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Jagd auf den Monsterfisch

Daniel Scheschkewitz15. Juli 2002

"Channa asiatica" lautet der lateinische Name für ein Monstrum von Fisch, den man bislang nur im Pazifik antraf, in diesem Sommer aber Naturfreunden und Anglern in der Region Washington Furcht und Schrecken einjagt.

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Nun sind Einwanderer aus Asien hier an und für sich nichts ungewöhnliches. Der Fisch jedoch ist ein Monstrum seiner Art mit scharfen Zähnen, das sich nicht nur im Wasser, sondern auch auf dem Land fortbewegt, weswegen ihn die Amerikaner auch Schlangenkopffisch nennen.

Der Fisch, der sich an Land auf seinen muskulösen Flossen fortbewegt, ist ein Vielfraß, das im ausgewachsenen Stadium auch schon mal kleine Säugetiere verschlingt. Als Babyfisch offenbar selbst eine Delikatesse, wird er seit einigen Jahren auch von asiatischen Lebensmittelhändlern in die USA importiert.

Bei einem solchen kaufte auch ein Asiate aus dem Washingtoner Umland zwei Exemplare, wollte er doch mit dem kleinen "Channa asiatica" seine kränkelnde Schwester kurieren. Deren Selbstheilungskräfte waren jedoch schneller als der Fischimport und so wanderte die kleinen Prachtexemplare statt in den Suppentopf in ein flugs beschafftes Aquarium.

In ihrem neuen Domizil gediehen die pussierlichen Tierchen prächtig, verschlangen am Tag jeder bis zu 12 Goldfische bis ihnen schliesslich das zugewiesene Bassin etwas eng wurde. Da die Fische mit ihrem stattlichen Apettit inzwischen auch zu einer echten Belastung für die Haushaltskasse unserer asiatischen Einwandererfamilie geworden war, entschloss sich ihr Besitzer kurzerhand, sie im Fischteich hinter dem Einkaufszentrum zu entsorgen, wo die geschmähten Fischchen sich promt zu vermehren begannen.

Erstaunte Angler machten als erste Bekanntschaft mit dem exotischen Fisch, doch sollen inzwischen auch Spaziergänger dem Fischmonstrum auf seinen gelegentlichen Landgängen begegnet sein. Meine amerikanischen Kollegen freuen sich über ein exzellentes Thema für das sich abzeichnende Sommerloch. Die Naturschutzbehörde ist allerdings weniger begeistert - Über Zuflüsse könnten einige Exemplare des Fisches auch in die berühmte Chesapeake Bay gelangen, die mit ihren Auster- und Krebsvorkommen ein sensibles Ökosystem darstellt. Und was für kränkelnde Chinesen als Heilmittel taugt muss für heimische Gewässer noch lange kein Zugewinn sein.

Ob man dem Schlangkopffisch nun mit Eletroschocks, Sprengstoff oder Gift auf die Schuppen rückt, haben die Naturschützer noch nicht entschieden. Sein früherer Besitzer, so viel steht fest, will das Tierchen nicht zurück haben.