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KiK-Chef verteidigt Billig-Produktion

1. Januar 2014

T-Shirts für 1,99 € oder Jeans für 9,99 € kann der Textildiscounter KiK anbieten, weil er in Billiglohn-Ländern wie Bangladesch nähen lässt. KiK-Chef Haub verteidigte gegenüber der Zeitung "WAZ" diese Produktionspraxis.

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Näher in einer Textilfabrik in Bangladesch (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Es sei sinnvoll, Kleidung zu solchen Niedrigpreisen anzubieten, sagte Karl-Erivan Haub der in Essen erscheinenden "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ). Weil "viele Menschen darauf angewiesen sind, so preiswert einzukaufen und weil die Qualität nicht schlechter ist als teurere Ware", so der Chef der Unternehmensgruppe Tengelmann, zu der KiK gehört.

Haub "wehre sich dagegen, dass es aufgrund niedriger Preise automatisch zu schlechten Produktionsbedingungen kommen muss". Auch Markenfirmen würden ihre Kleidung in denselben Fabriken nähen lassen und mit "200 oder sogar 400 Prozent Marge" verkaufen. Haub sagte außerdem, dass es auch für Bangladesch Konsequenzen hätte, wenn die Textilunternehmen ihre Aufträge streichen würden. Dann müsste das südasiatische Land in "fünf Jahren wieder mit Entwicklungshilfe unterstützt werden", erklärte er.

Textilunternehmen in der Verantwortung

Im April 2013 war ein Fabrikgebäude in der Nähe der Hauptstadt Dhaka in sich zusammengestürzt.Dabei starben mehr als 1100 Menschen, fast 2500 wurden verletzt. Im November 2012 starben mehr als 100 bei einem Brand in einer anderen Fabrik in Bangladesch. Beide Ereignisse hatten weltweit für Entsetzen gesorgt. Seither ist die Verantwortung der internationalen Textilunternehmen in den Fokus gerückt.

Entschädigung für Fabrikbrände

Der Unternehmer Haub sagte, es sei "traurig, dass es dieses tragische Unglück brauchte, damit sich alle Unternehmen, die dort produzieren lassen, endlich an einen Tisch setzten, um gemeinsam etwas zu bewegen." Vorher sei es nicht denkbar gewesen, etwa ein Brandschutzabkommen in Bangladeschs Fabriken durchzusetzen, schildert Haub. "Wir hatten in den letzten Jahren begonnen, allein und aus eigener Kraft einige Verbesserungen in den Produktionsländern auf die Beine zu stellen. Das ist uns aber nicht mit großem durchschlagendem Erfolg gelungen", ergänzte der Familienunternehmer.

Karl-Erivan Haub, Vorstandsvorsitzender der Tengelmann-Gruppe (Foto: dpa)
Karl-Erivan Haub, Vorstandsvorsitzender der Tengelmann-GruppeBild: picture-alliance/dpa

Familienunternehmen Tengelmann

Zur Tengelmann-Gruppe mit Sitz in Mülheim an der Ruhr gehören neben dem Textildiscounter KiK auch die Supermärkte Kaiser's und Tengelmann, die Obi-Baumärkte sowie die Online-Händler Baby-Markt.de und Plus.de.

Das Familienunternehmen erzielt einen Jahresumsatz von mehr als elf Milliarden Euro, ist in 20 Ländern tätig und beschäftigt in über 4300 Filialen mehr als 83.000 Mitarbeiter. Der 53-jährige Haub führt das Familienunternehmen in fünfter Generation.

nem/wl (dpa)