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Japan startet Dekontaminierung in Fukushima

7. Dezember 2011

In der 20-Kilometer-Sperrzone um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima haben japanische Soldaten mit Dekontaminierungsarbeiten begonnen. Sie sollen in vier Orten öffentliche Gebäude von radioaktiver Strahlung befreien.

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Arbeiter in Schutzanzügen (Foto: dpa)
Arbeiter in der verstrahlten Sperrzone um das AKW FukushimaBild: picture alliance/dpa

900 Soldaten sind in den kommenden zwei Wochen in den japanischen Ortschaften Namie, Naraha, Tomioka und Iitate im Einsatz. Die Männer haben den Auftrag, öffentliche Gebäude und das Gelände von radioaktiver Strahlung zu säubern. Für Anfang kommenden Jahres hat die Regierung unter Ministerpräsident Yoshihiko Noda eine großflächige Dekontaminierung radioaktiv verseuchter Gebiete angesetzt. Die entsprechenden Arbeiten sollen in der sehr verstrahlten Provinz Fukushima mit dem havarierten Atomkomplex Fukushima Daiichi, in Gebieten der nordwestlichen Region Tohoku und in Regionen im Großraum Tokio erfolgen.

Ein Mann im Schutzanzug in Futaba (Foto: AP)
Die evakuierte Stadt Futaba innerhalb der 20-Kilometer-SperrzoneBild: dapd

Die von diesem Mittwoch (07.12.2011) an gereinigten Häuser und Hallen in den vier Ortschaften werden von Januar an als Stützpunkte für Arbeitskräfte und Logistik dienen.

Wohin mit dem verstrahlten Müll?

Wo die abgetragene Erde und der Schutt letztendlich entsorgt werden, ist allerdings noch offen. Zunächst wird der "Müll" in sogenannte Zwischenlager transportiert. Auch die Asche von Abfallverbrennungsöfen, die mit mehr als 8000 Bequerel pro Kilogramm strahlt, muss zwischengelagert werden.

Die Regierung drängte nochmals die lokalen Behörden, weitere Zwischenlager einzurichten, bis ein Endlager für diesen Abfall gefunden ist. Wegen der Sorge vor radioaktiven Strahlen und der noch ungeklärten Endlagerfrage weigerten sich viele Gemeinden bislang, Raum für solche Zwischenlager auszuweisen.

Radioaktives Wasser strömt ins Meer

Knapp neun Monate nach Erdbeben, Tsunami und der daraus folgenden Atomkatastrophe ist die Lage auch im havarierten Atomkomplex bei weitem noch nicht unter Kontrolle. Vor zwei Tagen strömte aus der schwer beschädigten Anlage wieder radioaktiv verseuchtes Wasser in den Pazifik. Nahe einer Aufbereitungsanlage für kontaminiertes Wasser war nach Angaben der AKW-Betreibergesellschaft Tepco hochradioaktives Wasser aus einem Filtersystem ausgelaufen. Bevor das Leck mit Sandsäcken abgedichtet werden konnte, gelangten laut Tepco etwa 300 Liter ins Meer.

Das Wasser ist mit den radioaktiven Substanzen Cäsium 137 und Jod 131 durchsetzt und könnte auch das gefährliche Strontium enthalten, das Knochenkrebs verursachen kann. Im November berichtete der Betreiber zudem von einer neuerlichen Kernspaltung in Reaktor Zwei der Atomruine.

Der havarierte Reaktorblock Zwei aus der Luft (Foto: AP)
Rektor Zwei: Hier gab es im November eine neue KernspaltungBild: AP

Baby-Nahrung radioaktiv belastet

Spuren von radioaktivem Cäsium wurden jetzt erstmals auch in Milchpulver für Babys entdeckt. Der Lebensmittel- und Süßwarenhersteller Meiji in Tokio rief vorsorglich 400.000 Packungen mit dem Verfallsdatum Oktober 2012 zurück. Seit der Atomkatastrophe vom 11. März wurde bereits bei mehreren japanischen Nahrungsmitteln eine erhöhte Radioaktivität festgestellt, darunter bei Reis, Fisch, Rindfleisch, Gemüse, Milch und Teeblättern. Reis aus der Provinz Fukushima ist radioaktiv verseucht und darf nicht in den Handel.

Autorin: Susanne Eickenfonder (dpa, afp, dapd)
Redaktion: Martin Schrader