1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Lebenslange Haft für Kindesmörder Silvio S.

26. Juli 2016

Ganz Berlin hatte am Schicksal des Flüchtlingsjungen Mohamed Anteil genommen - er wurde tot gefunden. Auch Elias, ein zweites Kind, das im Juli in Potsdam verschwand, brachte der Täter um.

https://p.dw.com/p/1JVp6
Deutschland Silvio S. Verdächtiger im Fall Mohamed und Elias
Bild: Getty Images/AFP/T. Schwarz

Das Landgericht Potsdam hat Silvio S. wegen zweifachen Mordes und sexuellen Missbrauchs zu lebenslanger Haft verurteilt. Zudem stellte die Kammer die besondere Schwere der Schuld fest. Der Vorsitzende Richter sprach von "zwei unbegreiflichen Straftaten". Bei der Urteilsverkündung waren die Mütter beider Opfer anwesend.

Der Wachmann aus Brandenburg entführte im vergangenen Jahr die beiden Jungen Elias (6) und Mohamed (4). Er missbrauchte sie sexuell und brachte sie anschließend um. Die Verhandlung fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt, weil es in sozialen Netzwerken ernstzunehmende Drohungen gegen S. gab.

Zum Tatzeitpunkt voll schuldfähig

Auch die Verteidigung hielt lebenslange Haft für angemessen, sie wehrte sich aber gegen die Verschärfung. Der 33-jährige selbst hatte seine Schuld am Tod beider Opfer zugegeben, während der Verhandlung aber geschwiegen. Erst ganz am Ende wandte er sich mit einer kurzen Erklärung an die Hinterbliebenen. "Es gibt kein Wort auf der Welt, das beschreiben könnte, wie leid es mir tut. Wenn ich es ungeschehen machen könnte, würde ich es tun. Ich kann mir selber nicht verzeihen." Konkrete Angaben zu den Vorwürfen machte er nicht.

Blick in den Zuschauerraum des Landgerichts Potsdam (Archivbild: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images)
Blick in den Zuschauerraum des Landgerichts Potsdam (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/J.Macdougall

Nach Angaben eines psychiatrischen Gutachters war der Mann zum Zeitpunkt der Taten voll schuldfähig. Obwohl ein Handyvideo aus seinem Telefon den Missbrauch des Vierjährigen zeigt, ist der Mann nach Einschätzung des Psychiaters nicht pädophil. Für solch eine Neigung gebe es keinen sicheren Hinweis. "Ich bin der Überzeugung, dass Kinder als Opfer ausgewählt wurden, weil sie leichter mitzunehmen und körperlich besser beherrschbar sind", sagte der Gutachter.

Nach mehrstündigem Gespräch mit dem Angeklagten und Schilderungen des Umfelds dignostizierte er eine Persönlichkeitsstörung, die am geringen Selbstwertgefühl, dem Rückzug vor Fremden und dem Ausweichen vor jedem Konflikt zu erkennen sei. Nach außen hin habe der Mann aber gut funktioniert.

"Gewaltsames Ersticken"

Silvio S. soll Elias im Juli 2015 in sein Auto gelockt haben, als der Sechsjährige vor dem Wohnhaus seiner Familie spielte. Über die letzten Stunden des Jungen ist so gut wie nichts bekannt. Trotz mehrerer Aufforderungen des Gerichts verriet Silvio S. keine Details. Elias starb nach Ansicht eines Gerichtsmediziners durch "gewaltsames Ersticken". Das Erscheinungsbild des toten Kindes weist laut dem Sachverständigen eindeutig auf schweren Missbrauch hin.

Das damals vierjährige Flüchtlingskind Mohamed führte Silvio S. im Oktober von einem Gelände des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) weg, fuhr mit ihm zu seiner Wohnung und missbrauchte es dort. Als der Junge nach Stunden anfing zu quengeln, hat der Täter ihn stranguliert. Laut den Schilderungen im Polizeiverhör geschah dies, weil Silvio S. Angst hatte, sein Vater könnte von der Kindesentführung etwas mitbekommen. Außerdem habe er zur Arbeit fahren müssen und nicht gewusst, was er mit dem Kind tun solle. Videoaufnahmen hatten den Mann überführt. Seine Mutter hatte ihn darauf erkannt und der Polizei den entscheidenden Hinweis gegeben.

jj/ml (dpa, afp)