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KFOR räumt serbische Barrikaden im Kosovo

20. Oktober 2011

Die NATO-Schutztruppe KFOR hat mit der Räumung serbischer Straßensperren im Norden des Kosovo begonnen. Die politischen Führer der Serben riefen zur Verteidigung der Blockade auf.

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Zwei lastwagen im Vordergrund, dahinter ein aufgeschütteter Wall mit Banner in serbischen Nationalfarben am Grenzübergang Brnjak (Foto: dapd)
Straßensperren am Grenzübergang BrnjakBild: dapd

Die Geduld der NATO-Truppe KFOR ist zu Ende. Schließlich waren auch ihre Versorgungsrouten durch die Blockade beeinträchtigt. An mehreren Stellen im Nordkosovo fingen die Soldaten am frühen Donnerstagmorgen (20.10. 2011) an, die vor Monaten von Serben errichteten Barrikaden an der Grenze zur Serbien aus dem Weg zu räumen.

Die Aktion verlief nicht ganz reibungslos: In der Gemeinde Jagnjenica westlich von Mitrovica mussten etwa 150 Bewacher der Hindernisse mit Tränengas vertrieben werden. Berichte über mögliche Verletzte lagen nicht vor. Die politischen Führer der Serben hatten ihre Landsleute aufgerufen, in großer Zahl zu den vielen Blockaden zu kommen, um sie "gegen die KFOR zu verteidigen".

Nächtliche Aktion

Laut Augenzeugen waren die Soldaten schon in der Nacht mit einem großen Konvoi gegen die Barrikaden vorgerückt. An die 100 gepanzerte Fahrzeuge seien zur Grenze aufgebrochen und hätten vor der ersten Sperre auf der Straße zum Grenzkontrollpunkt Brnjak gestoppt.

Blick auf den Grenzposten in Jarinje, rechts im Bild eine Rauchsäule (Foto: dapd)
Am Grenzübergang Jarinje war es im Juli zu Übergriffen gekommenBild: dapd

Am Mittwoch hatten alle Beteiligten zum wiederholten Mal versucht, den Konflikt zu lösen - aber auch dieses Mal wieder ohne Erfolg. Eigentlich wollte die serbische Seite bis zur Wochenmitte über eine Freigabe blockierter Grenzübergänge entscheiden. Am Dienstag lief ein Ultimatum der KFOR zur Aufgabe der Blockaden ab, und die NATO räumte den Serben noch einen weiteren Tag mehr Zeit ein.

Historische bedingte Feindseligkeit

Hintergrund sind jahrhunderte alte Feindseligkeiten zwischen den überwiegend albanisch-stämmigen Einwohnern der früheren serbischen Provinz Kosovo und der dort lebenden serbischen Minderheit.

Im Februar 2008 hatte sich das Kosovo von Serbien abgespalten und für unabhängig erklärt. Seither wird das Kosovo von über 80 Staaten anerkannt - auch von Deutschland. Dagegen hält die Regierung in Belgrad die Abspaltung für völkerrechtswidrig und verlangt die Wiedereingliederung.

Mann mit Staatsflagge des Kosovo (Foto: AP)
Die Unabhängigkeit des Kosovo lehnt Serbien abBild: AP

Umstrittene Grenzkontrolle

Zuletzt weigerte sich Serbien die Zollstempel des Kosovo anzuerkennen, was praktisch einem Importstopp für alle Waren aus dem Land gleichkommt. Die Führung in Pristina antwortete im Juli darauf mit einem Einfuhrverbot für Güter aus Serbien.

Daraufhin kam es zu einem weiteren Streit und Ausschreitungen, wer im Nordkosovo die Grenze kontrollieren soll. Die Serben blockieren seit dem die Hauptstraßen in dem Gebiet. Sie wollen verhindern, dass ethnische Albaner von Serben beanspruchte Gebiete kontrollieren.

Im Dezember wollen die EU-Staats- und Regierungschefs endgültig darüber entscheiden, ob Serbien ein Beitrittskandidat für die Europäische Union werden kann.

Das hängt nach Darstellung von Bundeskanzlerin Angela Merkel wesentlich davon ab, ob die Führung in Belgrad sich aus dem Norden Kosovos zurückzieht und sich die dortigen Landsleute kooperationswillig gegenüber der albanisch dominierten Kosovo-Regierung in Pristina zeigen.

Autorin: Eleonore Uhlich (dpa, afp)
Redaktion: Marion Linnenbrink