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Karneval in Rio: Spritzen statt Samba

7. Februar 2021

Heiße Rhythmen, bunte Kostüme, viel nackte Haut - das alles gibt es diesen Februar nicht an der Copacabana. Der Karneval in Rio fällt aus. Statt Sambaschulen paradieren nun impfwillige Senioren im berühmten Sambodrom.

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Seniorin wird im Sambodrom im Auto geimpft
Impfwillige Seniorin in Rio: "Hoffnung auf bessere Tage"Bild: Carl de Souza/AFP/Getty Images

In normalen Jahren würden jetzt die Vorbereitungen für den frühen Höhepunkt des Jahres laufen. Denn normalerweise würde nächsten Freitag der Karneval in Rio beginnen. Epizentrum wäre das Sambodrom. In dem stadionartigen Straßenzug mit Zuschauertribüne würden Tänzer und Feiernde für Trubel sorgen. Doch die berühmten Umzüge der Sambaschulen sind Corona-bedingt abgesagt. Das Sambodrom in der brasilianischen Metropole unter dem Zuckerhut hat sich stattdessen in ein Drive-thru-Impfzentrum für Ältere verwandelt.

Senioren, die ihren Impftermin verpasst haben, können sich dort jetzt immer samstags gegen Corona impfen lassen. Sie müssen dazu nicht einmal aus dem Auto aussteigen, wie das Nachrichtenportal "G1" berichtet.

"Staatsbürgerlicher Akt"

"Dies ist normalerweise ein Ort des Vergnügens. Heute ist es das auch, denn wir vollziehen hier einen staatsbürgerlichen Akt und öffnen das Sambodrom, um zu impfen'', sagte Paulo Roberto Machado der Nachrichtenagentur AP. Der 68-Jährige ist Krankenpfleger und Ausbilder an der Universität Veiga de Almeida.

Brasilien Rio de Janeiro | Coronavirus | Impfstraße im Sambodrom
Wagenschlange im Sambodrom: Karnevals-Epizentrum als Drive-thru-ImpfstationBild: Bruna Prado/AP Photo/picture alliance

Machado hat in den vergangenen 40 Jahren an den Karnevalsumzügen hier teilgenommen, aber am Samstag koordinierte er erstmals die Arbeit von 20 freiwilligen Helfern. Krankenpfleger und Medizinstudenten sind hier nun im Impfeinsatz. "Der Impfstoff repräsentiert die Hoffnung auf bessere Tage, auf die Rückkehr zur Normalität, zu dem, was wir früher getan haben'', sagte Machado.

Zum Auftakt waren jetzt die über 90-Jährigen an der Reihe, bis Ende März hofft die Stadtverwaltung Rio de Janeiros, alle über 60-Jährigen geimpft zu haben. Auch der Olympiapark im Stadtteil Barra da Tijuca etwa ist zu einem Impf-Drive-thru geworden.

Corona-Hochburg an der Copacabana

Brasilien ist eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder und hat erst kürzlich mit Impfungen begonnen. Bislang haben sich im größten Land Lateinamerikas fast 9,5 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert - nur in den USA und in Indien sind die Zahlen noch höher. Zudem sind mehr als 230.000 Patienten in Brasilien im Zusammenhang mit COVID-19 gestorben.

Rio de Janeiro, wo 17.535 Menschen in der Pandemie ums Leben kamen, überholte "G1" zufolge am Donnerstag die Metropole São Paulo als Stadt mit den meisten Corona-Toten des Landes, wobei São Paulo mit mehr als zwölf Millionen fast doppelt so viele Einwohner wie Rio hat.

AR/ack (dpa, ap)