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Werner Klatten - der neue Sporthilfe-Chef

Benjamin Wüst26. November 2008

Erst die Juristerei, dann die Medien und jetzt die Sporthilfe. Werner Klatten will als neuer Vorsitzender Kontinuität und Geld in die Sporthilfe bringen. Nie Leistungssportler gewesen zu sein, sei dabei kein Problem.

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Der neue Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Sporthilfe: Werner E. KlattenBild: AP

Anders als seine Vorgängerin, die Olympiasiegerin im Dressurreiten, Ann Kathrin Linsenhoff, hat Werner Eduard Klatten keine Medaillen vorzuweisen. Für den Posten des Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Deutsche Sporthilfe sei der fehlende Stallgeruch aber kein Problem: "Ich glaube, dass entscheidende ist, dass wir Geld für die Athleten akquirieren, darauf kommt es an, davon Leben die Sportler schließlich". Und davon versteht der 63-Jährige etwas. "Ich habe seit 30 Jahren Verantwortung für den Umsatz von Unternehmen gehabt, dass ist genau die Erfahrung, die ich hier brauche". Um diese auf die Sporthilfe zu übertragen, hofft der "Neue" nach seinem Amtsantritt am 1. Dezember vor allem auf Kontinuität. Genau daran mangelte es zuletzt bei der Sporthilfe. In den letzten vier Jahren hatte die Stiftung vier verschiedene Vorsitzende.

Ann Kathrin Linsenhoff
Klattens-Vorgängerin: Ann Kathrin LinsenhoffBild: picture-alliance/ dpa

Rückläufige Erlöse - Sponsoren gesucht

Werner Klatten ist mit der Industriellenfamilie Quandt verwandt, die an dem Autohersteller BMW maßgeblich beteiligt ist – Quandt-Erbin Susanne Klatten ist die Ehefrau seines Bruders. Er ist gelernter Rechtsanwalt, schnupperte nach einer Zeit in einer Anwaltskanzlei in Hamburg bei einem Zigarettenhersteller hinein, ehe er 1988 zum Fernsehsender Sat-1 wechselte. Dort war er maßgeblich daran beteiligt, die Rechte für die Fußball-Bundesliga zu erwerben. 1994 heuerte Klatten dann beim SPIEGEL an und baute die Online-Tochter des Unternehmens mit auf. Zuletzt war Klatten Vorstandsvorsitzender bei EM-TV.

Die Medienbranche ist sein Geschäft, aber auch mit der Welt des Leistungssports ist Klatten vertraut: "Ich habe mich als Privatmensch mein ganzes Leben für Sport interessiert und während meines beruflichen Lebens viel mit Hochleistungssport beschäftigt. Das Beziehungsnetzwerk, was so entstanden ist, die Kenntnis über die Vermarktung im Sportbereich, ist direkt auf meine Tätigkeit bei der Sporthilfe übertragbar".

Das primäre Ziel für den neuen Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Deutsche Sporthilfe ist das Erschließen neuer Geldquellen. "Wir müssen konstatieren, dass wir rückläufige Erlöse haben, zum Beispiel bei den Briefmarken und der Glücksspirale. Um das Erlösaufkommen mittelfristig auszubauen, brauchen wir neue Vermarktungskonzepte".

"Es wird weniger gedopt als früher"

Werner E. Klatten
Klatten (rechts) freut sich auf die Arbeit mit dem Aufsichts-ratsvorsitzenden Gäb.Bild: AP

Neue Sponsoren sollen also her. Klatten hat schon ein paar im Hinterkopf, verraten will er sie freilich noch nicht. Vier nationale Förderer – die Lufthansa, Mercedes Benz, die Telekom und die Deutsche Bank – stellen bisher einen Teil der insgesamt elf Millionen Euro, die der Sporthilfe jährlich zur Unterstützung deutscher Leistungssportler zur Verfügung stehen. "Das könnten durchaus fünf oder sechs nationale Förderer sein. Das würde dem Konzept nicht widersprechen", lässt Klatten durchblicken. Auch um weitere Premium-Partner neben der Deutschen Fußball Liga (DFL) will sich der neue Vorsitzende bemühen.

Die Sporthilfe will mehr Geld, um die Leistungssportler, die Medaillenhoffnungen der Zukunft, besser fördern zu können. Keine leichte Aufgabe in Zeiten einer drohenden Rezession. Keine leichte Aufgabe auch in Zeiten, in denen viele Menschen beim Gedanken an Leistungssport gleich an Doping denken. "Das ist ein Thema, gerade in der öffentlichen Wahrnehmung, aber ich bin überzeugt davon, dass heute nicht mehr so viel gedopt wird wie früher", glaubt Klatten. "Der technologische Vorsprung des Dopenden gegenüber dem Entdecker ist geringer geworden. Wir sehen das gerade im Radsport. Ich glaube wir sind auf dem richtigen Weg".

Zweifel am gesamten System des Leistungssports, dem Streben nach Medaillen, hat Klatten nicht. "Goldmedaillen haben Vorbildcharakter, dass soll der Gesellschaft auch erhalten bleiben. Der Medaillenspiegel ist aber nicht vorrangig für die Sporthilfe. Die Förderung in der Breite ist entscheidender als die einzelne Goldmedaille".

Als neuer Vorsitzender der Stiftung Deutsche Sporthilfe kommt einiges auf Werner Klatten zu. Da wird für seine "große Leidenschaft", den aktiven Sport – Tennis, Golf, Tauchen, Skifahren, Radfahren, Joggen – nicht mehr all zu viel Zeit bleiben.