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Politik

Jakarta verspricht Sicherheit für Asienspiele

Zora Rahman aus Jakarta
7. August 2018

Indonesien richtet die diesjährigen Asienspiele (Asian Games) aus und hat dafür umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Zuletzt hatten Islamisten im Mai eine Serie von Selbstmordanschlägen verübt.

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Finnland IAAF U20-Weltmeisterschaft in Tampere | Lalu Muhammad Zohri, Indonesien
Bild: Reuters/Lehtikuva/K. Parkkinen

Die Szenen wirken wie aus einem Hollywood-Actionfilm: Dutzende Angehörige von Spezialeinheiten seilen sich mitten in der indonesischen Hauptstadt Jakarta aus Polizeihubschraubern und an den Fassaden von Wolkenkratzern ab. Auf den Straßen liefern sich die in Schwarz vermummten Elitekräfte Schießereien mit potentiellen Angreifern – einige sind am Ende von Farbpatronen völlig eingenebelt.

Keine drei Wochen vor Beginn der Asian Games, die dieses Jahr in der Hauptstadt Jakarta und in Palembang auf Sumatra stattfinden, will die indonesische Regierung mit dieser medienwirksamen Anti-Terror-Übung demonstrieren, dass sie alles tut, damit der zweitgrößte Multi-Sport-Event der Welt nach der Olympiade ohne Zwischenfälle verlaufen wird. "Zero attack and zero accident" lautet das selbstsichere Motto des Chefs der indonesischen Behörde zur Terrorismusbekämpfung, General Suhardi Alius. "Die Sicherheitsvorkehrungen sind so engmaschig, dass kein Schlupfloch für jene bleibt, die die Spiele stören wollen", verkündete er auf einer Pressekonferenz im Mai. "Wer keinen Ausweis dabei hat, braucht gar nicht erst zu kommen." Er musste allerdings zugeben, dass ein internationales Großereignis wie die Asian Games natürlich ein potentielles Ziel für Terroranschläge sei, daher müssten die Vorkehrungen eben besonders streng sein.

Hartes Durchgreifen der Polizei

Jugend- und Sportminister Imam Nahrawi versicherte wenig später, dass die Sicherheitsvorkehrungen bei den Asian Games internationalem Standard entsprächen. Damit trat er Zweifeln an der planmäßigen Durchführung der Spiele entgegen, die nach einer Serie von Selbstmordanschlägen aufkamen, die im Mai in Surabaya insgesamt 28 Tote gefordert hatten. Es war der Anschlag mit den meisten Todesopfern der vergangenen zehn Jahre in Indonesien und ließ die Ängste vor militanten Extremisten im Land mit der größten muslimischen Bevölkerung erneut aufflammen. Infolge der Anschläge hatten viele Länder Reisewarnungen für Indonesien ausgesprochen, darunter auch die Asian-Games-Teilnehmer Singapur, Malaysia, Philippinen und Hongkong.

Indonesien Asian Games - Poco-Poco Tanz | Joko Widodo, Präsident
Präsident Joko Widodo führte am Sonntag einen Massentanz ("Poco-Poco") durch die straßen Jakartas an, um die bislang mäßige nationale Begeisterung für die Asienspiele anzufachen.Bild: Reuters/Antara Foto/A. Albar

Seither haben die indonesischen Sicherheitsorgane ihre Anstrengungen zur Terrorbekämpfung intensiviert: In den vergangenen drei Monaten wurden nach Auskunft des Polizeichefs Tito Karnavian 242 Terrorverdächtige verhaftet,  darunter viele mit Verbindungen zum IS-nahen Netzwerk Jamaah Ansharut Daulah (JAD), dem auch die Selbstmordattentäter von Surabaya angehörten.

