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Der "gierige" Meistermacher

21. April 2012

Jürgen Klopp hat Borussia Dortmund zum zweiten Mal in Folge zur deutschen Meisterschaft geführt und sich damit endgültig zum Meistermacher gekrönt. Doch mit Dortmund will er noch viel mehr erreichen.

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Jürgen Klopp grinst. (Foto: REUTERS/Alex Domanski)
Bild: Reuters

Sympathieträger, Publikumsliebling, Vaterfigur, Kumpeltyp, Konzepttrainer – Jürgen Klopp steht für all das und noch viel mehr: Auch für Ehrlichkeit und trockene Sprüche. "Hier ist Fußball der Mittelpunkt der Erde", sagte er einmal in einem Interview über Borussia Dortmund. "Ich möchte, dass von einem Spiel mehr bleibt, als nur das Ergebnis." Im Ruhrpott lieben sie ihn dafür. Weil er sagt, was er denkt. Und weil er mit Borussia Dortmund zum zweiten Mal nacheinander deutscher Meister geworden ist. Welch ein Alptraum für den FC Bayern München!

"In mir lodert die totale Fußballleidenschaft"

An der Seitenlinie tobt "Kloppo", wie er auch liebevoll genannt wird, auf und ab. Bei wichtigen Toren rast er vor Freude zu seinen Spielern und wirft sich ins Jubelgetümmel.

Dortmunds Trainer Jürgen Klopp (l.) diskutiert mit dem Schiedsrichter Florian Meyer. (Foto: Ronald Wittek/dapd)
Manchmal auch zu ungestüm: Klopp "diskutiert" mit dem SchiriBild: dapd

Immer Vollgas, immer weiter – das hatte er bei seinem Amtsantritt 2008 versprochen. Und vor allem "gierig" bleiben und "hungrig". Die Jungs sollten unter Strom bleiben, erklärte er – auch nach dem Titelgewinn 2011. Und genau das machte am Ende den Unterschied aus zu den Bayern, die schon Titel um Titel einheimsten: Die Dortmunder Spieler wollten mehr, sie wollten es noch besser machen als im vergangenen Jahr. Auch eine Vorgabe ihres Trainers, der noch lang nicht genug hat: Gerade international sei noch viel Spielraum nach oben, kündigte er an. Aber die Fans sollten auch nicht davon ausgehen, dass der BVB die nächsten 25 Jahre deutscher Meister werde.

Kulttrainer nicht nur in Dortmund

Als Spieler war er nur Mittelmaß, kam nicht über die Zweite Liga mit dem FSV Mainz 05 hinaus. Über Nacht wurde er 2001 in Mainz vom Spieler zum Trainer befördert, rettete das Team vor dem Abstieg, führte die Mainzer nach einigen Rückschlägen in die Bundesliga (2004) und danach sogar – aufgrund der Fair-Play-Wertung – in den UEFA-Cup. Nach 18 Jahren als Spieler und Trainer wechselte er nach Dortmund. Mit der Borussia schaffte Klopp nun auch bei einem der großen Vereine den Durchbruch: Im ersten Jahr verpasste er knapp die Qualifikation für die Europa League, die er im zweiten Jahr dann schaffte – und im dritten wurde er Meister. In seinem 100. Spiel für den BVB.

Und auch, wenn die Bayern gedacht haben mögen, dass es sich dabei nur um ein Strohfeuer gehandelt haben müsse – das Kunststück hat Klopp wiederholt. Mit großem Elan, viel Emotion und mit einem Team, das er stets "gierig" gehalten hat: Gierig auf Erfolg: "Wir wollen langfristig in die Spitzengruppe", ist sein Ziel. Und natürlich den BVB langfristig finanziell zu stabilisieren.

Fussball, 1. Bundesliga, Saison 2010/11, 32. Spieltag, Borussia Dortmund - 1. FC Dortmunds Trainer Jürgen Klopp feiert mit einer Papp-Meisterschale nach dem Spiel auf dem Spielfeld. (Foto: Sascha Schuermann/dapd)
Der größte Moment seiner Karriere: Klopp feiert die Meisterschaft 2011Bild: dapd

Der beste Transfer von Michael Zorc

Modern ist sein Lehrstil, offensiv die Ausrichtung seiner Mannschaften, mitreißend seine wortgewandten Ansprachen. Selbst die Medien hat er im Griff, spielt mit ihnen Hochgeschwindigkeits-Verbalfußball und überzeugt als Fußballfachmann mit seiner authentischen Art. Unter ihm wurden gleich mehrere Spieler in die Nationalelf befördert: Unter anderem Mats Hummels, Kevin Großkreutz, Marcel Schmelzer, Mario Götze und Sven Bender, denen er stets gepredigt hat: "Das Maximale abliefern und damit auch rausholen."

Der 44-jährige Diplom-Sportlehrer sei sein bisher bester Transfer als Manager gewesen, sagte Michael Zorc vor Monaten. BVB und Klopp – das funktioniert ziemlich gut. Ein starkes Gespann zusammen mit Zorc und Hans-Joachim Watzke, dem Geschäftsführer. "Bei uns stimmt die Chemie extrem. Wir drei haben jetzt diese Grundlage und das ist natürlich toll." Alle drei verlängerten kürzlich ihren Vertrag bis 2016, ebenso wie Fußball-Juwel Götze. Schon vor dem Titelgewinn 2011 war Klopp zum gefragtesten Coach der Liga geworden. Selbst aus Schalke kamen damals Glückwünsche und auch von Bundestrainer Joachim Löw, als dessen Nachfolger Klopp ebenfalls schon gehandelt wird.

Denkmal in Dortmund

Geboren ist Klopp in Stuttgart, aufgewachsen in einer kleinen Gemeinde im Schwarzwald. Und doch gibt es in diesen Wochen keinen einzigen BVB-Fan, der Jürgen Klopp nicht als 100-prozentigen Borussen und echten Dortmunder feiert. Einer hat sich sogar Klopps Portrait neben der Meisterschale auf den Rücken tätowieren lassen. Das war zwar schon im letzten Jahr, aber es ist immer noch hochaktuell! Für die BVB-Fans ist Jürgen Klopp längst einer von ihnen: "Jürgen Klopp – Du bist der beste Mann", schallte es so oft schon von der mächtigsten Stehtribüne der Welt. In Dortmund hat sich Jürgen Klopp längst ein Denkmal gesetzt.

Martin Hüschen zeigt seine Tätowierung. Mitten im Bundesliga-Endspurt hat sich der optimistische Fan von Tabellenführer Borussia Dortmund die Meisterschale neben Trainer Jürgen Klopp auf den Rücken tätowieren lassen. (Foto: Marcus Simaitis, dpa/lnw)
Klopp für die Ewigkeit auf dem Rücken eines BVB-FansBild: pciture-alliance/dpa