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Jugendämter greifen häufiger ein

7. August 2013

Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland haben zuhause so große Probleme, dass sie von den Jugendämtern in Obhut genommen werden müssen. Tendenz: dramatisch steigend.

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Themenbild Gewalt in der Erziehung (Foto: Fotolia/Herby ( Herbert ) Me)
Symbolbild Gewalt in der ErziehungBild: Fotolia/Herby ( Herbert ) Me

Häusliche Gewalt oder Suchtprobleme, Verwahrlosung oder Unterernährung - wenn die Behörden sich entschließen, ein Kind in staatliche Obhut zu nehmen, muss die Situation dramatisch schlecht sein. In mehr als 40.000 Fällen haben deutsche Jugendämter im vergangenen Jahr Kinder und Jugendliche zu deren Schutz aus ihren Familien herausgenommen. Diese Zahlen hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden veröffentlicht. Gegenüber dem Vorjahr bedeutete das einen Anstieg von fünf Prozent.

Der Statistik zufolge lebten zwei Drittel der Minderjährigen bei ihren Eltern oder zumindest bei einem Elternteil, bevor sie in die Obhut der Jugendämter kamen. Der häufigste Grund für ein Einschreiten der Behörden ist eine Überforderung der Erziehungsberechtigten.

Oft sind es die Jungen und Mädchen selbst, die sich melden und auf Missstände hinweisen. Aber auch Polizei, Lehrer oder Ärzte geben ihre Beobachtungen an die offiziellen Stellen weiter.

Heim statt Hiebe

Eine Inobhutnahme soll die Kinder schützen, wenn sie sich in einer akuten, sie gefährdenden Situation befinden. Meistens werden sie dann vorübergehend in einem Heim untergebracht. Allerdings kehren nur 40 Prozent von ihnen anschließend wieder zu ihren Sorgeberechtigten zurück. Für ein knappes Drittel schlossen sich ambulante oder stationäre Hilfen an, wie zum Beispiel der Aufenthalt in einer Pflegefamilie, einer betreuten Wohngemeinschaft, einem Krankenhaus oder in der Psychiatrie.

Elternlose Einwanderer

Stark zugenommen hat nach den Angaben der Statistiker auch die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die ohne Begleitung aus dem Ausland nach Deutschland einreisen: Die Behörden registrierten im vergangenen Jahr 4800 Fälle, das sind gut fünfmal mehr als 2007. Meistens werden die Aufgegriffenen nach wenigen Tagen wieder aus der staatlichen Obhut entlassen und in ihre Heimatländer zurückgeschickt.

Verbände fordern mehr Vorbeugung

Nach Ansicht von Wohlfahrtsverbänden müssen die vorbeugenden Angebote ausgebaut werden. "Die Statistik spiegelt wider, dass sich viele familiäre Strukturen unter einer Dauerbelastung befinden", sagte der Bundesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Wolfgang Stadler. Allerdings gehe derzeit parallel zu mehr Inobhutnahmen der Abbau in den Jugendämtern weiter.

Auch der Caritasverband plädierte für einen Ausbau vor allem der präventiven Hilfsmaßnahmen. Ziel müsse es sein, dass eine Herausnahme von Kindern und Jugendlichen aus den Familien durch frühzeitige Hilfen nicht mehr notwendig sei.

mak/haz (dpa, kna, afp)