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Kinderärzte begrüßen Impfempfehlung

10. Juni 2021

Die Dachverbände der Kinder- und der Hausärzte haben sich hinter die Entscheidung der Ständigen Impfkommission für eine Corona-Impfung für Jugendliche mit bestimmten Vorerkrankungen gestellt. Es gab aber auch Kritik.

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Symbolbild Coronavirus - Impfung beim Kinder- und Jugendarzt
Bild: Fabian Sommer/dpa/picture alliance

"Mit dieser Empfehlung können wir arbeiten", sagten der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, und der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, in einer gemeinsamen Erklärung. Die Entscheidung der Ständigen Impfkommission (Stiko) definiere eine eindeutige Gruppe und lasse dennoch Freiraum für individuelle Impfentscheidungen.

Thomas Fischbach, Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
Thomas Fischbach, Präsident Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.Bild: Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte e.V./Karsten Lindemann

Die Chefs der beiden Ärzte-Dachverbände bezeichneten die Stiko-Empfehlung darüber hinaus als "Signal, dass die Entscheidung für eine Impfung immer noch bei Wissenschaft und Medizin, Ärztinnen und Ärzten sowie Patientinnen und Patienten" liege - "und nicht bei der Politik".

Aber Kritik gab es auch: Hausärzte-Chef Weigeldt nannte es "unbegreiflich", dass "angesichts der Tatsache, dass es immer noch an Impfstoff mangelt" und vor dem Hintergrund, dass "die bisherige Datenlage noch sehr dünn" sei, die Politik "das Thema so früh in die öffentliche Diskussion gebracht" habe.

Stiko benennt bestimmte Vorerkrankungen

Zuvor hatte die Ständige Impfkommission eine Empfehlung für Corona-Impfungen von vorerkrankten Kindern ab zwölf Jahren abgegeben. Diese Gruppe könne "aufgrund eines anzunehmenden erhöhten Risikos für einen schweren Verlauf der COVID-19-Erkrankung" mit dem Impfstoff von BioNTech immunisiert werden, hieß es in dem am Donnerstag veröffentlichten aktuellen Corona-Bulletin des Robert Koch-Instituts.

Der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens sagte bei tagesschau24, die Studienlage sage "ganz eindeutig", dass die Impfung auch bei Kindern wirksam sei. Allerdings seien schwere Krankheitsverläufe in der fraglichen Altersgruppe äußerst selten. Es habe während der gesamten Pandemie in Deutschland nur zwei Todesfälle bei den 12- bis 17-Jährigen gegeben. Und dabei habe es sich um Kinder mit schweren Vorerkrankungen gehandelt.

Die Liste der Vorerkrankungen, bei deren Vorliegen von der Stiko eine Corona-Impfung empfohlen wird, umfasst starkes Übergewicht, Immunschwächekrankheiten, Diabetes, Trisomie 21, Tumorleiden sowie Herz-, Lungen- und Nierenerkrankungen. Die beiden Impfungen sollen wie auch bei Erwachsenen im Abstand von drei bis sechs Wochen gegeben werden.

Berlin STIKO | PK Corona-Pandemie Impfstrategie
Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko)Bild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Zusätzlich wird die Impfung Kindern und Jugendlichen von zwölf bis 17 Jahren empfohlen, in deren Umfeld sich Angehörige oder andere Kontaktpersonen mit hoher Gefährdung für einen schweren COVID-19-Verlauf befinden, die selbst nicht geimpft werden können.

Die Impfung für Kinder ohne Vorerkrankungen werde "derzeit nicht allgemein empfohlen, ist aber nach ärztlicher Aufklärung und bei individuellem Wunsch und Risikoakzeptanz möglich".

Ministerin Karliczek ist zufrieden

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek begrüßte die Empfehlung ebenfalls. "Gerade die Kinder und Jugendlichen, für die es jetzt eine Impfempfehlung gibt, sollten sich bis zum Beginn des neuen Schuljahres möglichst vollständig impfen lassen können", sagte die CDU-Politikerin.

Die Ministerin betonte, dass die Impfung freiwillig sei. "Aber es ist gut, dass diese Kinder und Jugendlichen durch die Impfung mehr Sicherheit für ihre Gesundheit bekommen können", sagte sie. "Unabhängig von den persönlichen Impfentscheidungen müssen wir davon ausgehen, dass zu Schuljahresbeginn nur ein Teil der Kinder und Jugendlichen geimpft sein wird."

Empfehlung nach EMA-Zulassung

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hatte das Vakzin von BioNTech/Pfizer kürzlich für junge Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. In Deutschland kann diese Altersgruppe bereits seit Montag damit gegen das Coronavirus geimpft werden. Die Entscheidung der Stiko über eine Impf-Empfehlung stand aber noch aus.

Die EMA will im Juli entscheiden, ob sie auch den Corona-Impfstoff von Moderna für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zulässt. Sie arbeitet derzeit an einer "beschleunigten Prüfung" des Zulassungsantrags des US-Pharmakonzerns.

mak/wa (afp, dpa, rtr, tagesschau.de)