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Kartellamt prüft Fußball hinter Bezahlschranken

16. Oktober 2018

Das Bundeskartellamt untersucht die Kooperation des Pay-TV-Anbieters Sky mit dem Streamingdienst DAZN bei Champions-League-Fußballspielen. Ein Prüfverfahren sei eingeleitet, so das Amt.

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Symbolbild Sky Sport Kamera Fernsehübertragung Fußball
Bild: picture-alliance/dpa

Wer die Stars des europäischen Klubfußballs vom heimischen Sofa aus sehen will, der muss vorher in die Tasche greifen. Die Bayern, Juve, Barca oder Real: Die UEFA-Champions-League-Spiele von Messi, Ronaldo & Co. finden nur noch hinter Bezahlschranken statt.

Bislang konnte wenigstens der deutsche Fernsehzuschauer die Spiele auch im frei empfangbaren öffentlich-rechtlichen Fernsehen anschauen, damit ist nun Schluss. In Deutschland werden im  Zeitraum 2018 bis 2021 nur noch bei zwei Bezahlsendern Champions-League-Spiele zu sehen sein: Sky hatte sich 2017 in einer Ausschreibung der UEFA durchgesetzt und danach einen Teil des Pakets an den  Streaming-Dienst DAZN abgegeben.

"Wir untersuchen, wann und in welcher Form die Kooperation der beiden Unternehmen beschlossen wurde und ob die Zusammenarbeit den Wettbewerb im Interesse der Verbraucher gefördert oder beschränkt hat", sagte Kartellamtschef Andreas Mundt. Das Verfahren dürfte mehrere Monate dauern.

Sky will "vollumfänglich kooperieren"

Ein Ergebnis der kartellrechtlichen Prüfung könnte sein, dass die Firmen ihr bisheriges Vorgehen ändern müssen - im äußersten Fall müsste neu ausgeschrieben werden. Aber auch eine Einstellung des Verfahrens ist möglich.

Das Bundeskartellamt will nun zunächst den Sachverhalt ermitteln. Dazu werden Sky und DAZN sowie weitere Marktteilnehmer unter anderem mit Blick auf den genauen Verlauf der Ausschreibung der Rechte befragt.

Sky kommentierte die Ermittlungen zurückhaltend. "Das Bundeskartellamt hat uns bereits vor einigen Tagen über sein Vorhaben informiert", ließ der Sender wissen: "Selbstverständlich kooperieren wir mit der Behörde vollumfänglich und bitten Sie in diesem Zusammenhang um Verständnis, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt keine weitere Stellungnahme dazu abgegeben."

Ein Bußgeld wird es aber nicht geben

In dem Verfahren geht es nicht um ein mögliches Bußgeld, das Kartellamt könnte aber etwa Änderungen an der Aufteilung der Spiele von Sky verlangen. Der Pay-TV-Sender zeigt bis 2021 selbst nur noch 34 der 138 Spiele der Champions League live und in voller Länge, um Geld zu sparen. Die übrigen sind bei DAZN zu sehen.

Sky unterliege als führender Pay-TV-Anbieter in Deutschland "unter Umständen besonderen Beschränkungen bei der Kooperation mit Wettbewerbern", erklärte das Kartellamt. Die Zusammenarbeit mit DAZN könne Sky möglicherweise helfen, seine Marktposition abzusichern.

Wurde da etwa gemauschelt?

Auch die Tatsache, dass - bis auf ein mögliches Endspiel mit deutscher Beteiligung - keine Spiele mehr ohne ein Pay-TV- oder Streaming-Abonnement zu sehen sind, könne einen Eingriff in den Wettbewerb darstellen. Sky verspricht sich davon mehr Kunden.

Offenbar gehen die Wettbewerbshüter auch dem Verdacht nach, dass sich Sky und DAZN vor der Rechtevergabe abgesprochen haben könnten. Deshalb sollten die beiden Unternehmen selbst, aber auch andere Bieter befragt werden, wie die Ausschreibung abgelaufen sei, erklärte das Kartellamt.

dk/jj (afp, dpa, rtr, SID)