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Wird das FBI iPhones ohne Apple hacken?

22. März 2016

Im Streit um die Entschlüsselung von iPhones wird es möglicherweise zu keiner Machtprobe zwischen Apple und der US-Regierung kommen. Das FBI könnte die Telefone auch ohne Hilfe hacken - und eine rote Linie überschreiten.

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Ein Mann hält ein iPhone in der Hand, auf dem steht: no entry - kein Eingang. (Foto: EPA/JUSTIN LANE)
Bild: picture-alliance/dpa/EPA/J. Lane

Nach Angaben des US-Justizministeriums könnte die Bundespolizei FBI einen Weg gefunden haben, auch ohne Hilfe des US-Technologiekonzerns das Smartphone eines Attentäters zu knacken. Auf Antrag des Ministeriums verschob eine kalifornische Bundesrichterin daraufhin eine angesetzte Gerichtsanhörung zu dem Streit.

Bislang widersetzt sich Apple strikt einer gerichtlichen Anordnung, dem FBI bei der Entschlüsselung des iPhones von Sayed Farook zu helfen. Farook hatte Anfang Dezember mit seiner Ehefrau bei einem islamistischen Anschlag in San Bernardino 14 Menschen erschossen, ehe das Paar von der Polizei bei einem Schusswechsel getötet wurde. Das US-Justizministerium argumentiert, die Entschlüsselung von Farooks iPhone könnte möglicherweise wichtiges Beweismaterial ans Licht bringen. Anwälte des Justizministeriums teilten nun mit, von dritter Seite Tipps erhalten zu haben, wie sich Farooks iPhone auch ohne Mithilfe des Herstellers entschlüsseln ließe. Es seien aber noch weitere Tests nötig, um zu entscheiden, ob diese Methode tatsächlich funktioniere.

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"Datenschutz ist Apples Pflicht"

Der US-Technologiekonzern Apple sieht sich nach den Worten seines Chefs Tim Cook geradezu in der Pflicht, die Daten seiner Kunden gegen den Zugriff der US-Behörden zu schützen. "Das sind wir unseren Kunden schuldig. Vor dieser Verantwortung werden wir uns nicht drücken", sagte Cook am Unternehmenssitz im kalifornischen Cupertino.

"Wir müssen als Nation zusammen entscheiden, wieviel Macht wir der Regierung über unsere Daten und unsere Privatsphäre geben sollen", sagte nun Cook bei einer Veranstaltung zur Präsentation neuer Apple-Produkte. "Wir sind der festen Überzeugung, dass wir eine Verpflichtung haben, Ihre Daten und Ihre Privatsphäre schützen zu helfen."

Kalifornien Cuptertino Apple setzt auf Nachhaltigkeit (Foto: Reuters/S. Lam)
Appel-Chef Tim Cook: "Unternehmen sind zum Datenschutz verpflichtet"Bild: Reuters/S. Lam

Rückendeckung für Apple von allen Seiten

Apple führt ins Feld, dass es um weit mehr als einen Einzelfall gehe. Um Farooks iPhone zu entriegeln, muss das Unternehmen demnach eine Software entwickeln, die es generell leicht machen würde, die Verschlüsselung von iPhones zu knacken. Der Konzern sieht die Gefahr, dass ein Präzedenzfall geschaffen werden soll, um generell den Zugriff der Sicherheitsbehörden auf die iPhones zu erleichtern.

Unterstützt wird Apple in seinem Widerstand gegen die Forderung der Regierung von anderen Software-Giganten wie Facebook, Google und Yahoo. Auch hat Cook Rückendeckung von den Vereinten Nationen erhalten: Die US-Behörden riskierten, die "Büchse der Pandora zu öffnen", warnte der UN-Menschenrechtsbeauftragte Zeid Ra'ad Al Hussein.

US-Regierung schafft Präzidenzfall

Sollte die Entschlüsselung des Smartphones in dem einen Fall erzwungen werden, könnte dies "extrem schädliche Auswirkungen für die Rechte von Millionen Menschen haben - auch für ihre physische und finanzielle Sicherheit", erklärte Zeid. Denn dadurch würde ein Präzedenzfall geschaffen, der es Apple und jedem anderen global aufgestellten Technikkonzern "unmöglich" machen würde, die Daten seiner Nutzer auf der ganzen Welt zu schützen. Bei dem Streit über die Handy-Entschlüsselung gehe es aber nicht um den Versuch von Apple, Kriminelle und Terroristen zu schützen, sondern um eine "rote Linie" zum Schutz vor Kriminalität und Repression. Sollte Apple gezwungen werden, eine Entschlüsselungs-Software zum Knacken seiner Geräte bereitzustellen, wäre dies "ein Geschenk für autoritäre Regime und kriminelle Hacker".

pab/ml (afp, rtr)