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Kampf der Karten

Max Hofmann14. Februar 2003

Bares ist out, Plastik in. Die großen Firmen Visa und Mastercard kämpfen um jeden, der sich eine Karte leisten kann. Das Problem: ihre Angebote sind nahezu identisch.

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Erzrivalen in PlastikBild: aP

"Eurocard wird 2003 Mastercard". So steht es in Zeitungsanzeigen und auf Werbeplakaten. Für die Kunden ändert sich durch die Fusion nichts. Nur die Konkurrenz kommt wieder ins Schwitzen. Weltweit sind nach eigenen Angaben nun knapp 600 Millionen Mastercards im Umlauf. Marktführer Visa gibt zwar vor, gut doppelt so viele Karten ausgegeben zu haben. Aber was zählt ist der Zuwachs und da hat Mastercard mit der Fusion einen gewaltigen Sprung in Richtung Erzrivale gemacht. Raimund Milz, Geschäftsführer von Visa Deutschland, versteht das als Ansporn, denn "fairer, sportlicher Wettbewerb bringt die Firma und den Markt weiter".

Raimund Milz von Visa
Er ist so frei. Raimund Milz von VisaBild: Presse

Vor allem der deutsche Markt ist derzeit hart umkämpft. Die Menschen zahlen gerne mit Plastik. Rund ein Viertel der Einzelhandelsumsätze werden per Karte abgewickelt. Zum Leidwesen von Visa und Mastercard aber hauptsächlich mit sogenannten Debit-Bankkarten.

Köder für den Kunden

In den Frankfurter Büros von Visa und Mastercard wird also gebrütet, wie man dem Kunden die Kreditkarte schmackhafter machen könnte. Früher spielte die Akzeptanz beim Händler noch eine große Rolle. Als die am weitest verbreitete Karte der Welt versucht Visa auch heute noch dieses Argument gegen Mastercard ins Feld zu führen. Die Akzeptanz der beiden Karten ist mittlerweile aber praktisch identisch. Wer als Händler die eine nimmt, der sagt auch zur anderen nicht mehr nein.

Visa: Werbung "Die Zukunft spricht Visa"
Die Wüste lebtBild: Visa

Deshalb müssen andere Köder her. Meist sind das Extras, die bei der Jahresgebühr für die Karte automatisch dabei sind. Das Angebot reicht je nach Karte von der Auslandskrankenversicherung bis hin zum Dolmetscherservice. Für Manfred Krüger, Geschäftsführer beim Verbund Eurokartensysteme, dem auch Mastercard angehört, machen "diese Leistungen rund um das Bezahlen die Präferenz für eine Karte aus".

Der kleine Unterschied

Mittlerweile sind aber auch die mit der Kreditkarte verknüpften Extraangebote von Visa und Mastercard praktisch identisch. Gleiches gilt wohl auch bald für die neueste Innovation im deutschen Kreditkartenmarkt: die Punktesysteme. Zahlt der Besitzer einer Visa-Payback-Karte oder einer Happy-Diggits-Mastercard bei bestimmten Händlern, bekommt er Punkte. Hat er genügend Punkte, gibt es Prämien, vom schnurlosen Telefon bis hin zu verbilligten Reisen.

Den kleinen Unterschied macht deshalb nicht mehr das Produkt, sondern die Vermarktung. Milz glaubt sogar, dass "Visa aufgrund der Markenpositionierung als die deutlich spannendere und stärkere Marke empfunden wird". Mit Slogans wie "Die Freiheit nehm ich mir" oder "Die Zukunft spricht Visa" ist der Marktführer in der Tat sehr präsent auf dem Werbemarkt. Der Rivale hingegen muss seinen Kunden noch vermitteln, dass Eurocard jetzt Mastercard wird. "Old Fashion" sagt Milz neudeutsch und meint altbacken.

Eurocard Werbekampagne
Das Kind kann zwar nicht rechnen, aber es weiß: Eurocard wird Mastercard

Hand in Hand

Nicht immer bekriegen sich Visa und Mastercard. Wenn es darum geht, die Akzeptanz von Kreditkarten generell zu steigern, arbeiten sie Hand in Hand. Sicherheit ist dabei eine der Top-Prioritäten. Ab 2004 führen beide Unternehmen ein gemeinsam entwickeltes System ein. Der herkömmliche Magnetstreifen verschwindet, dafür kommt der sicherere Chip auf die Karte.

Bei anderen Zukunftsprojekten ist die Eintracht aber schlagartig wie weggeblasen. Nach dem Vorbild USA soll es bald für Privatpersonen möglich sein, sich gegenseitig Geld auf ihre Kreditkartenkonten zu überweisen. Wenn möglich auch grenzüberschreitend. Dabei werden Visa und Mastercard wohl in guter alter Tradition wieder gegeneinander antreten.