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Porträt DFB-Team

8. Juni 2010

Deutschland geht in Südafrika mit dem jüngsten WM-Kader seit 76 Jahren an den Start. Bundestrainer Joachim Löw will die "U25" mit Blockbildung zur vierten Weltmeisterschafts-Trophäe führen.

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Die deutsche Startelf gegen Bosenien-Herzegowina (3:1) am 3. Juni 2010 in Frankfurt am Main (Foto: AP)
Die deutsche Elf für Südafrika?Bild: AP
Nach dem WM-Finale Argentinien-Deutschland (0:1) in Rom am 8.7.1990 jubeln von l-r Holger Osieck, Franz Beckenbauer, Klaus Augenthaler, Stefan Reuter, Jürgen Klinsmann, Frank Mill und Karl-Heinz Riedle. Das deutsche Team bezwang im Finale die Argentinier mit 1:0. (Foto:dpa)
Der letzte deutsche WM-Titel liegt 20 Jahre zurück

"Bekanntlich ist das deutsche Nationalteam immer eine Turniermannschaft", sagt Olaf Thon, Weltmeister von 1990. Deutschland sicherte sich damals im Finale von Rom mit dem 1:0 gegen Argentinien die dritte WM-Trophäe. Angefangen hatte die deutsche Erfolgsstory bei der WM 1954 in der Schweiz: Der klare Favorit Ungarn wurde beim "Wunder von Bern" mit 3:2 geschlagen. Und bei der Heim-WM setzte sich die DFB-Auswahl 1974 im Endspiel in München mit 2:1 gegen die überlegenen Niederländer durch. Viermal wurden deutsche Auswahlteams zudem Vize-Weltmeister, weitere viermal scheiterte man erst im Halbfinale. Ihren Ruf als Turniermannschaft will die DFB-Elf nun auch in Südafrika bestätigen. "Ich bin da sehr zuversichtlich, dass wir mindestens ins Viertelfinale kommen", glaubt Thon und liefert auch gleich die Erklärung mit: "Wir haben wirklich eine gute Mischung im Kader." Bundestrainer Joachim Löw geht dabei mit dem jüngsten deutschen Kader seit 76 Jahren in die WM. Das Team hat ein Durchschnittsalter von 24,96 Jahren und wird schon "U25" genannt.

Löw setzt auf Neuer im Tor

Bundestrainer Joachim Löw (r) beobachtet Torwart Manuel Neuer beim Training. (Foto: dpa)
Löw und seine Nummer EinsBild: picture-alliance/dpa

Bei der WM 2006 in Deutschland war Löw noch Assistent von Jürgen Klinsmann. Am Ende sprang nach dem 3:1 gegen Portugal bereits Platz drei heraus. Und bei der EM 2008 führte Löw das DFB-Team in eigener Verantwortung sogar ins Finale von Wien, das gegen Spanien nur knapp mit 0:1 verloren ging. Nun will Löw für den vierten WM-Titel sorgen. "Wir als Deutschland zählen auf jeden Fall zu den Mitfavoriten. Und unser Anspruch heißt natürlich auch, das Turnier zu gewinnen." Dabei muß Löw auf den verletzten Stammtorhüter Rene Adler (Bayer Leverkusen) verzichten. Als neue Nummer 1 bestimmte er Manuel Neuer (Schalke 04) Doch auch auf die Reservisten Tim Wiese (Werder Bremen) und Hans-Jörg Butt (Bayern München) wären gute Alternativen: "Ich denke, alle Torhüter verfügen über ganz große Qualitäten."

Wer ersetzt Ballack?

Problematisch sieht es im Mittefeld nach dem Ausfall von Kapitän Michael Ballack (FC Chelsea) aus. Doch gibt sich Löw zuversichtlich: "Das gab es ja immer auch mal in der Geschichte. Wenn wichtige Spieler ausfallen, rücken andere nach und wachsen über sich hinaus."

Bastian Schweinsteiger (l) und Philipp Lahm jubeln gemeinsam (Foto: AP)
Auf sie will sich der Bundestrainer verlassen: Bastian Schweinsteiger und Kapitän Philipp LahmBild: AP

Löw könnte hier an junge Spieler wie Sami Khedira (VfB Stuttgart) oder Mesut Özil (Werder Bremen) denken. Doch richten sollen es vor allem die Routiniers in allen Mannschaftsteilen: "Ich sehe Per Mertesacker (Werder Bremen) und die Bayern-Spieler Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose. Die können die Mannschaft führen und leiten." Zum neuen Kapitän beförderte Löw indes den 26-jährigen Verteidiger Lahm.

Stürmer Cacau konnte überzeugen

Der deutsche Nationalspieler Cacau in Jubelpose. (Foto: dpa)
Cacau will in die StartelfBild: picture-alliance/augenklick/firo Sportphoto

Für Tore sollen unter anderen die Bayern-Akteure Mario Gomez und Miroslav Klose sowie Lukas Podolski vom 1. FC Köln sorgen, die aber zuletzt in ihren Vereinen nicht immer überzeugen konnten oder auf der Reservebank saßen. "Bei aller Kritik, was diese Spieler betrifft, sie hatten einen großen Konkurrenzkampf, gerade die Münchner Spieler, und wenn sie aber zum Einsatz kamen, haben sie ihre Tore gemacht", meint Ex-Nationalspieler Thon. In Form war dagegen Stürmer Cacau vom VfB Stuttgart. Der gebürtige Brasilianer erzielte in der abgelaufenen Saison 13 Bundesligatreffer und ist nun als 29-Jähriger WM-Debütant. "Es ist ein Traum eines jeden Fußballers, bei der WM dabei zu sein. Und das ist bei mir so spät passiert, das freut mich besonders."

Der Bayern-Block

Fans der Nationalmannschaft im Fahnenmeer (Foto: AP)
Nicht nur die Fans hoffen auf den WM-Titel in SüdafrikaBild: AP

Insgesamt setzt Löw auf Blockbildung. Für Südafrika nominierte er einen Bayern-Block mit sieben Akteuren, außerdem jeweils vier Hamburger und Bremer sowie drei Stuttgarter Spieler. Gerade die Bayern-Profis stehen für Erfolg mit dem Double aus Meisterschaft und Pokalsieg. Nur der Champions-League-Triumph blieb ihnen verwehrt. Für Weltmeister Thon ist Blockbildung die richtige Entscheidung. "Denn nur mit solchen Blöcken ist man in der Vergangenheit auch Welt- oder Europameister geworden." Zufrieden ist Bundestrainer Löw mit den jüngsten Testspielsiegen in Ungarn (3:0) und gegen Bosnien-Herzegowina (3:1), "so dass wir jetzt einfach ein wirklich gutes Gefühl haben, mit diesem Kader zu diesem Turnier zu fahren." Und vielleicht heißt es dann am 11. Juli nach dem Endspiel von Johannesburg zum vierten Mal: "Deutschland ist Fußball-Weltmeister."

Autor: Arnulf Boettcher
Redaktion: Wolfgang van Kann