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Film

Meister der Kinomagie: John Williams zum 90.

8. Februar 2022

"Star Wars", "Schindlers Liste" und "Harry Potter": Kinofans kennen und lieben die Soundtracks von John Williams. Mit fünf Oscars und zahlreichen Nominierungen bricht er als Komponist alle Rekorde.

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Komponist John Williams, Im Hintergund ein Foto vom ihm  beim Dirigat
John Williams übertrifft sich in seinen Kompositionen selbstBild: Chris Pizzello/Invision/AP/picture alliance

"Nicht er braucht die Filme, sondern die Filme brauchen ihn", schrieb das Musikmagazin Rolling Stone mal über den Komponisten John Williams. Schon "Der weiße Hai", für den der US-Amerikaner 1976 seinen ersten Filmmusik-Oscar erhielt, zeigt, wie kongenial Williams Filmszenen und Soundtrack zusammenbringen kann. Das Motiv besteht nur aus wenigen Noten, aber durch Variation von Tempo und Lautstärke wird die unmittelbar drohende Gefahr nahezu greifbar. Spannung erzeugen, darin versteht sich Williams wie kaum ein zweiter Komponist für Filmmusik. Dann wieder untermalt er die Handlung mit kraftvollen Klängen und überraschende Wendungen. 

Komponist John Williams steht in einem Orchestergraben und winkt dem Publikum zu.
John Williams füllt ganze Arenen, wenn er seine Filmmusik live vorführtBild: Paul Hebert/AMPAS/ZUMA/picture alliance

John Willliams Werke sind subtil, aufwühlend - oder bombastisch

Wie komplex seine Kompositionen sein können, zeigt sich etwa an der Science-Fiction-Reihe "Star Wars"von George Lucas. John Williams verwandelte das Krieg-der-Sterne-Epos in eine Weltraumoper, die inzwischen auch regelmäßig mit den Wiener oder Berliner Philharmonikern live vor Publikum aufgeführt wird. Unvergesslich, wie er das Auftauchen der Raumschiffflotte musikalisch ankündigt, wie er den Kampf zwischen Gut und Böse dramatisch und zugleich heroisch erklingen lässt. Jede Figur, jeder wichtige Schauplatz erhält ein eigenes musikalisches Thema. Inspiration holte sich der Komponist bei einem anderen Meister der monumentalen Klangerlebnisse: Richard Wagner. Der Komponist mit dem Siegfried-Motiv stand Pate für den Soundtrack in Star Wars, wie Musikkritiker herausgefunden haben.

Williams liest keine Skripte

Williams Herangehensweise ist ungewöhnlich: Er liest nie die Drehbücher, sondern lässt sich den fertigen Film vorführen, bevor er mit dem Komponieren startet. Erst dann zieht er sich zurück und beginnt zu arbeiten. Die Noten schreibt er mit der Hand auf, einen Computer benutzt er nicht. Die ersten und auch die meisten Erfolge hatte Williams für seine Kompositionen für Blockbuster von Steven Spielberg. 28 Filme haben der Hollywood-Regisseur und der Filmmusiker gemeinsam realisiert.

Bei der Laudatio 2016 zur Verleihung des Lebenswerkpreises durch das American Film Institute zählte Spielberg die Qualitäten von Williams Kunst auf: die Musik für den fertigen Film zu entwickeln, zu wissen, welche Kraft in der Musik, aber auch in der Abwesenheit von Musik liegt und komplex wie Debussy oder ausgereift wie Strawinsky zu komponieren. Die Verbindung zwischen Regisseur und Komponisten bezeichnete Spielberg als "eine perfekte Heirat". "Ohne John Williams fliegen keine Fahrräder oder Besen in Quidditch-Wettkämpfen, Teppiche haben keine Kraft, Dinosaurier laufen nicht, wir wundern uns nicht, wir weinen nicht", sagte Spielberg damals voller Respekt über den Komponisten.

Erfolgreiche Kompositionen

Williams wurde 1932 als Sohn eines Orchestermusikers in New York geboren. An der renommierten Juilliard School studierte er Klavier. Neben seiner Hollywood-Karriere trat er als Gastdirigent bei vielen Orchestern auf. Er komponierte auch die Olympia-Hymne "Call of the Champions" für die Winterspiele (2002) in Salt Lake City und die Musik zur Vereidigungsfeier von US-Präsident Barack Obama im Jahr 2009, schrieb Musik für berühmte Interpreten wie den Geiger Itzhak Perlman und den Cellisten Yo-Yo Ma. Als junger Musiker habe er nicht das Ziel verfolgt, Filmmusiken zu schreiben, erzählte Williams mal dem "BBC Music Magazine". Er habe sich mehr für das Klavierspielen interessiert und sei darin auch "ziemlich gut" gewesen. Die Hollywood-Karriere habe sich mit etwas Glück so ergeben. "Ich habe einfach einen Fuß vor den anderen gesetzt."

Williams hat so viele Oscarnominierungen wie kein anderer

Die Liste der Filme, für die er Soundtracks komponierte, ist beeindruckend - wenngleich auch sehr auf Hollywood konzentriert: "E.T. - Der Außerirdische", "Superman", "Dracula" oder "Schindlers Liste" gehen auf das Konto dieser Kooperation, die noch immer andauert. Für Spielberg schrieb Williams 2017 noch die Musik für dessen Film "Die Verlegerin". Rekorde eingefahren hat er bereits: Was die Preise und Nominierungen angeht, kann ihm niemand das Wasser reichen. Mit der Musik für "Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers" holte Williams 2020 seine 52. Oscar-Nominierung. Damit ist er der lebende Mensch mit den meisten Oscar-Anwartschaften. Fünf Mal gewann er seit 1972 die Trophäe: für "Anatevka", "Der weiße Hai", "Krieg der Sterne", "E.T. - Der Außerirdische" und zuletzt im Jahr 1994 für "Schindlers Liste". 

Der 90. Geburtstag John Williams' wird gebührend gefeiert. Orchester, Film- und Musikverbände planen zahlreiche Würdigungen und Konzerte zum runden Jubiläum - über Monate hinweg. Im Oktober stand Williams mit bekannten
Hollywood-Klängen in Berlin auf der Bühne. Dieser Auftritt sei "eine große Ehre und ein Privileg" für ihn, sagte Williams damals. Das Kompliment gibt es seitens der Gratulanten nun zurück: Als besonderes Geschenk erscheint an seinem Geburtstag am 7. Februar das Album "John Williams - The Berlin Concert" - entstanden in Kooperation mit der Stargeigerin Anne-Sophie Mutter.

John Williams hält die Oscar-Trophäe in den Händen und lächelt.
Fünf Oscars und zahlreiche Nominierungen erhielt John Williams - bis jetztBild: NewsBase/AP/picture alliance
Autorin Sabine Oelze
Sabine Oelze Redakteurin und Autorin in der Kulturredaktion