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Jubiläum mit neun Nullen

Leona Frommelt7. Juli 2002

Vor rund 25 Jahren wurde der Personal Computer entwickelt. Seitdem wurden mehr als eine Milliarde Geräte verkauft. Doch statt zu feiern, sorgt sich die Computerbranche um die Zukunft.

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Die Kunst der Verkleinerung: Mikrochip von IBMBild: AP

Keine knallenden Sektkorken bei den Computerherstellern, kein Countdown hin auf die Zahl mit den neun Nullen. Das Jubiläum verging praktisch unbemerkt: Im April dieses Jahres wurde der einmilliardste Personal Computer (PC) verkauft. Dies gaben jedenfalls die Marktforscher von Gartner Request bekannt - mit einigen Monaten Verspätung. 25 Jahre hat es gedauert, bis diese Marke erreicht wurde, mit der zweiten Milliarde rechnen die Marktforscher schon in sechs Jahren. Dennoch befindet sich die Branche im Jubiläumsjahr in der Krise.

Die meisten Computer wurden in den USA gekauft: Hier lag der Anteil bei 394 Millionen Rechnern. 25 Prozent der PCs gingen in Europa über die Ladentheken und zwölf Prozent wurden im Raum Asien-Pazifik verkauft. Die meisten abgesetzten Geräte waren Desktop-Rechner, Laptops kamen erst in den 90er Jahren in den Handel.

Apple ist der letzte Dinosaurier

Die Geschichte des Personal Computer begann 1971 mit der Erfindung des ersten Microprozessors durch den Chiphersteller Intel. Von den Top-5- Herstellern aus der Pionierphase der PC-Industrie (Zenith, Apple Computer, Northgate, Zeos und Commodore) ist heute nur noch Apple im Geschäft. Der erste verfügbare Personal Computer überhaupt war der "Altair" mit einem 8080er Chip und 256 Byte Arbeitsspeicher, der 1974 als Baukasten für Hobby-Bastler in den Handel kam.

Den großen Durchbruch erlebte der Personal Computer 1981 mit dem ersten kommerziell erfolgreichen Rechner des Computerherstellers IBM. Im Vergleich zu heutigen Geräten war der IBM-Rechner groß, schwerfällig und vor allem nur für einfache Textverarbeitung zu gebrauchen. Als Betriebssystem diente das so genannte MS-DOS, das der junge Microsoft-Gründer Bill Gates damals auf der Basis eines zuvor gekauften Systems für IBM programmiert hatte.

Wenige Krisenjahre

Seitdem konnte die PC-Industrie fast jedes Jahr zweistellige Wachtumsraten verbuchen. Nur in den Jahren 1985 und 2001, gab es Rückgänge zu verzeichnen. Angesichts der Konjunkturflaute und bislang eher schleppender Verkäufe in den ersten Monaten dieses Jahres rechnen Experten für 2002 allerdings erneut mit einem Minusjahr.

Trotz anhaltender Zurückhaltung der Unternehmen bei Investitionen in die Computer- und IT-Infrastruktur bleiben Branchenkenner jedoch weiter optimistisch. Der Bedarf an Computern werde schon allein deshalb weiter steigen, weil er für Unternehmen unentbehrlich geworden sei. Immerhin werden 75 Prozent aller PCs professionell und nur 25 Prozent privat genutzt. Eine der größten Antriebsfedern für eine Belebung sollen dabei die wachsenden Märkte in China, Lateinamerika, Osteuropa und Indien sein.

Hoffnungsträger Internet

Die Branche setzt ihre Hoffnungen aber auch auf die zügige Verbreitung von Breitbandzugängen zum Internet. Studien zufolge nutzen Anwender von Breitbandzugängen in den USA ihren Computer deutlich mehr und vielfältiger als Anwender mit herkömmlichem Anschluss. Denn ein schneller Zugang zum Internet macht den Aufenthalt im Netz deutlich attraktiver. Einen Hinweis auf die Bedeutung des Internets für die PC-Branche liefern die Wachstumsraten des Webs: Die Anzahl der Internetseiten ist von 50 im Jahr 1993 auf 350 Millionen im Jahr 2001 gestiegen. Und um in das weltweite Datennetz zu gelangen, braucht der Nutzer einen PC.

Im Vergleich zu den Anfängen vor 25 Jahren hat sich der PC von einer unhandlichen Maschine zu einem Multi-Funktions-Dienstleister im Handtaschenformat gewandelt. Dennoch haben die Computerbauer bis zum Verkauf des zweimilliardsten Geräts noch viel vor. "Heute müssen die Menschen mit Computern noch in deren Sprache kommunizieren, sagt Pat Gelsinger, Technik-Chef von Intel. "Morgen wollen wir, dass die Computer mit den Menschen in unserer Sprache sprechen."