Auch gegen gewöhnliche Straßenkriminelle hat die Polizei zuletzt ungewöhnlich hart durchgegriffen: In einer Serie von Razzien wurden laut dem TV-Sender Channel News Asia seit Anfang Juli insgesamt 700 Personen festgenommen, mehr als tausend in Rehabilitationsprogramme eingewiesen. 15 Menschen wurden erschossen, als sie sich der Festnahme wiedersetzten. Was Kritiker als übertrieben brutale Maßnahmen bezeichnen, nennt der Polizeisprecher in einem öffentlichen Statement "eine angemessene Operation gegen diejenigen, die sich gegen Beamte wehren und andere Leute gefährden."

Indonesien Nach den Anschlägen
Bei Selbstmordanschlägen auf christliche Kirchen im Mai waren sogar Kinder beteiligtBild: picture alliance/AP/A. Ibrahim

Umfassende Überwachung und Betreuung 

Während der Asian Games werden mehr als 40.000 Polizisten und Soldaten im Einsatz sein, um den alle vier Jahre stattfindenden Sportevent zu sichern, der zum ersten Mal seit 1962 in Indonesien stattfindet. In diesem Jahr werden rund 11.000 Athleten und aus 45 Ländern um 463 Goldmedaillen in 40 verschiedenen Sportarten und 67 Disziplinen kämpfen. Außerdem werden rund 5.000 Funktionäre und bis zu 150.000 Zuschauer aus dem Ausland erwartet – jede Gruppe soll von eigens für sie zuständigen Sicherheitsbeamten begleitet werden.

Vor allem an öffentlichen Plätzen, Flughäfen, Shopping Malls, Hotels und Sehenswürdigkeiten sind die Sicherheitsvorkehrungen deutlich verstärkt worden: Allein in Palembang wurden 600 neue Überwachungskameras an Austragungsorten, in Athletenunterkünften und an öffentlichen Plätzen installiert, ein Teil davon mit Gesichtserkennungsfunktion. Das Organisationskomitee der Spiele versichert, dass auch für die Sicherheit der technologischen Infrastruktur gesorgt sei, um etwa Cyberangriffe durch Hacker zu verhindern. "Indonesien ist trotz der Vorkommnisse überzeugt von der Wirksamkeit seiner Sicherheitsmaßnahmen. Glücklicherweise haben die Teilnehmerstaaten nun dasselbe Vertrauen", erklärt Vize-Polizeichef Syafruddin, der zugleich Chef des indonesische Teams ist.

Weil einige Wettkämpfe schon vor der offiziellen Eröffnung am 18. August ausgetragen werden und die ersten Athleten bereits zum Training anreisen, greifen sämtliche Sicherheitsvorkehrungen schon ab 7. August. Das Bung-Karno-Stadion im Zentrum Jakartas, in dem normalerweise Hunderte Menschen früh morgens und am späten Nachmittag Sport treiben, ist schon seit dem 10. Juli für die Öffentlichkeit gesperrt.

Fußball - Die größten Stadien der Welt
Das auch für Politikerauftritte beliebte Bung-Karno-Stadion im Zentrum Jakartas ist gesperrt Bild: picture-alliance/dpa/M. Irham

Bleibende Herausforderung duch gewalttätigen Extremismus

Kurz vor der Eröffnung der Asian Games ist die Direktorin des "Institute for Policy Analysis of Conflict" in Jakarta, Sidney Jones, zuversichtlich, dass die Spiele vor Terrorattacken sicher sind. Noch vor kurzem hatte Jones vor einem Anstieg von Terroranschlägen in Südostasien gewarnt, die vom IS motiviert seien. "Die indonesische Polizei unternimmt jede erdenkliche Vorkehrung. Natürlich gibt es immer die Möglichkeit, dass irgendwo ein Selbstmordattentäter durchschlüpft, das kann man nie komplett ausschließen. Aber ich würde diese Möglichkeit als sehr gering einschätzen", so die Terrorexpertin. Sie betont aber auch, dass der gewalttätige Extremismus in Indonesien noch bis weit in die Zukunft ein Problem bleiben werde und eine enge Zusammenarbeit zwischen Polizei, Militär und Geheimdienst auch über die Spiele hinaus sehr wichtig sei, um neue Anschläge zu verhindern.