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Kannten Paris-Attentäter deutsche Islamisten?

28. November 2015

Justizminister Maas sieht bislang keinen Zusammenhang zwischen Deutschland und den Terroranschlägen in Frankreich. Doch möglicherweise gibt es doch eine Verbindung - und zwar zu Islamisten in Nordrhein-Westfalen.

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Abdelhamid Abaaoud (Foto: dpa)
Abdelhamid Abaaoud - hatte er engere Kontakte zu Islamisten aus Nordrhein-Westfalen?Bild: picture-alliance/dpa/Dabiq

Bislang ist über mögliche Kontakte der islamistischen Attentäter von Paris nach Deutschland wenig bekannt. Die deutschen Sicherheitsbehörden haben nach den Worten von Bundesjustizminister Heiko Mass bisher keine Verbindung zwischen der Bundesrepublik und den Terroranschlägen in der französischen Hauptstadt nachweisen können, wie Maas der "Welt am Sonntag" erklärte.

Abaaoud und die "Lohberger Brigade"

Doch nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" kannten der Terrorist Abdelhamid Abaaoud, der als Drahtziehter der Terrorüberfälle von Paris gilt, und seine Gesinnungsgenossen aus Belgien und Frankreich die sogenannte "Lohberger Brigade" gut. Hierbei handelt es sich um eine Gruppe junger Männer aus dem Dinslakener Stadtteil Lohberg. Dort, in der Stadt am Niederrhein, hat sich seit 2011 eine Salafistenzelle gebildet. Mehrere Mitglieder der Dschihadisten waren 2013 nach Syrien gereist, um auf Seite des sogenannten "Islamischen Staates" (IS) Terror zu verbreiten.

In Syrien zusammen gewohnt?

Laut "Spiegel" wohnten Abaaoud und seine Mitstreiter im Frühjahr 2014 zusammen mit einigen Kämpfern der "Lohberger Brigade" im nordsyrischen Asas im selben Haus. Im Februar desselben Jahres hätten Dschihadisten aus beiden Gruppen vor derselben Statue im Stadtzentrum mit abgeschlagenen Köpfen für Fotos posiert. Abaaoud war am 18. November bei der Razzia der französischen Polizei im Pariser Vorort Saint-Denis getötet worden.

Offiziell bekannt ist bisher, dass der Terrorist Abaaoud 2007 und 2008 jeweils in Köln ein Auto gekauft und nach Belgien überführt hat. Außerdem reiste er 2014 über den Flughafen Köln/Bonn in die Türkei.

Bei der groß angelegten Razzia in Saint-Denis war Abaaoud am 18. November getötet worden (Foto: getty)
Bei der groß angelegten Razzia in Saint-Denis war Abaaoud am 18. November getötet wordenBild: Getty Images/P. Suu

Auch deutscher Waffenlieferant verwickelt?

Der SPD-Politiker Maas wies darauf hin, dass derzeit bei der Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe etwa 120 Ermittlungsverfahren gegen knapp 200 Beschuldigte wegen des IS-Konflikts in Syrien und im Irak geführt würden. Dies zeige: "Wer mit barbarischem Terror bei uns Angst und Schrecken verbreiten will, den wird die ganze Härte des Rechtsstaates treffen", sagte er.

Die Staatsanwaltschaft in Stuttgart prüft den Verdacht, ob ein Zusammenhang zwischen den Terroranschlägen und der Lieferung von vier Sturmgewehren an eine Pariser Adresse besteht. Im Fokus steht ein 24 Jahre alter Deutscher aus Baden-Württemberg, der seit Donnerstag in Untersuchungshaft sitzt.

"Deutschland ist potenzielles Anschlagziel"

Die Lage in Deutschland bezeichnete der Bundesjustizminister als ernst: "Deutschland ist ein potenzielles Anschlagsziel." Daher bestehe die Notwendigkeit erhöhter Achtsamkeit; die Beobachtung sogenannter Gefährder und die Polizeipräsenz an neuralgischen Punkten seien verstärkt worden.

Forderungen nach schärferen Sicherheitsgesetzen erteilte Maas dennoch eine Absage. "An solcher reflexhaften Debatte möchte ich mich in keiner Weise beteiligen." In der Bundesrepublik gebe es bereits ein äußerst scharfes Terrorismusstrafrecht, sagte der Justizminister. "Deswegen sind wir uns in der Bundesregierung einig, dass die erst vor kurzem beschlossenen Verschärfungen konsequent angewendet werden sollen."

se/ml (dpa, afp, rtr, Spiegel, Berliner Morgenpost)