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Jutta Limbach: "Ohne den Kulturdialog werden wir den Weltfrieden nicht bewahren können"

Das Gespräch führte Aladdin Sarhan, zurzeit Kairo20. Januar 2006

In diesem Jahr ist Deutschland Ehrengast auf der Buchmesse in Kairo. DW-WORLD sprach mit Jutta Limbach, der Präsidentin des Goethe-Instituts, über die Bedeutung des interkulturellen Dialogs.

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Jutta LimbachBild: dpa - Report

DW-WORLD: Wo beginnt Ihrer Meinung nach der interkulturelle Dialog?

Jutta Limbach: Der Dialog muss im Grunde schon im Elternhaus und in der Schule beginnen. Wir leben heute in Gesellschaften unterschiedlicher Kulturen. Man muss dafür sorgen, dass die Kinder schon in den Schulen auch Schüler anderer Kulturen kennen lernen, neugierig auf sie werden und Lust darauf bekommen, sich auf das Andere einzulassen. So können die Menschen miteinander überlegen, was wirklich die großen Werte sind, die diese Weltgesellschaft zusammenhalten.

Auf welche Werte soll man sich bei dem interkulturellen Dialog zwischen Deutschland und der arabischen Welt verständigen?

Es gibt universelle Werte, in denen wir übereinstimmen. Da steht vorne an: Die Würde des Menschen, aber auch die freie Entfaltung des Menschen und dazu gehören auch ein Recht wie die Religionsfreiheit. Nämlich die Freiheit seinem eigenen Bekenntnis und seiner Weltanschauung zu folgen. Daraus resultiert die Bereitschaft, die Religion und die Weltanschauung der Anderen zu respektieren.

Wie viel wert ist der Dialog?

Der Dialog ist in dem Verhältnis der Kulturen das wichtigste Element, das uns ermöglicht, die anderen Kulturen kennen zu lernen. Dadurch können wir erkennen, wo es Bereiche des Konflikts gibt. Nur so können wir miteinander überlegen, welche Verfahrensweisen wir miteinander entwickeln können, um die Konflikte nicht in Gewalttätigkeit ausarten zu lassen.

Was erhoffen Sie sich von dem Dialog mit der arabischen Welt?

In der gegenwärtigen Zeit ist es wirklich wichtig in Betracht der grassierenden Vorurteile über den Islam oder den Westen, dass wir uns miteinander unterhalten. Denn anders werden wir den Weltfrieden nicht bewahren können. Wir haben ja erlebt, dass die Anschläge vom 11. September 2001 dazu geführt haben, dass der Islam plötzlich als eine aggressive, gewalttätige Religion bezeichnet wurde. Gespräche untereinander führen dazu, dass wir solche Vorurteile überwinden.

Es ist von großer Bedeutung, dass Institutionen wie das Goethe-Institut vor Ort den interkulturellen Dialog führen, genauso wie wir mit Muslimen in Deutschland einen solchen Dialog führen. Der Dialog kann gelingen, indem man die jungen Menschen erreicht, die später mal in der Politik Verantwortung tragen werden. Auch kann man das Denken der Intellektuellen und der Eliten beeinflussen und hoffen, dass sie Unterschiede austragen, das Gespräch suchen und nicht zu den Waffen greifen.