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Jährlich 300.000 neue Demenzkranke

5. April 2013

Es sind erschreckende Zahlen, die die Deutsche Alzheimer Gesellschaft präsentiert. Und fast noch schlimmer: Die Betreuung der Erkrankten in Pflegeeinrichtungen ist immer noch nicht auf der Höhe der Zeit.

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Eine alte, an Alzheimer erkrankte Frau (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Jedes Jahr steigt die Zahl der Demenzkranken in Deutschland um rund 40.000, das entspricht mehr als 100 Neuerkrankungen pro Tag. Dies berichtet die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" unter Berufung auf Zahlen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Jahr für Jahr treten danach fast 300.000 Ersterkrankungen auf. Da es deutlich mehr Neuerkrankungen als Sterbefälle gebe, nehme die Zahl der Demenzkranken kontinuierlich zu, heißt es in dem Bericht. Sollte es in Zukunft nicht besser gelingen, die Menschen vor dem Gedächtnisverlust zu schützen oder sie zu heilen, werde die Zahl der Betroffenen von jetzt 1,4 Millionen auf drei Millionen im Jahr 2050 steigen.

Gefürchtete Demenz - Wer ist gefährdet?

Im gesamten Europa leiden derzeit 6,3 Millionen Menschen im Alter von über 65 Jahren an der Alzheimer-Krankheit und ihre Zahl könnte sich auf zehn Millionen bis zum Jahr 2040 erhöhen. Diese Daten nannte das europäische Alzheimer-Kooperationsprojekt Alcove. Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz, rund zwei Drittel aller Demenzkranken in Deutschland sind von Alzheimer betroffen. Die Erkrankung führt zum Verlust von geistigen Fähigkeiten wie Denken, Sprache oder Orientierung. Betroffen sind vor allem ältere Menschen. Das Gehirn von Alzheimer-Kranken weist typische Eiweißablagerungen auf, die genaue Ursache der Krankheit ist aber unbekannt. Auch eine Therapie gibt es bisher nicht.

Zu großer Einsatz von Psychopharmaka?

Alcove gibt eine Reihe von Empfehlungen ab, um die Lebensqualität, die Unabhängigkeit und die persönlichen Rechte der Patienten zu garantieren oder wieder zu verbessern. Dazu gehört der Hinweis, dass Patienten nicht übermäßig Psychopharmaka, darunter Antidepressiva, ausgesetzt werden sollten. Demnach werden Neuroleptika, also Arzneimittel zur Beruhigung und gegen wahnhafte Zustände, vor allem in Einrichtungen wie Pflegeheimen häufig angewandt - die Verschreibungsquote beträgt dort laut Alcove zwischen 25 und 60 Prozent. Oft würden diese Medikament aber nicht fachgerecht eingesetzt.

Das Alzheimer-Kooperationsprojekt verwies auch darauf, dass die Krankheit so früh wie möglich diagnostiziert werden sollte, wobei die Rechte der Betroffenen gewahrt werden müssten. Wegen der Belastung für die Angehörigen durch die Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen der Kranken empfiehlt Alcove auch verstärkt psychosoziale Hilfen und Begleitung durch Fachpersonal. Alcove - 2011 gegründet - wird von der Europäischen Union mitfinanziert. Die Koordinierung hat das unabhängige französische Gesundheitsinstitut HAS übernommen. Das Projekt überprüft den Umgang mit Alzheimer in 19 EU-Ländern, Deutschland ist an dem Projekt nicht beteiligt.

sti/mm (dpa, afp)