den Fachkräftemangel zu verringern, ist noch nicht sicher. Die Kinder aber haben viel Freude am Forschen. In der Kindertagesstätte Ferrenberg hat das Projekt zudem große Aufmerksamkeit in der Region auf sich gezogen. "So ist es uns gelungen, einen Spender zu finden, der uns einen eigenen Forscherraum finanziert hat", sagt Birgit Schmitz. Die Stiftung stellt nämlich nur einen Koffer mit Anleitungen für die Experimente zur Verfügung. Das Geld für die Materialien müssen die Kindergärten selbst aufbringen.

Erzieherin Birgit Schmitz findet, dass sich der Aufwand trotzdem lohnt. Nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Erzieher. So würde sie immer wieder von den Ideen der Kleinen inspiriert. Lächelnd zitiert sie einen Spruch, den sie stets neu für sich entdeckt: "Im Anfängergeist gibt es viele Möglichkeiten, im Geiste des Experten nur wenige." Erwachsene seien manchmal viel zu sehr Experten und würden dabei so viele andere Möglichkeiten übersehen.

Autorin: Elisabeth Jahn

Redaktion: Gaby Reucher