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Politik

"Kleine Atempause" in der Corona-Krise

19. April 2020

Sind in Deutschland genug Intensivbetten für schwer erkrankte COVID-19-Patienten frei? Endlich gibt es auf diese Frage eine verlässliche Antwort. Bundesgesundheitsminister Spahn will derweil die Gesundheitsämter stärken.

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Deutschland Coronavirus Intensivbett an Uniklinik Dresden
Bild: picture-alliance/dpa/R. Bonss

In Deutschland sind nach aktuellen Zahlen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) fast 13.000 Intensivbetten frei. Dies sei "fantastisch", erklärte DIVI-Präsident Uwe Janssens. Insgesamt verfügen die Kliniken nach seinen Angaben über gut 30.000 Intensivbetten.

Man habe endlich eine verlässliche Übersicht über alle Intensivkapazitäten in Deutschland erreicht, sagte Janssens. Dieses Wissen verschaffe Medizinern und Politikern in der Corona-Krise eine "kleine Atempause", die jedoch nicht zu falscher Euphorie führen sollte. Denn, so der Professor weiter: "Wir sind noch lange nicht über den Berg!"

West-Ost-Gefälle

Auch gibt es regionale Unterschiede: Die meisten Intensivbetten stehen laut DIVI im Süden und im Westen Deutschlands - allerdings gibt es hier bisher auch die meisten Corona-Infizierten. Im Nordosten der Republik sei die Lage noch verhältnismäßig entspannt, heißt es.

Wegen der Corona-Pandemie sind seit kurzem alle deutschen Kliniken mit Intensivbetten dazu verpflichtet, die Belegung an die DIVI zu melden. Sie hält die Daten in einem öffentlich zugänglichen Online-Register fest. Ob genug Intensivbetten frei sind, ist ein zentraler Faktor in der Pandemie-Planung. Sind nicht genug Betten da, droht ein Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung.

"Überfordert"

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bekräftigte unterdessen die Absicht der Regierung, die fast 400 Gesundheitsämter in Deutschland besser auszustatten - personell und technisch. Wegen ihres hohen Einsatzes und Engagements in der Corona-Krise seien derzeit viele Gesundheitsämter überfordert, sagte er im Zweiten Deutschen Fernsehen. "Es hapert an bestimmten Stellen", räumte Spahn ein.

Deutschland Corona-Pandemie | Jens Spahn
Jens Spahn: Die Gesundheitsämter haben bisher "nicht die verdiente Aufmerksamkeit bekommen"Bild: picture-alliance/AP Images/J. MacDougall

Es müsse gelingen, die Anzahl der Neuinfektionen in der Bundesrepublik unter dem jetzigen Niveau von drei- bis viertausend täglich zu halten. Dies gelinge nur mit Gesundheitsämtern, "die in der Lage sind, sehr schnell bei jedem Infizierten alle Kontakte der letzten Tage nachzuvollziehen, diese zu kontaktieren und dann auch aufzufordern, zu Hause zu bleiben, damit wir Infektionsketten ganz schnell unterbrechen."

Die Abstandsgebote und verschärften Hygieneregeln werden nach Spahns Einschätzung noch lange gelten. Er rechne noch "über Monate" damit. "Bis es einen Impfstoff gibt, werden wir miteinander und aufeinander aufpassen müssen", so der Minister.

Bis Sonntagabend wurden in Deutschland mehr als 142.300 Infektionen mit dem neuen Erreger SARS-CoV-2 registriert, wie aus einer Auswertung der Nachrichtenagentur dpa hervorgeht. Die Zahl der Corona-Todesfälle wurde mit mindestens 4415 angegeben. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts haben bereits rund 88.000 Menschen in der Bundesrepublik die Infektion überstanden.

wa/ack (dpa, afp, rtr)