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Politik

Kenia: Regionalmacht mit innenpolitischem Sprengstoff

7. August 2017

Seit seiner Unabhängigkeit ist Kenia geprägt von ethnischen Rivalitäten. Außenpolitisch nimmt es in Ostafrika auch aufgrund seiner starken Wirtschaft eine führende Rolle ein. Im Land aber profitieren vielen nicht davon.

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Flagge von Kenia
Bild: picture-alliance/dpa

Im Zentrum von Kenias Hauptstadt Nairobi, einen Steinwurf vom Parlament entfernt, steht eine Statue des kenianischen Freiheitskämpfers Dedan Kimathi. Unumstritten ist sie nicht: Kimathi gehörte zu den Anführern des blutigen "Mau-Mau"-Aufstands gegen die britische Kolonialherrschaft in den fünfziger Jahren. Auch viele Unschuldige kamen dabei ums Leben. Aber Kimathis Statue ist ein Zeichen für Kenias Stolz, die britische Übermacht besiegt zu haben.

Ethnisch orientierte Politik

Von Beginn seiner Herrschaft über das damalige "Britisch-Ostafrika" Ende des 19. Jahrhunderts warb das Vereinigte Königreich bei seinen Bürgern für die Besiedlung des Gebiets. Die britischen Siedler sicherten sich das fruchtbare zentrale Hochland und legten große Plantagen und Jagdgebiete an. Die "White Highlands" sollten Kerngebiet einer Politik der Rassentrennung werden. Besonders die vertriebenen Bewohner dieses Gebiets machten sich die Briten so zum Feind - Kenias größte Volksgruppe, die Kikuyu. Sie wurden die treibende Kraft im Kampf für die Unabhängigkeit.

Unabhängigkeitstag in Kenia am 12.12.1963 : Jomo Kenyatta hält das offizielle Dokument in die Luft, das Kenias Unabhängigkeit besiegelt.
Jomo Kenyatta wurde Kenias erster Präsident nach der UnabhängigkeitBild: -/AFP/Getty Images

Den politischen Neuanfang verkörperte Kenias erster Präsident Jomo Kenyatta, auch er ein Kikuyu. Doch bereits unter seiner Herrschaft wurde die Politik immer stärker mit der ethnischen Zugehörigkeit verknüpft. Landbesitz und politische Ämter gingen bevorzugt an Anhänger seiner Volksgruppe. Kenyattas Nachfolger Moi setzte die Politik fort. 2002 dann die große Überraschung: Kenia wurde zum Hoffnungszeichen für ganz Afrika. Die Opposition schloss sich zu einem Bündnis zusammen. Ihr gemeinsamer Kandidat Mwai Kibaki wurde neuer Präsident.

Bei den nächsten Wahlen 2007 lieferte er sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinem Herausforderer Raila Odinga. Die Wahlkommission erklärte Kibaki trotz Betrugsvorwürfen zum Sieger. Die Volksgruppen der beiden Kontrahenten gingen aufeinander los. Die Folgen waren katastrophal: Bei bürgerkriegsähnlichen Unruhen starben fast 1300 Menschen, hunderttausende wurden vertrieben. Erst nachdem Kibaki und Odinga unter internationalem Druck eine Koalitionsregierung bildeten, ebbte die Gewalt ab.

Eine Verfassungsreform stärkte 2010 die Gewaltenteilung. Seitdem ist das Land in 47 halbautonome Verwaltungsbezirke gegliedert, die von gewählten Gouverneuren regiert werden. Bei weitgehend friedlichen Wahlen wurde 2013 Uhuru Kenyatta, der Sohn des Staatsgründers, zum Präsidenten gewählt.

Terror im Touristen-Paradies

Zwei Zebras, im Hintergrund weiße Busse mit offenen Dächern, aus denen Touristen den Tieren zuschauen
Kenia ist ein beliebtes Urlaubsziel für TouristenBild: picture-alliance/dpa

In Ostafrika ist Kenia die führende Wirtschaftsmacht. Seit 2014 gilt es bei der Weltbank als Land mit mittlerem Einkommen. Durch seine günstige Lage am Indischen Ozean dient es den Nachbarländern als Importweg für Autos, Maschinen und einfach verarbeitete Produkte aus Asien. Zu Kenias Exportschlagern gehören Schnittblumen, Tee und Kaffee. Doch der steigende Wohlstand ist ungleich verteilt. Noch immer leben rund 40 Prozent der Kenianer unter der Armutsgrenze. Hohe Jugendarbeitslosigkeit und Korruption gelten als problematisch.

Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist der Tourismus. Doch die Unruhen nach den Wahlen 2007 sorgten für einen Einbruch bei den Besucherzahlen. Auch die Gefahr durch islamistischen Terror schreckte Touristen zeitweilig ab. 2013 überfielen Terroristen ein Einkaufszentrum in Nairobi. Mehr als sechzig Menschen starben. Der bisher schlimmste islamistische Angriff im Land fand jedoch 1998 statt: Beim Anschlag auf die US-Botschaft in Nairobi wurden mehr als 200 Menschen getötet und tausende verletzt.