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"Anfangen und Zupacken"

Michael Hartlep14. September 2015

Wer Erfolg haben will, muss weggehen. Diesen Rat hat Luciano Belviso oft gehört. Trotzdem hat er in seiner Heimat eine Firma gegründet und baut nun Flugzeuge in Apulien - mit Erfolg, wie er im DW-Interview schildert.

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Die Chefs der Firma im Gespräch (Foto: DW/Antje Binder)
Luciano Belviso und Angelo Petrosillo im Gespräch mit ihrem Ingenieur beim Besuch der DW im Dezember 2012Bild: DW/A. Binder

Deutsche Welle: Als Sie 2007 zusammen mit Angelo Petrosillo Ihre Firma "Blackshape" gründeten, hatten Sie einen Traum. Sie wollten ein eigenes Flugzeug bauen. Was ist daraus geworden?

Luciano Belviso: Der Traum ist wahr geworden. Wir bauen Flugzeuge und unsere Firma wächst. Als das Deutsche-Welle-Team uns Ende 2012 besuchte, hatten wir 40 Mitarbeiter. Heute sind es 100. Wir produzieren 40 Flugzeuge pro Jahr. Unser Name wird immer bekannter und wir bekommen sehr viel positives Feedback. Momentan entwickeln wir eine neue Maschine, die noch leistungsfähiger sein wird.

Trifft Sie die Wirtschaftskrise in Europa?

Nein, weil wir einen Nischenmarkt bedienen. Leute, die sich ein Flugzeug leisten können, bekommen von der Krise nicht so viel mit. Und die Weltwirtschaft wächst. Auch wenn es in Europa einmal nicht so gut läuft, gewinnen wir Kunden aus Russland, Südafrika und Kanada dazu. Wir haben auch Anfragen für eine militärische Nutzung.

Das wundert mich. Eigentlich wollten Sie doch Flugzeuge für Hobbypiloten bauen.

Das ist auch noch immer unser wichtigstes Geschäftsfeld. Aber neuerdings kommen institutionelle Kunden dazu, auch wegen der vielen Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Italien einwandern. Das ist eine große Herausforderung. Zusammen mit der italienischen Marine haben wir ein System entwickelt, mit dem man die Küsten effektiv überwachen kann. Und zwar viel günstiger, als es mit Hubschraubern und Kampfjets möglich ist.

Zwei Leichtflugzeuge vom Typ Blackshape Prime (Foto: Blackshape)
Leichtflugzeuge vom Typ "Blackshape Prime"Bild: Blackshape

Wir haben unser Flugzeug so umgebaut, dass es auf einem Flugzeugträger starten und landen kann. Die Marine hat schon großes Interesse bekundet. Aber Italien ist sehr bürokratisch, deshalb dauert alles ein bisschen länger.

Gegen den Trend haben Sie Ihre Firma in Apulien gegründet, als im wirtschaftlich schwachen Süditalien. Was hat sich dort verändert in den vergangenen drei Jahren?

blackshape italien neu 5

Die Arbeitslosigkeit ist noch immer hoch. Die Krise macht sich im Süden viel stärker bemerkbar als im Norden Italiens. Es gibt hier inzwischen einige kleine Firmen, die auf Technologie und Innovation setzen und das macht Hoffnung. Auch wir wachsen und schaffen Arbeitsplätze. Nicht sehr viele, aber immerhin.

Eine Firma zu gründen, ist nie einfach, in der Krise schon gar nicht. Was braucht man, um erfolgreich zu sein?

Man braucht Initiative. Jeder hat Probleme, auch wir, jeden Tag. Aber das ist gut so. Denn wo ein Problem ist, gibt es auch eine Lösung. Wir müssen sie nur finden. Es ist immer einfach, Erklärungen zu suchen, warum es nicht gut läuft. Viele geben der Regierung die Schuld oder irgendjemand anderem, aber nie sich selbst. Andere schauen nostalgisch in die Vergangenheit und denken daran, wie erfolgreich das Römische Reich war. Man muss im Hier und Heute leben, nicht im Gestern oder im Morgen. Einfach anfangen und zupacken - das ist der Schlüssel zum Erfolg.

Luciano Belviso ist Luftfahrtingenieur und stammt aus Apulien in Süditalien. Zusammen mit Angelo Petrosillo gründete er 2007 die Firma "Blackshape" und baut nun Leichtflugzeuge aus Karbon. Das Plan-B-Team der Deutschen Welle besuchte die Jungunternehmer Ende 2012. Nach eigenen Angaben läuft ihre Firma gut. Unter den Kunden sind viele Hobbypiloten, Geschäftsleute und neuerdings auch Flugschulen und das Militär.

Das Interview führte Michael Hartlep.