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Klein, fein und teuer

10. Mai 2010

Familiäre Atmosphäre, gute Betreuung und moderne Ausstattung - an privaten Universitäten lässt es sich gut studieren. Kein Wunder, dass sie trotz kräftiger Studiengebühren immer beliebter werden. Auch in Deutschland.

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Seminarraum in Köln
Ein effizientes Studium ...Bild: Foto: Macromedia Hochschule

Mit dem Aufzug geht es in den dritten Stock eines Kölner Bürohauses. Dann steht Anna erstmal vor einer verschlossenen Tür. Mit ihrer Karte öffnet sie den Eingang zur "Macromedia Hochschule für Medien". Dahinter erwartet sie ein steriler, weißer Flur. Einen Hörsaal gibt es nicht. Auch die Seminarräume sehen eher wie sauber geputzte Klassenzimmer aus. "Manchmal fühle ich mich gar nicht wie eine Studentin", sagt die 21-Jährige, die hier Medienmanagement studiert.

"Mit meinen Kommilitonen kann ich nicht in einer Mensa oder Unibibliothek zusammensitzen oder mich auf dem Campus treffen." Dafür aber findet Anna in ihren Seminaren immer einen Platz. Meist ist er sogar mit dem technisch neuesten Computer ausgestattet. Sie kennt fast alle Dozenten und Kommilitonen. Eine familiäre Atmosphäre, in der es sich gut studieren lässt, meint Anna.

Kein typisches Studentenleben

Sie ist deshalb auch bereit, deutlich mehr Studiengebühren zu zahlen – 4500 Euro pro Semester. Ihre Entscheidung für die Macromedia Fachhochschule hat die Studentin nicht bereut. Auch wenn sie das typische Studentenleben vermisst, fühlt sich Anna an ihrer Hochschule doch gut aufgehoben.

Max (Name von der Redaktion geändert) geht es ähnlich. Er studiert im zehnten Semester Wirtschaftswissenschaften an der privaten Universität Witten-Herdecke. "An der Uni gibt es viele interdisziplinäre Projekte, in denen sich die Studenten auch international engagieren", erzählt er. "Deshalb habe ich mir diese Hochschule ausgesucht." Am "Tag der offenen Tür" kam Max direkt mit Studenten und Professoren ins Gespräch. "Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich mich in der Kantine mit einem Dozenten unterhielt."

Der Eingang der Universität Witten-Herdecke (Foto: dpa)
an einer renommierten Uni ...Bild: picture-alliance / dpa

Kurze Wege, weniger Stress

Die kurzen Wege und die intensive Betreuung der Professoren machen sein Studium stressfreier als es an einer staatlichen Hochschule wäre, meint Max. Außerdem kann er durch die vielen Praktika, die die Wirtschaftsstudenten machen müssen, bereits Kontakte knüpfen, die ihm später bei der Jobsuche helfen. Mit der internationalen Ausrichtung des Studiums und den Projekten kann er zusätzlich bei künftigen Arbeitgebern punkten.

"Private Hochschulen bieten meistens maßgeschneiderte, stärker betreuende und damit oft auch effizientere Studienmodelle als staatliche Universitäten an", sagt Wolfram Hahn, Geschäftsführer beim Verband privater Hochschulen. "Deshalb sind ihre Absolventen für viele Arbeitgeber sehr attraktiv." Gerade im Hinblick auf den drohenden Fachkräftemangel in vielen Branchen seien die Firmen gerne bereit, die privaten Unis finanziell zu unterstützen und Stipendien zu vergeben.

Ausbau auf niedrigem Niveau

Kein Wunder, dass sich in den vergangenen Jahren die Zahl der Privathochschulen in Deutschland verdreifacht hat. Doch im internationalen Vergleich, vor allem mit den USA und Asien, sei die Bundesrepublik noch "unterentwickelt", kritisiert Hahn. Und selbst in Europa gehöre Deutschland nicht zu den Vorreitern. In Polen etwa seien mittlerweile 30 Prozent der Studenten an privaten Unis zu finden. In Deutschland sind es gerade mal 4,5 Prozent.

Student mit Businessplan (Foto: Universität Witten-Herdecke)
ist fast schon eine Jobgarantie.Bild: Universität Witten-Herdecke

Der Verband privater Hochschulen wünscht sich eine Quote von 20 Prozent. Doch das wird wohl noch lange dauern. Bislang nämlich investieren nur bestimmte deutsche Regionen wie Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hamburg in den Privatschulsektor. Was aber nicht daran liege, dass es dort besonders viele reiche Bürger gebe, die ihren Kindern das Studium leicht bezahlen könnten, betont Hahn.

Sowohl Anna als auch Max haben keine finanzstarken Eltern im Hintergrund. Sie müssen die Studiengebühren – in Witten-Herdecke kostet ein komplettes Wirtschaftsstudium über 35.000 Euro – später zurückzahlen, wenn sie eine Stelle gefunden haben. Und die bekommen sie, meint Max. "Ich bin zuversichtlich, mit meinen Qualifikationen einen passenden und spannenden Job zu finden." Und sollte die Stelle nicht ganz so gut bezahlt werden, dann muss Max auch nicht den vollen Betrag zurückzahlen: Dafür gibt es an der Wittener Privatuni einen Berechnungsschlüssel, mit dem der Rückzahlungsbetrag individuell und sozialverträglich ausgerechnet wird. Ein einmaliges Modell in Deutschland.

Autorin: Sabine Damaschke, Julia Betzer

Redaktion: Gaby Reucher