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Kaum Schubkraft für Europa

19. Juni 2013

Ein Freihandelsabkommen mit den USA bringt Europa kurzfristig wenig. Laut einer Studie sind die Beziehungen beider Regionen bereits sehr eng – nötig seien "neue Vernetzungen".

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Die Flaggen der USA, der EU und der Bundesrepublik Deutschland (dpa)
Symbolbild Flaggen Europafahne und US-Flagge Flagge DeutschlandBild: picture-alliance/dpa

Ein Freihandelsabkommen mit den USA bringt einer Studie zufolge Europa nur wenig Wachstumsimpulse. Denn ein solches Abkommen werde eher bestehende Handelsbeziehungen zwischen den Regionen stärken als "in großem Umfang neue Vernetzungen schaffen", heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts. "Vor allem aber werden sich positive Effekte erst längerfristig zeigen, kurzfristige gesamtwirtschaftliche Wachstumsimpulse sind hingegen von diesem Abkommen nicht zu erwarten."

Die EU-Länder hatten am Freitag den Weg für Gespräche über ein Freihandelsabkommen mit den USA freigemacht. Wirtschaftsverbände etwa der deutschen Exporteure und Industrie versprechen sich davon die Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze, Wachstumsimpulse und mehr Handelsvolumen. Eine Studie des Ifo-Instituts für die Bertelsmann-Stiftung kam jüngst zu dem Ergebnis, dass Deutschland weniger als andere EU-Staaten von einem Freihandelsabkommen profitieren würde.

USA und EU verhandeln über Freihandel

Bedeutung von Asien

Die Forscher des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung haben die Handelsverflechtungen der EU mit Drittländern unter die Lupe genommen. Zwischen 2001 bis 2012, als der Welthandel preisbereinigt pro Jahr um durchschnittlich 5,4 Prozent zulegte, hätten nur Länder Süd- und Ostasiens ihren Weltmarktanteil gesteigert: von gut einem Drittel auf mehr als die Hälfte. "Der Weltmarktanteil Chinas allein beträgt inzwischen rund 15 Prozent", erklärten die Düsseldorfer Experten. Sowohl die EU als auch die USA hätten Weltmarktanteile verloren.

Der Anteil der EU-Ausfuhren in die USA an den gesamten EU-Exporten in Drittländer sank zwischen 1999 und 2012 um rund zehn Punkte auf 17,3 Prozent. Chinas Anteil verdreifachte sich fast auf 8,5 Prozent. Auch Russland habe als Absatzmarkt an Bedeutung gewonnen. Bei den gesamten EU-Importen aus Drittländern sank der US-Anteil auf 11,5 von gut 22 Prozent. Hier hat laut IMK auch der Wertrückgang des Dollar zum Euro eine Rolle gespielt. "Das Freihandelsabkommen betrifft also Regionen, deren wirtschaftliche Verflechtungen in den vergangenen Jahren relativ abgenommen haben im Vergleich zu anderen Regionen", bilanzierte IMK-Direktor Gustav Horn. 

Nach Ansicht der Forscher spricht ein weiterer Faktor dagegen, dass der Freihandel wesentliche Wachstumsimpulse setzen würde: "Die Zölle auf Industriegüter, die vornehmlich zwischen der EU und den USA gehandelt werden, sind bereits jetzt sehr niedrig."

ul/sti (rtr)