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Shitstorm wegen "Armlänge"-Tipp

6. Januar 2016

Frauen sollten künftig Abstand zu Männern halten, um sich vor sexuellen Übergriffen zu schützen, sagte Kölns Oberbürgermeisterin Reker. Damit erntete sie Hohn und Spott - vor allem auf Twitter.

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Kölns OB Henriette Reker (links) und Polizeipräsident Wolfgang Albers (Foto: Oliver Berg/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Fünf Tage nach den sexuellen Übergriffen am Silvesterabend hatte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker schon die beginnende Karnevals-Zeit im Blick: Sowohl die Stadtverwaltung als auch die Polizei hätten Maßnahmen entwickelt, "die dazu führen sollen, dass es solche Vorfälle hier nie wieder gibt", sagte Reker. Frauen und Mädchen müssten ohne jedes Unsicherheitsgefühl Karneval feiern können. Köln müsse eine Stadt bleiben, "in der jeder auch feiern kann".

In der Silvesternacht war es rund um den Hauptbahnhof und dem benachbarten Dom nach Polizeiangaben zu einer Serie von sexuellen Übergriffen gegen Frauen gekommen. Nach Polizei-Angaben liegen mittlerweile 90 Strafanzeigen vor, darunter auch eine wegen Vergewaltigung. Bislang haben die Ermittler aber keine genauen Kenntnisse über die mutmaßlichen Täter. Aufgefallen war jedoch eine aus bis zu tausend Menschen bestehende Gruppe junger Männer, die überwiegend aus dem nordafrikanisch-arabischen Raum stammen könnten.

"Verhaltenskodex"

Angesichts dieser Vorfälle schlug Reker einen "Verhaltenskodex" für junge Frauen und Mädchen" vor. Diese seien auf der Web-Site der Stadt Köln zu finden.

Unter diesen Richtlinien erntete vor allem der Vorschlag, eine Armlänge Abstand zu Fremden zu halten, sowohl sarkastische Kritik als auch Hohn und Spott im Internet.
(Der Tipp mit der Armlänge kommt ab Minute 16:20 im Video)

Am späten Dienstagabend war der Hashtag #einearmlaenge in Deutschland einer der Top-Trends beim sozialen Netzwerk Twitter.

Das feministische Magazin "Emma" fragte, warum Reker den Opfern Verhaltensregeln auferlege, aber nicht den Tätern?

Eine Nutzerin empfahl Reker, die selbst im vergangenen Oktober durch einen Messerangriff schwer verletzt worden war, besser auf ihre eigenen Worte zu achten:

Die Twitter-Nutzerin @Regendelfin machte sich Gedanken über den geistigen Zustand Rekers:

In die Debatte mischte sich auch Bundesjustizminister Heiko Maas ein:

Und ein Nutzer empfahl das:

Ein englischsprachiger Tweet der Deutschen Welle, in dem über die Pressekonferenz berichtet wurde, erntete Spott: Verzweifelte Tipps zu geben sei offenbar das beste, was die Oberbürgermeisterin machen könne.

Reker wehrt sich inzwischen gegen die Kritik. Durch eine verkürzte Darstellung in einigen Medien sei teilweise der Eindruck entstanden, ihre Präventionsinitiativen würden sich nur auf Verhaltenstipps für Frauen beziehen, sagte sie. Davon könne aber keine Rede sein. Vorrang habe, dass die Sicherheit auf den Kölner Straßen und Plätzen verbessert werde.

mm/ksb/rc (Reuters, AFP, AP, dpa)