1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Klee und ihr aktuelles Album

31. August 2011

Ihr Debütalbum "Unverwundbar" klang 2003 noch sehr elektronisch. Nach Ausflügen zum Gitarrenpop und Streicherballaden wagen sich Klee jetzt auf eine musikalische Zeitreise zurück in die 70er, 80er Jahre.

https://p.dw.com/p/12Qfx
Sängerin Suzie Kerstgens (Quelle: DW-TV popexport 1908 Klee)
Sängerin Suzie Kerstgens

Klee singen ohne Rücksicht auf Stereotypen offen über Gefühle und verbinden Liebeslieder mit ein bisschen Altersweisheit. Die Reise in die Vergangenheit geht 30, 40 Jahre zurück - und teilweise sogar noch ein bisschen weiter, schmunzelt Sängerin Suzie Kerstgens, schließlich stammten die meisten Verstärker und Instrumente noch original aus den 60er Jahren. "Als dann alles Gestalt annahm, haben wir uns aber gedacht, wir wollten nicht irgendeinem Hype hinterherlaufen oder vorauslaufen oder mitmachen", sagt sie. "Wir wollten betont diesen Coolnessfaktor, der vielen so wichtig ist, hinter uns lassen."

Verzicht auf Hits

Die Konsequenz war, dass Klee sich nicht mehr wie früher auf die Suche nach dem Singlehit begaben. Statt eine bloße Ansammlung von Songs auf eine CD zu packen, sind sie jetzt so weit, ein richtiges Album zu produzieren. Ganz so wie früher: mit einem Anfang, einem Mittelteil und einem Ende.

Auch wenn das in unseren Tagen ein bisschen aus der Mode gekommen sei, bedauert Suzie Kerstgens. "Ich finde es schade, dass heutzutage viele Sachen einfach so rausgehauen werden, weil man davon ausgeht, es werden nur die Stücke heruntergeladen, die man am besten findet", meint sie. Eigentlich müssten die Songs auf einem Album gar nicht unbedingt ineinandergreifen, aber schön wäre es schon: "Wir hatten für uns den Anspruch, so einen Albumcharakter zu haben."

Sängerin Suzie Kerstgens auf der Bühne (Foto: @picture alliance)
Klee besinnt sich auf die Liebe und wird dafür vom Publikum geliebtBild: Picture-Alliance/Jazzarchive

Coverartwork weist nach Paris

"Aus lauter Liebe", die aktuelle Veröffentlichung von Klee, ist das bisher reifste Werk der Kölner Band, die inzwischen zum Duo geschrumpft ist. Das sepiafarbene Coverartwork weist in die Richtung, die die Band auf dem Album nimmt: Frankreich. Die Fotos dazu sind in Paris entstanden. Nicht nur deshalb, weil die Metropole an der Seine im Allgemeinen als "Stadt der Liebe" bezeichnet wird. Suzie Kerstgens und Sten Servaes haben sich schon lange mit der Geschichte und Kunstgeschichte der Franzosen beschäftigt, erzählt Suzie: "Wir sind sehr gerne in Paris. Paris und Köln ist keine Riesenentfernung, es ist näher als zum Beispiel Berlin." 

Frankophil-verrückt seien sie nicht, betont die Sängerin, ihnen gehe es eher um das Lebensgefühl: "Unser Plattencover lehnt sich an Nouvelle Vague an, aber uns interessiert vor allem natürlich auch der Geist der Nouvelle Vague. Dort war alles ungekünstelt; man hat versucht, die Realität einfach 1:1 darzustellen."

Sexy Suzie...

SUZIE, Saengerin, mit ihrer Gruppe Band KLEE (Foto: @picture alliance/ Sven Simon)
Suzie mit Klee-MusikernBild: picture-alliance/Sven Simon

Ein halbes Jahr haben Klee in Bochum im Studio des derzeit sehr angesagten Produzenten Olaf Opal verbracht. Er zeichnet auch dafür verantwortlich, dass Sängerin Suzies Stimme diesmal so samtig wie nie zuvor haucht, dass sie präsenter und intimer klingt. Im Kopf des Hörers entstehen unmittelbar schwarz-weiß Bilder, in denen er unweigerlich an blonde Ikonen aus französischen Filmen denkt, die sich in rauchgeschwängerter Bar-Atmosphäre lasziv auf einem Piano räkeln. Das unterstreicht den etwas wehmütigen Eindruck des gesamten Albums.

… und die Liebe

Die Realität des fünften Albums von Klee heißt "Liebe". Ein Begriff, mit dem viele deutsche Bands Probleme haben, zu sehr ist das Wort durch zahllose Schlager überstrapaziert worden. Tatsächlich vermeiden Suzie Kerstgens und Sten Servaes in den dreizehn Songs auf "Aus lauter Liebe" die magischen Worte: "Ich liebe Dich", finden aber in jedem einzelnen der Stücke einen neuen Weg, exakt das auszudrücken. Und obwohl es auch heute noch nicht einfach zu sein scheint, über das grundlegendste aller Gefühle zu schreiben, wagt es die Band doch.

Songschreiber Sten umreißt das Problem: "Das ist so banal, dass man sich gar nicht traut, es auszusprechen", findet er. "Wir haben es dann doch gemacht, weil wir denken, dass die Liebe einfach der wichtigste Motor allen Seins ist." Es müsse ja nicht gleich kitschig klingen, im Gegenteil: Man dürfe das Thema Liebe auf keinen Fall denen überlassen, die etwas Verkitschtes daraus machen, lautet das Credo von Klee.

Die Weisheit des Alters

Suzie Kerstgens auf der Bühne (Foto: @picture alliance/ Jazzarchiv)
Souveräner AuftrittBild: picture-alliance/Jazzarchiv

Es ist sicher kein Zufall, dass Sängerin Suzie Kerstgens in diesem Jahr ihren 40 Geburtstag feiert. In diesem Alter sieht man schon etwas klarer auf die Welt und den Weg, den man bisher gegangen ist. Bandkollege Sten Servaes, ähnlich alt wie Suzie, hat bereits seinen Frieden mit dem Altern gemacht und hebt die positiven Aspekte hervor: "Älterwerden ist nicht immer nur ein Fluch", sagt er. "Es hat auch den Segen, dass der Horizont sich weitet. Man steht ein Stück höher auf der Leiter und kann weiter gucken." Klee fühlen sich souveräner und gelassener und hoffen, dass sie auch wirklich merken, was ihnen der Lebensweg an Erfahrungen gebracht hat. Denn das können sie kann wieder in ihre Musik einfließen lassen.

Autor: Andreas Zimmer
Redaktion: Matthias Klaus